Blässhuhn / Blässralle (Fulica atra)
Kennzeichen
Mittelgroße, rundliche Ralle (Kopf-Schwanzlänge: 36-42 cm); beide Geschlechter gleich gefärbt, Gefieder schiefergrau-schwarz. Die namensgebende „Blesse“ – das Stirnschild – und der Schnabel sind weiß gefärbt, die Iris des Auges rubinrot. Beine und Füße grüngelb bis olivgrau, die Zehen sind mit Schwimmlappen versehen. Flügel rundlich, läuft oft vor dem Abheben auf dem Wasser. Die Küken sind in ihrem Daunenkleid sehr kontrastreich gefärbt: schwarze Körperdunen, orangegelbe Daunenfedern wie eine Halskrause und einen leuchtend roten, nackten Vorderkopf, im Stirnbereich rote Federchen.
Gewicht: 700 bis 1000 gr, Männchen etwas schwerer.
Verbreitung und Stellung im zoologischen System
Besiedelt große Gebiete der Paläarktis (von Westeuropa bis zum Pazifik), als Ganzjahresvogel im westlichen Teil, Nordafrika und Indien, als Sommervogel im asiatischen Teil, als Wintergast im Bereich von großen Flüssen (z.B. Nil) und im tropischen Asien. Ganzjährig auch in großen Teilen Australiens und in Neuseeland.
Bestand in Deutschland zwischen 60 000 und 105 000 Reviere, Trend stabil. Das Blässhuhn gehört zur Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes), in dieser zur Familie der Rallen (Rallidae).
Lebensraum
Brutvogel stehender und fließender Gewässer mit Schilfröhricht und oder Gebüsch, flache Ufer mit guter Unterwasservegetation und auch offenen Wasserstellen. Wasserqualität: mittel – bis nährstoffreich, mit gutem Nahrungsangebot. Größe und Lage der Brutgewässer von untergeordneter Bedeutung, wichtig ist gut strukturierter Aufbau (Gebüsche, Schilf, kleine Inselchen, auch etwas Grünland als Uferstreifen), auch in Parks mit Gewässern, Klärteichen; Baggerseen u.ä. Im Winterrastgebiet auch auf großen Seen.
Nahrung
Breites Nahrungsspektrum, je nach Biotopqualität und Jahreszeit; tauchend und gründelnd werden Wasserpflanzen (frisch und abgestorben), Samen, Algen, Wasserkleintiere (Larven, Insekten, Mollusken, Würmer), auch kleine Fische gesucht. Schilfhalme und Triebe können bei hohen Blässhuhnbeständen am Gewässer durch zu starkes Abreißen geschädigt werden. An Land wird auch Gras durch Picken „abgeweidet“. Nahrung wird auch bei Artgenossen und Schwänen bzw. Enten schmarotzt.
Sinnesleistung und Lautäußerung
Seh- und Hörsinn am besten ausgebildet, taucht gut (bis 8m tief) und ausdauernd (5-10s); Blässhühner sind zur Brutzeit in innerartlichen Auseinandersetzungen sehr laut – krächzend, trompetend oder auch hoch kieksend – wenige Einzellaute –„kröck, köck“ – spitzes, scharfes „pix“ werden aneinandergereiht und in der Lautstärke und Tonhöhe variiert; Flugrufe im Trupp rau trompeten-ähnlich.
Fortpflanzung und Lebenserwartung
Schon im zeitigen Frühjahr (März) oder im Winterquartier finden sich die Paare (monogame Saisonehe) und besetzen gemeinsam ihr Brutrevier. In der Regel eine Jahresbrut, häufig aber auch zwei. Die Männchen suchen meist den Nistplatz aus, beide Partner bauen im Uferpflanzensaum gemeinsam ein relativ großes Brutnest aus Pflanzenmaterial; manchmal auch noch Bau zusätzlicher Ruhenester durch das Männchen. Die Männchen kämpfen oft heftig um die Reviere, auch andere Vogelarten werden nicht in Nestnähe geduldet. Ein Gelege besteht aus durchschnittlich 5-10 Eiern, bebrütet wird es 19 bis 24 Tage – ab dem 3. oder 4. Ei, so dass die Küken (Nestflüchter) beim Schlupf in etwa alle gleich alt sind. Sie halten sich noch 3-4 Tage im Nest auf und werden dann von den Eltern „aufgeteilt“ – Vater und Mutter kümmern sich jeweils nur um „ihre“ Jungvögel. Mit 8 Wochen sind junge Blässhühner selbständig, bleiben aber oft noch länger im Revier der Eltern. Der älteste Wildvogel erreichte ein Alter von 20 Jahren (Ringfund in Dänemark).
Gefährdungen
Hohe Mortalität in kalten Wintern und durch Krankheiten (Botulismus), Pestizidbelastung durch Nahrungsaufnahme möglich. Natürliche Feinde sind Greifvögel (Seeadler, Weihen, Falken), Uhu und Möwen.
Im Bundesjagdgesetz
Das Blässhuhn ist im BJgG als Federwild gelistet Jagdzeit besteht vom 11.9. bis 20.2.; die Bundesländer können davon abweichen.
Quellen
- Cramp, S. et al. (1980): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. II Hawks to Bustards. Oxford University Press.
- Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Borkenhagen, M. Busch, M. Hauswirth, T. Heinicke, J. Kamp, J. Karthäuser, C. König, N. Markones, N. Prior, S. Trautmann, J. Wahl & C. Sudfeldt (2019): Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.
- Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2. Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart.