Reh (Capreolus capreolus)
Kennzeichen
- Gewicht: ausgewachsene Tiere 17-22 kg, sehr gut entwickelte Individuen bis zu 25kg.
- Sommerfell: gelblich-rot, Winterfell: graubraun, Haarwechsel April/Mai und September/Oktober.
- Rehe haben am Hinterteil einen weißen Fleck, Spiegel genannt.
Frisch geborene Kitze tragen ein gepunktetes Tarnkleid und verschmelzen ganz mit der Umgebung. - Der Rehbock wirft im Herbst sein Geweih (Gehörn genannt) aus Knochensubstanz ab, das bald darauf wieder neu zu wachsen beginnt. Im Frühjahr reibt (fegt) der Bock an kleinen Bäumchen die Nährhaut (Bast) von seinem fertigen Gehörn, dies dient auch der Reviermarkierung. Im Winter geben Rehe ihre Territorien auf und schließen sich zu größeren Gruppen, den sog. Sprüngen, zusammen, die sich dann vor der Zeit des Setzens im Frühjahr wieder auflösen.
Unterschiede zu anderen Cerviden
Rehwild | Rotwild | Damwild |
Kleinste Hirschart mit einer Schulterhöhe zwischen 54 und 84 cm. Sie zählen zum sogenannten Schlüpfertypus, die Kruppe liegt höher als der Widerrist. | Zählt zu den echten Hirschen, Schulterhöhe von 120 bis 150 cm, Hirsche können bis zu 250 kg Lebendgewicht erreichen, besonders ist ihr rotbraunes Sommerkleid. | Leichter als der Rothirsch mit eine Schulterhöhe von 80 bis 100 cm, sie sind leicht an ihrem weiß gefleckten Sommerkleid zu erkennen. |
Verbreitung und Stellung im zoologischen System
- Das Reh besiedelt weite Teile Europas und Asiens.
- In Europa kommt es von der Küste bis ins Hochgebirge, von Flußauen bis hin zu Bergwäldern, in Agrarlandschaften und Parklandschaften vor.
- Es gehört zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), zur Familie der Hirsche (Cervidae), bildet aber dabei u.a. mit dem Elch und dem Ren die Gruppe der Trughirsche.
Lebensraum
- Lebensraum: Randzonen reich strukturierter Busch- und Mischwälder.
- Auch offene Feldflur (Feldrehe), in der Nähe von menschlichen Siedlungen, auch in stadtnahen Parks.
- Als Kulturfolger ist das Reh sehr anpassungsfähig.
Nahrung
- Als Wiederkäuer ist das Reh ein reiner Pflanzenfresser.
- Nahrung besteht aus: Kräutern, Gräsern, Blättern, Triebe, Knospen sowie Wald- und Feldfrüchten. Es bevorzugt nährstoff- und energiereiche, nicht stark verholzte Pflanzenteile (Konzentratselektierer).
Sinnesleistungen und Lautäußerungen
- Geruchs- und Gehörsinn sind hervorragend ausgebildet.
- Augen weniger leistungsfähig, Rehe sind farbenblind und können räumlich nicht gut wahrnehmen, sie registrieren Bewegungen aber sehr genau.
- In der Paarungszeit (Juli bis Anfang August), fiept die Geiß nach dem Bock. Auch die Kitze geben Fieplaute von sich.
- Böcke lassen zur Brunftzeit in ihrem Territorium raue, bellende Laute hören
- Wenn sich Rehe erschrecken, geben sie ebenso einen bellenden Laut von sich.
Fortpflanzung
- Paarungszeit: Juli/August (Blattzeit)
- Tragzeit: 9 ½ Monate. Nach der Befruchtung tritt eine 4 ½-monatige Keimruhe (Eiruhe) ein, das heißt, die befruchteten Eizellen entwickeln sich verzögert.
- Im Mai/Juni werden meist 2 (selten 1 oder 3) Kitze mit etwa 1 kg Gewicht geboren.
- In den ersten Lebenstagen besucht die Mutter die Kitze nur zum Säugen, um nicht die natürlichen Feinde auf die Spur der Jungtiere zu locken. Die Kitze werden aus sicherer Entfernung von der Ricke beobachtet.
- Ricken legen die Kitze ab, d.h. die Kitze drücken sich reglos ins Gras, um vor Feinden sicher zu sein. In den ersten Lebenstagen haben sie noch keinen Eigengeruch. Abgelegte Kitze daher niemals berühren, da die Ricke sie dann nicht mehr annimmt. Kitze sind nicht verwaist, die Ricke kommt regelmäßig zum Säubern und Säugen.
- Rehe können bis zu 15 Jahre alt werden. Das Gebiß ist dann so stark abgenutzt, daß die Tiere die Nahrung nicht mehr aufnehmen und wiederkäuen können.
Gefahren für das Reh
- Natürliche Feinde: Wolf, Luchs, Bär, Schwarzwild, Steinadler.
- Mähwerkzeuge bei Heu- und Grasernte.
- Straßenverkehr und wildernde Hunde.
Rehwild im Bundesjagdgesetz
Jagdzeit
- Kitze: 1. September - 28. Februar
- Schmalrehe: 1. Mai - 30.Januar
- Ricken: 1. September - 30. Januar
- Böcke: 1. Mai - 15. Oktober
Quellen
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Kurt, Fred (1991): Das Reh in der Kulturlandschaft. Sozialverhalten und Ökologie eines Anpassers. Hamburg, Berlin: Parey.
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Melis, C.; Basille, M.; Herfindal, I.; Linnell, J.D.C.; Odden, J.; Gaillard, J. M. et al. (2010): Roe deer population growth and lynx predation along a gradient of environmental productivity and climate in Norway. In: Ecoscience 17 (2), S. 166–174.
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Niethammer, J.; Krapp, F. (1986): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 2/II Paarhufer - Artiodactyla. Aula Verlag Wiesbaden.
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Nitze, M. (2012): Schalenwildforschung im Wolfsgebiet der Oberlausitz. Projektzeitraum 2007-2010. Forschungsbericht. Hg. v. Institut für Forstbotanik und Forstzoologie. AG Wildtierforschung; TU Dresden. Dresden.