Video-Tutorials und Frage-Antwort-Papier – hier gibt es alle Informationen des Deutschen Jagdverbands zum Thema "Bleifreie Munition" auf einen Blick. Seit dem 16. Februar 2023 ist die Verwendung von bleifreien Schroten in Feuchtgebieten EU-weit Pflicht.
Ab dem 16. Februar 2023 ist Bleischrot an und in Feuchtgebieten verboten. Was zu beachten ist:
Was hat es mit dem Verbot von Bleischrot in Feuchtgebieten auf sich?
Die Verwendung des Schwermetalls Blei hat potentiell negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die Minimierung des Bleieintrags durch Jagdmunition ist daher richtig. Der Ausstieg ist allerdings komplizierter als bei Büchsengeschossen, wo es inzwischen für die meisten Anwendungsfälle geeignete bleifreie Munition gibt. Die EU hat – nach einem umfangreichen Konsultationsverfahren, in dem sich auch der DJV und der europäische Interessenverband FACE intensiv eingebracht haben – die europäische Chemikalienverordnung (REACH-Verordnung) geändert und 2021 ein Verbot der Verwendung von Bleischrot in Feuchtgebieten (einschließlich einer Pufferzone) erlassen.
Ab wann gilt das Verbot?
Nach Ablauf der Übergangsfrist gilt das Verbot ab dem 16. Februar 2023. Es ist keine weitere Umsetzung durch die Mitgliedsstaaten erforderlich. Das Verbot gilt unmittelbar EU-weit.
Was wird verboten?
In Feuchtgebieten und im Umkreis von 100 m ist es verboten, Schrotmunition mit einem Bleigehalt ab 1 % zu verschießen oder solche Munition während des Schießens in Feuchtgebieten oder auf dem Weg zum Schießen in Feuchtgebieten mitzuführen.
Es gilt eine Vermutung dahingehend, dass jemand auch in einem Feuchtgebiet oder der Pufferzone schießen wollte, wenn er Bleischrot bei der Jagd dort oder auf dem Weg dorthin mit sich führt.
Was ist eigentlich ein "Feuchtgebiet"?
Die Definition des Feuchtgebietes ist sehr weit: Feuchtgebiete sind danach "Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend sind und aus Süß-, Brack- oder Salzwasser bestehen, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen".
Der DJV und FACE hatten im Konsultations- und Gesetzgebungsverfahren diese im wahrsten Sinne des Wortes uferlose Definition kritisiert, weil dabei – nach strenger Auslegung am Wortlaut – auch eine vorübergehende Pfütze nach einem Regenguss darunter fallen würde. Nunmehr hat aber das Europäische Gericht erster Instanz in einem (Stand Januar 2023 noch nicht rechtskräftigen) Urteil festgehalten, dass davon Gebiete ausgenommen sind, die z. B. aufgrund ihrer Größe oder Instabilität nicht als Lebensraum für Wasservögel geeignet sind und insbesondere Pfützen davon nicht erfasst sind.
Diese Klarstellung ist sehr zu begrüßen. Trotzdem bleiben erhebliche Unsicherheiten in der Praxis. Dies ist insbesondere zu berücksichtigen, wenn es um eine Sanktionierung in einem Bußgeldverfahren geht (s. u.).
Was ist mit den bisherigen Verboten?
Ein bundesweit geltendes Verbot gibt es bisher nicht. Die bestehenden landesrechtlichen Verbote, die es in allen Bundesländern außer Hamburg gibt, bleiben in Kraft. Sie werden allerdings durch das europaweite Verbot aus der REACH-Verordnung überlagert. Dieses genießt Vorrang. Dort, wo landesrechtliche Verbote weiter gehen (z. B. gilt in Mecklenburg-Vorpommern eine Pufferzone von 400 Metern), bleiben diese allerdings bestehen. Die landesrechtlichen Verbote haben auch noch Bedeutung für die Sanktionierung als Ordnungswidrigkeit.
Was passiert bei einem Verstoß gegen das Verbot?
Die REACH-Verordnung überlässt die Ahndung von Verstößen als Straftat oder Ordnungswidrigkeit den Mitgliedsstaaten. Daher haben die bisherigen landesrechtlichen Verbote nach wie vor Bedeutung: Wer gegen diese Verbote verstößt, muss mit einem Bußgeldverfahren rechnen. Einen bundeseinheitlich geregelten Bußgeldtatbestand gibt es (bislang) nicht.
Warum kritisiert der DJV das Verbot?
Der DJV und FACE hatten das Verbotsverfahren aus verschiedenen Gründe kritisiert, u. a. wegen der unklaren Definition eines Feuchtgebietes, Zweifeln an der Anwendbarkeit der REACH-Verordnung auf "Endverbraucher", einer teilweise unsachlichen Begründung, kurzer Übergangsfristen und derzeit noch nicht ausgereifter Munitionsalternativen. Einzelne Rechtsfragen müssen nach wie vor noch geklärt werden.
Frage-Antwort-Papier Bleischrotverbot in Feuchtgebieten (Stand: Februar 2023)
Seit Februar 2023 gilt ein Bleischrotverbot in und um Feuchtgebiete. Fortan darf in Europa an und über Gewässern nur noch mit bleifreien Schrote gejagt werden. Was jetzt zu beachten ist, erläutern unsere Bleifrei-Tutorials. In 6 Videos zeigen wir, ob die eigene Flinte für bleifreie Munition geeignet ist und wie man sie dafür vorbereiten kann. Wir stellen alternative Materialien zu Blei vor. Zudem erklären wir Deckung und Streuung und ermitteln die optimale Einsatzentfernung. Abschließend der Praxistext mit Bleifrei-Experte Lars Thune Andersen vom Dänischen Jagdverband.
Bleifrei-Tutorials | Trailer: Umstellung auf bleifreie Schrotmunition
Wie wirksam sind Alternativen zu Bleischroten? Welche Streuung und Deckung können erzielt werden? Welche Einsatzentfernungen sind waidgerecht? Diese und weitere Fragen beantwortet der DJV in seiner 6-teiligen Videoreihe.
Bleifrei-Tutorials | Holger Bartels – Einführung in bleifreie Schrotmunition
Wieso wird überhaupt auf bleifreie Munition umgestellt? Holger Bartels von der Landesjägerschaft Bremen gibt Antworten.
Bleifrei-Tutorials | Herausforderungen von bleifreier Schrotmunition
Welche Herausforderungen bringt die Umstellung auf bleifreie Schrote? Welche Auswirkungen hat das Bleiverbot für den Schießstandbetrieb? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden? Holger Bartels von der Landesjägerschaft Bremen gibt Einblicke.
Bleifrei-Tutorials | Grundlagen
Wann braucht eine Flinte Stahlschrotbeschuss? Oder wie beeinflusst der Choke die Streuung? Nadine Weers klärt Grundlagen für den Umstieg auf bleifreie Munition mit dem vielfachen Deutschen Meister Markus Leibinger auf dem Dornsberg.
Wie verhalten sich Streuung und Deckung bei bleifreien Schroten? Und welche Schussdistanzen sind vertretbar? Nadine Weers und Markus Leibinger machen den Test auf dem Dornsberg.
Bleifrei-Tutorials | Schießpraxis
Richtung, Flugbahn und Geschwindigkeit von Schroten: Gibt es Unterschiede zwischen bleifrei und bleihaltig? Nadine Weers und Markus Leibinger probieren es aus.
Bleifrei-Tutorials | 26 Jahre bleifreie Schrotmunition in Dänemark
Ist Bleifrei praxistauglich? Nadine Weers und Markus Leibinger gehen in Dänemark auf Wasserwildjagd mit Lars Thune Andersen vom Dänischen Jagdverband. Dort sind bleifreie Schrote seit 26 Jahren im Einsatz.
Lars Thune Andersen, Waffenexperte vom Dänischen Jagdverband, berichtet aus 26 Jahren Erfahrung im Schießen mit bleifreier Munition. Den Online-Vortrag gibt es hier auf Deutsch und Englisch.
DJV-Online-Vortragsreihe | Bleifreie Schrote: Erfahrungen aus der Praxis in Dänemark (Deutsch)
Seit dem 16. Februar gilt das generelle Verbot von bleihaltiger Jagdmunition in und um Feuchtgebiete. Lars Thune Andersen, Waffenexperte vom Dänischen Jagdverband, berichtet aus 26 Jahren Erfahrung im Schießen mit bleifreier Munition. Er erläutert Schussdistanzen, Material und Wirkungsweise von alternativen Schroten und hat viele Tipps für die jagdliche Praxis.
DJV-Online-Vortragsreihe | Bleifreie Schrote: Erfahrungen aus der Praxis in Dänemark (Englisch)
Schussdistanz, Material und Wirkungsweise von bleifreien Schroten: Lars Thune Andersen vom Dänischen Jagdverband berichtet über 26 Jahre Erfahrung und gibt Tipps für die jagdliche Praxis sowie den Umstieg.
9. 1. 2023, Berlin
DJV kritisiert Bleiverbot durch die Hintertür
Übergangsfrist endet am 16. Februar 2023: Künftig ist Bleischrot an und in Feuchtgebieten verboten. Kritisch ist die unklare Definition. Offene Rechtsfragen erschweren die Umsetzung.
Bleihaltige Schrotmunition wird für Feuchtgebiete verboten
REACH-Ausschuss der Europäischen Kommission beschließt Verbot bleihaltiger Schrotmunition in und über Feuchtgebieten. Die Übergangsfrist beträgt zwei Jahre.