Alarmstufe Reh
Mit dem Frühjahr steigt die Aktivität vieler heimischer Wildtiere rapide an. Vor allem Pflanzenfresser wie das Reh sind jetzt besonders viel unterwegs und haben Heißhunger auf zartes Grün. Hinzu kommen Revierkämpfe: Die männlichen Tiere stecken jetzt ihre Territorien neu ab. Kommt dem Platzbock ein Jüngling ins Gehege, wird er vehement verjagt. Dabei geht es auch blindlings über Straßen. Keine andere Säugetierart ist derart häufig in Wildunfälle verwickelt: Laut einer aktuellen Statistik des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ereigneten sich allein in der Zeit vom 1. April 2016 bis 31. März 2017 knapp 195.400 Unfälle mit Rehen. Das sind knapp 85 Prozent aller Wildunfälle.
Gas weg und Augen auf
Um Zusammenstöße zu vermeiden, rät der (DJV), Wildwechsel-Warnschilder zu beachten und besonders entlang von Wald-Feld-Rändern sowie im Wald aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren. Gerade in der Morgen- und Abenddämmerung steigt die Wildunfallgefahr. Was viele Autofahrer nicht wissen: Selbst ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einer Kollision mit Tempo 60 ein Aufschlaggewicht von 800 Kilogramm.
Was tun im Fall der Fälle?
Wenn es doch gekracht hat, Ruhe bewahren und als Erstes die Unfallstelle absichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen. Bei Personenschäden Erste Hilfe leisten und gegebenenfalls den Notruf wählen (112). Jäger oder Polizei (110) verständigen und Standort melden. Der DJV appelliert an Autofahrer, jeden Unfall aus Tierschutzgründen zu melden – auch wenn kein sichtbarer Schaden entstanden ist. Tote Tiere möglichst – ohne dabei sich oder andere zu gefährden – an den Straßenrand ziehen (Handschuhe tragen). Zu lebenden Tieren Abstand halten. Für die Versicherung eine Wildunfallbescheinigung vom Jäger ausstellen lassen.
Tierfund-App der Jäger nutzen
Nur etwa 1 Prozent der Unfälle mit großen Säugetieren erfasst das Statistische Bundesamt. Beim Großteil der Kollisionen werden weder Ort, Zeit oder Tierart erfasst. So fehlt die Grundlage, Wildunfallschwerpunkte zu erkennen und anschließend zu entschärfen. Das Tierfund-Kataster der Jäger (www.tierfund-kataster.de) ist die erste bundesweite Initiative, die Abhilfe schafft: Jeder Verkehrsteilnehmer kann verunfallte Tiere sogar per App melden, Wissenschaftler der Universität Kiel werten die Daten aus. Mehr als 45.000 Datensätze liegen bereits vor und Verkehrsbehörden nutzen diese. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat das Kataster entwickelt.
Checkliste: Wildunfälle verhindern und richtig handeln im Ernstfall
Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?
- Reduzierte Geschwindigkeit entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.
- Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
- Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.
- Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
- Ein Tier kommt selten allein – Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
Was ist nach einem Wildunfall zu tun?
- Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warndreieck aufstellen und Polizei anrufen.
- Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere ohne Handschuhe anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.
- Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
- Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
- Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.