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SCHWERPUNKT:WOLF
D
ie Wölfe haben sich in
Deutschland etabliert
und erschließen neue Le-
bensräume –mit einem jähr-
lichen Zuwachs vonmehr als
30 Prozent. Das birgt Kon-
flikte: 2015 kam es allein in
Niedersachsen zu rund
70 dokumentierten Fällen,
in denenWölfe die Nähe des
Menschen gesucht haben.
Zudem sehen in einigen
Bundesländern Schäfer ihre Existenz aufgrund der
wachsenden Wolfspopulation bedroht. „Wenn wir
die Sorgen der betroffenen Menschen nicht ernst
nehmen, schwindet die Akzeptanz für denWolf ra-
pide, wie bereits jetzt regional zu beobachten ist“,
sagt Dr. Gerd Dittrich, 2015 zuständiges DJV-Präsi-
diumsmitglied. Der DJV fordert Bund und Länder
auf, sich damit auseinanderzusetzen, wie die zu-
nehmende Wolfspopulation künftig auf einem sta-
bilen, den Lebensraumbedingungen angepassten
Niveau gehaltenwerden könne. Zudemmüsseman
sich stärker den konfliktträchtigen Themen wid-
men, etwa der Frage, wie Vergrämung und Entnah-
me verhaltensauffälliger Tiere in der Praxis umge-
setzt werden sollen: So ist ein zu wenig Scheu
zeigender Wolf aus der Lüneburger Heide im April
2016 nach mehreren fehlgeschlagenen Vergrä-
mungsversuchen auf Anweisung des niedersächsi-
schen Umweltministeriums erstmals getötet wor-
den.
NABU lädt nachWolfsburg
Wie Mensch und Wolf nebeneinander leben kön-
nen, wurde im September 2015 auf einer dreitägi-
gen internationalen Konferenz des NABU disku-
tiert. Neben Verbandsvertretern und Experten aus
Deutschland präsentierten Wissenschaftler aus den
USA, Schweden, Norwegen, Italien und Kroatien
den circa 400 Teilnehmern ihre Erfahrungen. DJV-
Geschäftsführer Andreas Leppmann plädierte für
einen sachlichen Umgang mit dem Thema Wolf. Er
Gemeinsamund
grenzüberschreitend
Jägerpositionieren sichzumWolf
forderte den Auf- und Aus-
bau eines grenzübergreifen-
den Monitorings sowie eine
effektive Strategie der Bun-
desländer zur Vergrämung
verhaltensauffälliger Wölfe.
„Vergrämung ist ein Thema.
Wir müssen jetzt über prak-
tikable Lösungen reden.“ Zu-
dem sprach er sich für eine
Änderung der Eingruppierung
des Wolfes von Anhang IV in
Anhang V der FFH-Richtlinie aus und warnte davor,
Arten gegeneinander auszuspielen: „Wenn derWolf
das letzte Mufflon in der Göhrde in Niedersachsen
gefressen hat, ist einwertvoller Genpool für immer
erloschen.“
DerDJV fordertvonderBundesregierung,
• den Aufbau eines wissenschaftlich belastbaren
Wolfsmonitorings in Abstimmung mit Polen
und dem Baltikum sowie den Anrainerstaaten
Deutschlands.
• den Aufbau effektiver Strukturen zur Umsetzung
derMaßnahmen.
• ein umfassendes Wildtiermanagement, das die
Beziehungen zum Menschen und zu anderen
Tierarten berücksichtigt: So verdiene beispiels-
weise das Muffelwild ein Schutz- und Erhal-
tungskonzept. Zudem sollten jagdpraktische
Fragen geklärt werden.
• den Wolf baldmöglichst aus Anhang IV (stren-
ger Schutz) in Anhang V der Fauna-Flora-Habi-
tat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) zu überführen.
Anhang V bietet mehr Spielraum für Verwal-
tungshandeln und gegebenenfalls notwendige
Entnahme.
• eine verstärkte, sachorientierte Öffentlichkeitsar-
beit, die das Know-how der Jäger berücksichtigt.
Mehrere Hundert Jäger unterstützen bereits jetzt
das Wolfsmonitoring der Bundesländer als Wolfs-
beauftragte. Zudem hat der DJV 100Wildkameras
zur Verfügung gestellt.
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DJV-Wolfsposition
DieWölfesindzurück:DerZuwachsderPopu-
lation liegt jährlichbeimehrals30Prozent.