Die Nutria breitet sich aus in Deutschland
Die invasive Art Nutria breitet sich weiter in Deutschland aus. Von 2015 bis 2021 hat sich der Anteil der Jagdreviere in Deutschland mit Vorkommen mehr als verdoppelt – von 20 auf 44 Prozent. Besonders weit verbreitet ist die Nutria inzwischen in Nordrhein-Westfalen: Waren es 2015 ein Drittel Jagdbezirke mit Vorkommen, meldeten 2021 knapp zwei Drittel das südamerikanische Nagetier. Die Daten aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) hat der Deutsche Jagdverband (DJV) jetzt gemeinsam mit Wissenschaftlern ausgewertet. Grundlage ist die flächendeckende Erfassung, an der sich 2021 fast 22.000 Revierinhaberinnen und Revierinhaber über die Wildtiererfassungsprogramme der Länder beteiligt haben. Das entspricht 35 Prozent der Jagdbezirksfläche Deutschlands. Werte aus Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein lagen nicht oder nur teilweise vor.
Die Nutria kommt auch in Städten vor
Einen weiteren Verbreitungsschwerpunkt hat die Nutria in Niedersachsen mit 58 Prozent. Das entspricht einer Verdopplung gegenüber 2015. Die Nutria fühlt sich auch in urbanen Bereichen mit Wasserflächen wohl. In Bremen sind beispielsweise 89 Prozent der Jagdbezirke besetzt, in Hamburg 77 Prozent. Laut Monitoringdaten der Landesjagdverbände ist die Nutria inzwischen in allen Bundesländern vertreten – insbesondere entlang Ems, Weser, Elbe und gebietsweise am Rhein.
Fangjagd ist wichtig für Eindämmung der invasiven Art
Jägerinnen und Jäger leisten in Deutschland einen wichtigen Beitrag für den Deich- und Artenschutz, indem sie die Nutria überwachen und bejagen. Die Auswertung der aktuellen WILD-Daten zeigt: Die Jagd mit Lebendfallen ist bedeutend – ihr Anteil liegt bei 44 Prozent. Der DJV fordert deshalb ein klares Bekenntnis der Politik zum Einsatz von Fallen für das Management invasiver Arten. Der DJV hat gängige Fallen in Deutschland erfolgreich nach strengen internationalen Standards für eine humane Fangjagd (AIHTS) testen lassen. In der Jagdsaison 2020/21 (1.April bis 31. März) haben Jägerinnen und Jäger in Deutschland 101.500 Nutrias erbeutet. Das sind 57-mal mehr Tiere als 20 Jahre zuvor. In diesem Zeitraum hat die Nutria in vielen Bundesländern eine Jagdzeit bekommen. Die Nutria breitet sich in Deutschland vor allem aus, weil die Winter milder sind und die Tiere gefüttert werden. Sie beschädigt Wasserschutzdämme durch unterirdische Gänge und vernichtet durch Fraß ganze Schilfgürtel – Lebensraum vieler seltener Arten.
DJV unterstützt Forschung für tierschutzgerechte Jagd
Das Nagetier aus Südamerika gehört zu den hundert weltweit besonders problematischen invasiven Arten. Betroffene Staaten sind verpflichtet, die Nutria einzudämmen und zu überwachen. Der DJV fördert derzeit ein länderübergreifendes Forschungsprojekt zur Nutria in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Ziel ist es unter anderem, künftig über DNA-Analyse ihr Vorkommen in Gewässern nachzuweisen. Getestet werden zudem moderne Lebendfallen, die über Tiererkennungssoftware gezielt Nutrias fangen sollen.