Zeitgemäßes Wildtier­management statt mehr Jagddruck

Überhöhte Wildbestände seien die Ursache für Schäden im Wald: Dieser Ansatz lässt biologischen Sachverstand vermissen. DJV, Landesjagdverbände und Wissenschaftler haben die wildtierfeindlichen Ideen in Gesetzentwürfen vehement kritisiert. Für den Waldumbau braucht es stattdessen eine Partnerschaft von Jagd und Forst.

Für den notwendigen Waldumbau braucht es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Jagd und Forst. Das gelingt nur mit einem zeitgemäßen Wildtiermanagement, das angepasste Jagdstrategien und Lebensraumgestaltung beinhaltet. Auf dem Symposium Wald und Wild in Werl, Nordrhein-Westfalen, wurde dies deutlich. Der DJV hat die Veranstaltung live übertragen.
Es gibt viele wissenschaftliche Studien (Vortrag Rotwild und Vortrag Rehwild), die belegen, dass Verteilung und Häufigkeit von Verbiss an Jungbäumen von verschiedenen Faktoren abhängen. Wie sich Tiere im Raum verhalten ist hierbei oftmals von größerer Bedeutung als die schiere Populationsgröße. Für die Lenkung von Wild ist verstärkte Jagd nur eine Maßnahme, etwa an Aufforstungsflächen. Deckung, etwa in Ruhezonen, und Nahrung, etwa durch Prossholz, sind hingegen Schlüsselfaktoren

Ursprünglich angestrebte Änderungen der Landesjagdgesetze in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz spiegeln eine einseitige Sichtweise wieder: Die alleinige Ursache für Schäden durch Wild liege in dessen überhöhten Beständen. Das gefährde einen erfolgreichen Waldumbau. Es fehlen wildbiologischer Sachverstand, Verständnis für ökologische Zusammenhänge und tierethische Grundzüge. DJV, Landesjagdverbände und Wissenschaftler gleichermaßen haben die Gesetzesentwürfe scharf kritisiert. Mit Erfolg: Die Vorlagen wurden zwischenzeitlich deutlich entschärft oder werden neu verhandelt. 

Die wichtigsten wildtierfeindlichen Vorhaben im Überblick:

Waldumbau muss ohne forstliche Schutzmaßnahmen funktionieren

Für den Waldumbau von mehr als 200.000 Hektar abgestorbenen Nadelholzreinbeständen müssen Laubbäume aufgeforstet werden. Hier braucht es neben verstärkter Jagd forstliche Schutzmaßnahmen (Einzelschutz, Kleingatter).

Nachtjagd auf Schalenwildarten in der Zeit vom 1. September bis 31. Januar

So verlieren Wildtiere eine wichtige zeitliche Rückzugsmöglichkeit. Jagd im Spätwinter widerspricht zudem wildbiologischen Erkenntnissen. Beide Maßnahmen provozieren sogar Wildschäden und sind aus Tierschutzsicht fragwürdig. 

Mindestabschussplan für männliche Kälber, Lämmer und Jährlinge von Rot-, Dam- und Muffelwild sowie alle weiblichen Tiere  

Ein Mindestabschussplan ohne Deckelung kann Alters-, Geschlechter- und sogar Sozialstruktur von Lokalpopulationen zerstören - mit negativen Folgen für die genetische Struktur der Gesamtpopulation.

Reduzierung des Bejagungsverbots für Elterntiere auf die Säugezeit

Die Abhängigkeit des Jungtiers vom Muttertier geht weit über die Säugezeit hinaus. Besonders rudelbildende Arten wie Rot- und Damwild haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und lange Lernphasen. Alttier, Schmaltier und Kalb sind beispielsweise im Frühsommer des Folgejahres noch zusammen. 

Kleinteilige, unkoordinierte Jagd

Eine Jagderlaubnis für Grundstückeigentümer trotz bestehender Jagdpacht oder eine Reduzierung der Mindestreviergröße auf 10 Hektar: Die Sozialstruktur ist in Gefahr, insbesondere von weiträumig agierenden, rudelbildenden Arten. Mehr Jäger auf der Fläche bedeuten zudem mehr Jagddruck, der Wildschäden sogar befördern kann.