(Quelle: Kauer/DJV)

Silberreiher (Ardea alba)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Bestände dieses schönen Reihers weltweit stark reduziert, die Nachfrage nach den langen, feinen Schmuckfedern als Hutschmuck hatte viele Populationen ausgedünnt. Nach der Einstellung der Jagd erholten sie sich wieder und breiten auch aktuell ihre Brutgebiete weiter aus.

Silberreiher
Silberreiher (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen

Großer, rein weiß gefärbter Schreitvogel (Kopf-Schwanzlänge 85 -100 cm; Spannweite: 140 -170 cm) mit langen schwarzen Beinen und Zehen; dolchförmiger Schnabel schwarz (zur Brutzeit orangegelb). Küken und Jungvögel ebenfalls weiß, mit blass orangem Schnabel. Silberreiher haben keine Schmuckfedern am Hinterkopf, stattdessen bilden sie zur Paarungszeit lange Schulterfedern mit langen Ästen aus. Diese werden dann locker seitlich aufgefächert.

Hält den schlanken, langen Hals oft S-förmig oder eingezogen. Im Flugbild – wie bei allen Reihern – wird der Hals eingezogen Gewicht: 1-1,5 kg.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

Silberreiher sind Kosmopoliten, sie sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis in mittleren Breiten meist als ganzjähriger Standvogel anzutreffen, in kontinental geprägten Gebieten nur im Sommer. Europa ist lückig besiedelt, Brutkolonien sind in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten entstanden. In Deutschland stammt der erste Brutnachweis von 2012 (Mecklenburg-Vorpommern), die Art ist zunehmend in Nord- und Ostdeutschland zu sehen.

Der Silberreiher wird in die Familie der Reiher (Ardeidae) innerhalb der Ordnung der Pelikanartigen (Pelecaniformes) gestellt.

Lebensraum

Feuchtgebiete mit Schilfgürteln und sumpfigen Bereichen, die mit niedrigeren Bäumen oder Büschen bestanden sind – dort werden zur Brutzeit die Nester in geringer Höhe vom Boden angelegt (meist Koloniebrüter, aber manchmal auch einzeln stehende Nester). Im Herbst und Winter gerne auf kurzen Grünflächen zur Mäuse- und Insektenjagd unterwegs.

Nahrung

Durch langsames Waten im seichten Wasser werden Fische, Amphibien und Wasserinsekten aufgespürt, an Land sind Mäuse, Reptilien und große Insekten weitere Beutetiere – lauert auch geduldig bewegungslos.

Sinnesleistung und Lautäußerung

Seh- und Hörsinn am besten ausgebildet, Geruchssinn – wie bei den meisten Vögeln – untergeordnet.

Rufe fast nur in den Kolonien zu hören – „krrohh“, sonst kaum Lautäußerungen.

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Silberreiher werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif, sie verpaaren sich für die jeweilige Brutsaison mit einem Partner. Die großen Nester (1m Durchmesser) werden im Röhricht – nah am Boden oder in geringer Höhe – gebaut, die großen Vögel sind daher beim Brutgeschäft relativ unauffällig, zumal auch Einzelbruten vorkommen. So bleiben evtl. manche Brutnachweise zunächst unentdeckt. Ab April werden 3 bis 5 Eier gelegt, die abwechselnd von beiden Altvögeln bebrütet werden. Die Küken schlüpfen nach etwa 4 Wochen und sind mit 1,5 bis 2 Monaten flügge. Nur etwa ein Viertel der Jungvögel überlebt den ersten Winter. Silberreiher können über 20 Jahre alt werden.

Gefährdungen

Adulte Vögel haben wenig Feinde – große Greifvögel wie Seeadler und am Nest ggf. Füchse. Eier und Küken können auch von Rabenvögeln und kleineren Raubtieren erbeutet werden.

Im Bundesjagdgesetz

Der Silberreiher ist nicht im BJgG als Wild aufgeführt.

 

Quellen

  • Cramp, S. et al. (1977): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. I Ostrich to Ducks. Oxford University Press.
  • Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Borkenhagen, M. Busch, M. Hauswirth, T. Heinicke, J. Kamp, J. Karthäuser, C. König, N. Markones, N. Prior, S. Trautmann, J. Wahl & C. Sudfeldt (2019): Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.
  • Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2. Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart.