(Quelle: Kauer/DJV)

Rostgans (Tadorna ferruginea)

Die Rostgans hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in den zentralasiatischen Gebieten, ist aber sehr anpassungsfähig bei der Wahl ihres Lebensraumes. Die Art ist bis in 4800m Höhe als Brutvogel nachgewiesen. Auf dem Zug in das Winterquartier überqueren Rostgänse regelmäßig den Himalaya, sie erreichen dabei Flughöhen von etwa 6000m. Wegen ihrer starken Partnerbindung sind sie im Buddhismus ein Symbol für Treue.

Rostgans
Rostgans (Quelle: Weihe/DJV)

Kennzeichen

Größe etwa wie Brandgans, das Gefieder ist leuchtend orangebraun, der Kopf blasser zimt- bis rahmfarben. Beim Männchen ist nur im Prachtkleid ist ein dünner, schwarzer Halsring erkennbar, der Weibchen und Jungvögeln gänzlich fehlt. Im Flugbild sind die weißen Vorder-flügel-sowohl ober-, wie unterseits- deutlich zu sehen, da sie sich von den teilweise dunkelgrünen bzw. schwarzen Steuerfedern sehr gut abheben. Schnabel und Beine sind schwarz gefärbt.

Die Flugformation der Rostgänse ist wie bei vielen Entenartigen der Familie meist keilförmig, vor allem bei Langstreckenflügen.

Größe: 58-70cm, Gewicht:   1,2 bis 1,7 kg je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit und lokalem Vorkommen. Höchstalter unbekannt.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

Die Rostgans kommt als Brutvogel von Westeuropa (Spanien) über Nordafrika und von der Türkei bis nach Zentralasien vor. Der Bestand in Europa liegt derzeit bei etwa 26.000 Tieren, weltweit gibt es um die 200.000 Vögel. In Mitteleuropa gab es im Mittelalter Brutvorkommen, die aber nach der kleinen Eiszeit verschwanden. Im Aussehen und dem Verhaltensspektrum besitzen die Rostgänse (wie ihre näheren Verwandten Brandgans und Nilgans) Eigenschaften von Gänsen und Enten, sie bilden eine Art „Zwischenform“ (Halbgänse). Standvogel (ganzjährig anwesend) in Europa und Nordafrika, Zugvogel in Asien.

Die Rostgans gehört zur großen Ordnung der Entenvögel (Anseriformes) und darin zur Familie der Entenverwandten (Anatidae), Unterfamilie Halbgänse (Tadornini).

Vorkommen der Rostgans in Deutschland

Heute werden in Deutschland etwa 240 Brutpaare gezählt, die hauptsächlich von Gefangenschaftsflüchtlingen stammen, aber auch Wildvogelnachweise sind durch Ringablesung für Deutschland festgestellt worden. Wird in Deutschland als Neozoon mit regelmäßigem Brutvorkommen (vor allem in NRW, BW und Bayern) eingestuft, der Trend ist stabil bis zunehmend.

Lebensraum

Offene Landschaften mit Brackwasserseen, Lagunen, Flüssen und Sümpfen. Außerhalb der Brutzeit und bei der Nahrungssuche gerne in kleinen Trupps unterwegs. In den innerasiatischen Steppen gerne an Bergseen in Höhenlagen.

Nahrung

Überwiegend vegetarisch: Gräser und Samen, die – ähnlich wie bei den echten Gänsen – an Land auf Grünflächen abgezupft werden. Aber auch kleine Wirbellose und Weichtiere, sowie Jungfische oder kleine Frösche werden aufgenommen. Rostgänse gründeln im seichten Wasser, ähnlich wie unsere heimischen Gründelenten, die Nahrungsflächen können aber auch weit entfernt von Gewässern liegen.

Sinnesleistung und Lautäußerung

Rostgänse sind wie alle Entenartigen sehr wachsam, um im Gefahrenfall schnell reagieren zu können, sehen besonders bei Tageslicht sehr gut, nachts übernimmt der sensible Hörsinn. Während des Fluges sind trompetende oder hupende Rufe zu hören, die weithin hörbar sind.

Rufton

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Es werden durchschnittlich 6-9 Eier gelegt, die Spanne kann aber von 5 bis 15 Eiern pro Gelege reichen, eine Jahresbrut von März/April bis Juni (Brutdauer 26-28 Tage). Rostgänse leben monogam, vermutlich sogar in Dauerehe. Rostgänse nutzen Baum-, Fels- oder Erdhöhlen, graben sich aber auch selbst Höhlen. Alte Greifvogelnester in Felsen werden ebenfalls genutzt. Es wird nur wenig Nistmaterial eingetragen, dafür aber mit reichlich eigenen Daunen vom Weibchen ausgepolstert. Der Brutbeginn reicht von März (südliche Brutgebiete) bis Anfang April in Mittelsibirien. Die Jungvögel sind Nestflüchter und mit etwa 55 Tagen selbständig.
Rostgänse sind an vielen Gewässern in Europa unerwünscht, da sie andere Entenarten vehement aus ihrem Brutrevier verscheuchen (ähnlich Nilgans) und so heimische Arten verdrängen können.

Gefahren

Rostgänse sind sehr besonders zur Brutzeit sehr aggressiv und verteidigen Revier und Brut gegen Eindringlinge, sowohl der eigenen Art als auch gegenüber anderen Entenarten und potentiellen Gelegeräubern. Das Weibchen brütet allein, das Männchen bleibt in der Nähe, um bei Gefahr schnell eingreifen zu können. Raubtiere der Steppe als Hauptfeinde (Gelege, Jungvögel und Altvögel).

Rostgans im Bundesjagdgesetz

Die Rostgans unterliegt laut Bundesjagdgesetz dem Jagdrecht. Es besteht eine ganzjährige Schonzeit.

 

Quellen

  • Cramp, S. et al. (1977): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. I Ostrich to Ducks. Oxford University Press.
  • Dachverband Deutscher Avifaunisten (2022): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland. Dachverband Deutscher Avifaunisten, www.dda-web.de/vid., aufgerufen am 10.01.2023.
  • Gerlach, B.; Dröschmeister, R.; Langgemach, T.; Borkenhagen, K.; Busch, M.; Hauswirth, M.;  Heinicke, T.; Kamp, J.; Karthäuser, J.; König, C.;  Markones, N.; Prior, N.; Trautmann,S.; Wahl, J.; Sudfeldt; C. (2019): Vögel in Deutschland — Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster
  • Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2.Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart
    www.dda-web.de/voegel/voegel-in-deutschland/ Ringelgans
  • Trepte, A. (2021): Rostgans (Tadorna ferruginea) - Vögel in Deutschland. Abgerufen am 10. Januar 2023, von www.avi-fauna.info/gaensevoegel/halbgaense/rostgans/