Noch nicht aus dem Ei und schon gefressen
Die Europäische Sumpfschildkröte ist Reptil des Jahres. Die Ehrung ist zugleich ein Verweis auf eine besonders bedrohte Art. Im Nordosten Brandenburgs existiert eines der letzten Vorkommen in Deutschland, das staatliche Naturschützer seit 1993 gemeinsam mit Jägern betreuen. Um die Population weiterhin zu erhalten und wieder großräumig zu etablieren, fordert der Deutsche Jagdverband eine Bejagung von Fressfeinden insbesondere in den Brutgebieten. „Lebensraum verbessernde Maßnahmen und eine intensive Fangjagd helfen stark bedrohten Arten wie der Sumpfschildkröte", erklärt DJV-Artenschutzexpertin Astrid Sutor.
Seit 2005 beobachten die Forscher einen starken Bestandsrückgang auch bei erwachsenen Sumpfschildkröten. Wo der Waschbär vorkommt, weist nahezu jedes zweite Reptil schwere Verletzungen, wie abgebissenen Gliedmaßen und Schwänze, auf. Filmaufnahmen von Monitoringkameras zeigen, wie geschickt Waschbären Jagd auf Sumpfschildkröten machen. In Brandenburg sind bereits 71 Prozent der Jagdreviere in Waschbär-Hand, wie Erhebungen im Rahmen des Wildtierinformationssystems zeigen. Eine Steigerung von 29 Prozentpunkten gegenüber 2006. Deutschlandweit kommt der Kleinbär in 46 Prozent aller Jagdreviere vor.
Neben dem Waschbär bedrohen zahlreiche andere Fressfeinde wie Fuchs, Marderhund, Mink und Krähenvögel die Gelege und Schlüpflinge des seltenen Reptils. Gezielte Pflegemaßnahmen wichtiger Brutplätze, an denen im Frühsommer die Eier abgelegt werden, sind deshalb nur eine Säule des Artenschutzes. Daher fordert der DJV von Politik und Naturschutzverbänden eine Unterstützung bei der Ausübung der Fangjagd, um die Fressfeinde zu reduzieren. Jäger sind laut DJV im Umgang mit Fanggeräten geschult und daher wichtige Partner im Artenschutz. In speziellen Seminaren lernen sie das richtige Aufstellen verschiedener Fanggeräte unter Berücksichtigung aller tierschutzrechtlichen Vorschriften.
Sumpfschildkrötenschutz in Brandenburg
Weitere Informationen zur Europäischen Sumpfschildkröte
- ursprünglich verbreitet von Portugal bis zum ehemaligen Aralsee
- im 19.Jahrhundert in Brandenburg und Mecklenburg noch relativ häufig
- sukzessive Bestandsabnahme durch übermäßige Nutzung als Nahrungsmittel, als Exportgut „Fastenspeise“ und nicht zuletzt als Beifang in Fischreusen
- zunehmende Lebensraumzerstörungen, unter anderem die Trockenlegung von Gewässern und die Umwandlung sonnenexponierter Magerrasenstandorte in Ackerflächen, führten zu lokaler Ausrottung
- Sumpfschildkröten legen etwa 10 bis 20 Eier in Erdgruben unweit der Wohngewässer
- in den unterirdischen Brutstätten entwickeln sich aus dem Gelege die jungen Schildkröten, die in ihren Bruthöhlen überwintern und erst im Frühjahr des nächsten Jahres das Wasser aufsuchen