52
Fit fürdieZukunft?
DasEuropäischeNaturschutzrecht im „Fitness-Check“
D
ie rasante Erholung der Bestände einstmals
gefährdeter Tierarten sorgt in Teilen Deutsch-
lands für Unmut. Spätestens seit der Biber bei-
spielsweise im Landkreis Märkisch-Oderland
(Brandenburg) regelmäßig Deiche unterhöhlt und
Flutgräben staut, gibt es dort kaum noch Befür-
worter für den nach wie vor strengen Schutz die-
ser Art. Der DJV fordert auf Europaebene mehr
Flexibilität, um auf derartige Entwicklungen natio-
nal besser reagieren zu können. „Sonst ist die
Akzeptanz für den Artenschutz in der Bevölker-
ung der ländlichen Gebiete in Gefahr“, sagt DJV-
Präsidiumsmitglied Dr. Jürgen Ellenberger. Vor
diesem Hintergrund müsse die Fauna-Flora-Habi-
tat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) dringend überarbei-
tet werden.
Die FFH-Richtlinie und die Vogelrichtlinie (VRL)
sind zusammenmit 31 weiteren EU-Regelungen im
sogenannten REFIT-Programm auf ihre Wirksam-
keit hin untersucht worden. „Die laufende Evaluie-
rung der FFH-Richtlinie bietet eine Chance für grö-
ßere Flexibilität und damit auch für eine bessere
Akzeptanz des Artenschutzes auf nationaler Ebe-
ne“, sagt Dr. Ellenberger.
Der DJV bemängelt in seiner Position zur derzeit
gültigen FFH- und Vogelrichtlinie unter anderem,
dass
• die Richtlinien imUmgangmit geschützten
Arten, die in einigen Regionen einen günstigen
Erhaltungszustand erreicht haben (unter an-
deremKormoran, Biber), zu unflexibel sind,
• in denMitgliedsländern eineUnsicherheit durch
die uneinheitliche und vage Rechtsprechung zur
Auslegung der Richtlinien besteht,
• Betroffene bei der Umsetzung vonManage-
mentmaßnahmen ungenügend eingebunden sind,
• Ausnahmegenehmigungen einen hohen büro-
kratischenAufwand erfordern,
• der Schutzgedanke beider Richtlinien gegenüber
demNutzungsgedanken überwiegt.
Akzeptanzproblemebei Landnutzern
Um die wesentlichen Probleme für die Eigentümer
und Bewirtschafter von Flächen in FFH- und Vogel-
schutzgebieten zu identifizieren und Lösungswege
zu zeigen, hat das Aktionsbündnis Forum Natur
(AFN) im Februar 2016 in Brüssel ein Gutachten
präsentiert. Die Gutachter plädieren für eine bes-
sere Kommunikation mit den Flächeneigentümern
und Bewirtschaftern: Managementpläne sollten
transparent und einvernehmlich vorbereitet und
umgesetzt werden. Vertragliche Lösungen sollten
Vorrang vor ordnungspolitischenMaßnahmenhaben.
HinterlässtgroßeSchäden: derBiber
GutachtendesAktions-
bündnisses ForumNatur
Das 2004 gegründete
Aktionsbündnis Forum
Natur (AFN)
fordert eine konsequente Politik zur
Stärkung des ländlichen Raumes und kooperative
Lösungen für den Arten- und Naturschutz – ge-
meinsammit denBewirtschaftern.
Die im AFN zusammengeschlossenen Verbände
der Grundeigentümer und Landnutzer – Bauern,
Waldbesitzer,Gärtner,Winzer,Grundbesitzer, Jagd-
genossenschaften, Jäger, Reiter und Fischer – sind
überzeugt, dass nur durch die nachhaltige Natur-
nutzungdiebestehendeKulturlandschaftmit ihrer
Vielfalt an Arten und Biotopen erhalten werden
kann. Das AFN vertritt insgesamt siebenMillionen
Menschen im ländlichenRaum.
INFO