Deutscher Jagdverband Verbandsbericht 2015/16 - page 39

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Wie ist das Verhalten einzel-
ner Wölfe zu beurteilen, die
trotz geringer Distanzen zum
Menschennichtflüchten?
Es zeigt ein Verhalten, das
vom Wolfsmanagement
nicht gewollt ist und nicht
akzeptiert wird. Diemeis-
ten Wolfsmanagementplä-
ne sehen vor, diesenTieren
die nicht gewünschten
Verhaltensweisen abzuge-
wöhnen („Vergrämung“).
Erst dann sollen solche
Individuen der Population
entnommen werden, um die Akzeptanz in der Be-
völkerung nicht zu gefährden. Die Scheu von Wöl-
fen wird erheblich durch Einflüsse aus ihrer Um-
welt bestimmt. Negative Erfahrungenwie etwa ein
miterlebter Abschuss eines Rudelmitglieds, ein
überlebter Verkehrsunfall oder Stromkontakt an
Weidezäunen in der Nähe zu menschlichen Sied-
lungen erhöhen die Scheu von Wölfen. Positive
Erfahrungen wie beispielsweise Fütterung verrin-
gern die Zurückhaltung. Wie zutraulich jungeWild-
tiere werden, hängt oft auch von der Scheu der
großziehenden Elterntiere ab.
Was sind Merkmale für auffällige Wölfe? Wie sehen
Maßnahmenaus?
Wolfswelpen können eine geringe Fluchtdistanz
haben, was als „normal“ angesehen wird. Sobald
aber körperlich ausgewachseneWölfe gezielt Men-
schen aufsuchen oder sich auf Distanzen von unter
50 Metern nicht vertreiben lassen, sollte deren
„EinegeringeDistanzwird
nichtakzeptiert“
WennWolf und Mensch sich begegnen, kommt es auf das richtige Verhalten an.
Was zubeachten ist, erklärtDr. NormanStier, Mitarbeiter der AGWildtierforschung
der Professur für Forstzoologie der TUDresdenund Koordinator desWolfsmonito-
rings inMecklenburg-Vorpommern.
Verhalten überwacht werden. Maßnahmen können
der Beschuss mit Gummigeschossen oder das Ab-
schießen von Knallkörpern sein. Mittels Telemetrie
können solche Tiere überwacht werden. Um ein
Tier der Population zu entnehmen, kommt im
Grunde nur der Abschuss infrage, da erwachsene,
in freier Wildbahn groß gewordene Wölfe in Ge-
fangenschaft nicht tierschutzkonform unterge-
bracht werden können.
Wie solltenMenschen reagieren, dieaufWölfe treffen?
Man sollte versuchen, diese Tiere mit lautem Ru-
fen und Bewegungen zu vertreiben, und sich
zurückziehen. Besonders wichtig ist, dass dieser
Vorgang sofort an das Wolfsmonitoring des Bun-
deslandes gemeldet wird, um schnell zu reagie-
ren. Hunde sollten in Wolfsgebieten grundsätzlich
angeleint geführt werden. Wölfe sehen Hunde
möglicherweise als Konkurrenten an – das kann zu
gefährlichen Situationen führen.
Dr.NormanStier
Ihr Ansprechpartner:
Dr. ArminWinter
(030) 2 09 13 94-20
SCHWERPUNKT:WOLF
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