„[…] Heute habe ich vorgesorgt:
lange Unterwäsche, Thermokombi
und dicke Winterstiefel. Mit dem
Auto geht es durch den Schwarz-
waldbis hinter Oberkirch. Am Treff-
punkt haben sich etwa fünfzig in
Grün und Orange gekleidete Jäger
und Treiber versammelt. […]
Revierförster Siegfried Huber gibt
eine Sicherheitseinweisung und
erläutert den Ablauf: zu erwarten
sind Reh-, Schwarz- und Raubwild.
Also Rehe, Wildschweine, Füchse
und Marder. Es wird noch einmal eindringlich darauf aufmerk-
sam gemacht, dass der zugewiesene Standplatz bis auf fünf Me-
ter nach rechts und links während der Jagd nicht verlassen wer-
dendarf undnur sichereSchüsseabzugeben sind.
Ich merke, wie meine Anspannung wächst. Kreisjägermeister
Georg erklärt mir, was gleich passieren wird: ‚Um halb elf be-
ginnen die Treiberwehren laut rufend und in einer Reihe durch
den Wald zu laufen und das Wild in Bewegung zu bringen.‘
Im Idealfall läuft dann ein ‚Stück‘ vor die Büchse, und Georg
kanneinen sauberenSchuss abgeben. Soweit dieKurzfassung.
Pünktlich um halb elf ertönen die ersten Rufe, Hundegebell und
kurz danach die ersten Schüsse. ‚Das könnte eine Rotte Wild-
schweine sein‘, sagt Georg. Es folgen weitere Schüsse, dann hört
man lange Zeit nur noch den Lärm der Treiber. Zeit, sich ein biss-
chen mit Georg zu unterhalten. Für mich stellt sich die Frage,
wie er zur Jagd steht, und die Antwort klingt so überhaupt nicht
nach schießwütigem Fleischkonsumenten: ‚Es kommt auf die Be-
trachtungsweise an. Die Jagd, die wir hier betreiben, dient zur
Bestandsregulierung in einem Nutzwald. Zu viel Rehwild sorgt
dafür, dass Jungpflanzen nicht nachwachsen können, und ein zu
hoher Wildbestand bietet die Gefahr der Seuchenverbreitung
wie der Wildschweinpest. Aber alles in Kürze aufzuschlüsseln
geht nicht, dafür müssen wir uns mal für einen Abend zusam-
mensetzen.‘
Besonders gefällt mir seine Aussage, dass er durchaus auch nur
auf einem Hochsitz sitzt und die Tiere beobachtet. Es ist also
ähnlichwie beim Angeln – nicht jeder Tag endet mit einem erleg-
ten Tier, aber jeder Tag in der Natur endet mit neuen Eindrücken
undErlebnissen. […]“
EineDrückjagd
GEMEINSAM JAGDERLEBEN