Nutria (Myocastor coypus)
Kennzeichen
• Körpergewicht: 4-8 kg, Kopf-Rumpf-Länge: 430 -630 mm; der kreisrunde, beschuppte und nur spärlich behaarte Schwanz dient als Steuerorgan beim Schwimmen, der Antrieb erfolgt mit den kräftigen Hinterfüßen durch Schwimmhäute zwischen 1.bis 4. Zehe;
• Geschlechtsdimorphismus: Weibchen kleiner und leichter als Männchen
• Das Fell besteht aus einer dichten graubraunen Unterwolle und borstigen Grannenhaaren, die gelbgrau bis schwarz, meist braun gefärbt sind; das kurzhaarige Fell im Bereich der Mund- und Nasenöffnung ist weiß
• deutlich sichtbare, orangefarbene Nagezähne (Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer)
Verbreitung und Stellung im Zoologischen System
Ordnung: Nagetiere (Rodentia) Familie: Biberratten (Capromyidae) Gattung: Myocastor Art: coypus
• Durch ihre semiaquatische Lebensweise und die ursprüngliche Verbreitung in Südamerika, steht die Nutria entfernt von den restlichen Biberratten, die hauptsächlich terrestrisch in Westindien leben
• In Deutschland wurden erstmalig 1867 Tiere zur Farmhaltung (Fleisch- und Pelzgewinnung) eingeführt und 1933 ein Erstnachweis für das Freiland erbracht. Mittlerweile ist die Nutria nahezu deutschlandweit etabliert
Lebensraum
• Gewässer mit Röhrichtsäumen, bevorzugt Altarme von Flüssen, Buchten, Lagunen und stehende Gewässer; Fließgewässer mit angrenzenden Wiesen und Ackerflächen bieten der Nutria ebenso Lebensraum.
• zur Aufzucht der Jungen und als Unterschlupf werden Erdbaue (meterlange Röhrensysteme mit Wohnkessel) im Uferbereich oder in Deichböschungen gegraben
Nahrung
• hauptsächlich Pflanzennahrung: Wasserpflanzen, Ackerfrüchte wie Rüben und Kartoffeln, selten animalische Kost z.B. Süßwassermuscheln, Schnecken, Würmer
• lang anhaltende starke Besiedlung führt zur Florenverarmung und Zunahme giftiger und stickstoffliebender Pflanzen
Sinnesleistung und Lautäußerung
• Quietschlaute, bei Bedrohung in Tonhöhe ansteigend; bei gesteigerter Aggression Brummen und Zähneklappern; Zanklaute der Weibchen oft ähnlich wie Kindergeschrei
• Gut ausgeprägter Geruchssinn hilft bei der Futtersuche
• Männchen markieren im Handstand an markanten Stellen z.B. Pflanzenhorsten ihre Reviere mit Urin und unter Ausstülpung der Analdrüsen
Fortpflanzung
• Polyöstrischer Zyklus: Fortpflanzung ganzjährig; zwei bis drei Würfe jährlich mit durchschnittlich 5 Jungtieren; nach einer Tragzeit von 131 Tage werden sehr weit entwickelte Junge geboren
• Vier Zitzenpaare auffallend zu den Dorsalseiten verlagert (ein Säugen der Jungen auch im Wasser möglich)
• Junge nach einer 5-tägigen Säugezeit bereits allein überlebensfähig; verbleiben in der Regel 6-10 Wochen bei den Elterntieren
• Geschlechtsreife mit 3-5 Monaten für im Sommer geborene und mit 6-7 Monaten für im Herbst geborene Tiere
Lebensweise und Lebenserwartung
• lebt paarweise, in optimalen Habitaten und im Ursprungslebensraum kolonieartige Ansiedlungen
• vorzugsweise nachtaktiv mit höchster Aktivität während Dämmerung
• zur Futtersuche entfernen sich Nutrias höchstens 50 Meter vom Ufer, zur Nahrungsaufnahme im Wasser können Nutrias bis zu 5 Minuten tauchen
• Lebenserwartung im Freiland 2-3- Jahre, in Gefangenschaft bis zu 10 Jahren
Konsequenzen für den Artenschutz
• Die Nutria wird seit 2016 auf der EU-Liste der invasiven, gebietsfremden Tierarten geführt
• Die Nahrungsaufnahme von Nutriagruppen kann landwirtschaftliche Schäden verursachen. Nutrias können durch Abfressen großflächig Ufervegetation vernichten und damit verschwinden Brut- und Schutzräume für Wasservögel, Fische und Amphibien.
• Durch ihre Bautätigkeit sind Uferbereiche von Gewässern und Deichanlagen gefährdet
• In den meisten Bundesländer ist die Nutria als jagdbare Art eingestuft
Quellen:
• Nowak,R.M. (1991): Nutria or Coypu (933 – 934) in: Walker’s mammals of the World, Vol. 2. The John Hopkins University Press. Baltimore and London.
• Stubbe,M. (1982): Myocastor coypus – Nutria In: Niethammer,J. und Krapp,F. (Hrsg.) Handbuch der Säugetiere. Band 2/I, Nagetiere II. Akademische Verlagsgesellschaft Wiesbaden.