DJV kritisiert intransparente, veraltete Wolfszahlen
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat jetzt neue Daten zum Wolf veröffentlicht. Demnach gab es im Frühjahr 2019: 105 Rudel, 25 Paare und 13 Einzeltiere. Der Deutsche Jagdverband (DJV) kritisiert die nun vorgelegten Daten, da sie nicht den aktuellen Stand wiedergeben: Die Zahlen sind bereits über ein halbes Jahr alt und berücksichtigen den Nachwuchs vom Frühsommer 2019 nicht. „Diese Daten bilden die Grundlage, auf der anderthalb Jahre diskutiert und argumentiert werden soll – das ist ein Fehler im System“, so DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke. Das sei nicht nachvollziehbar und einer der Gründe, warum das Vertrauen in die bundesweiten Populationsdaten zunehmend schwinde. "Wir fordern künftig eine zeitnahe und an der realen Situation ausgerichtete Informationspolitik – geschieht dies nicht, wird weiter Vertrauen und damit Akzeptanz verspielt", so der DJV-Vizepräsident weiter.
Auf Basis von Literaturwerten für Europa leben pro Rudel etwa 8 bis 10 Tiere. Die Populationszuwachsrate liegt in Deutschland jährlich bei etwa 35 Prozent. Nach DJV-Hochrechnungen lebten bereits im Frühsommer 2019 rund 1.300 Wölfe in Deutschland. Im kommenden Frühsommer sind es folgerichtig bereits knapp 1.800 Wölfe. Grundlage sind die Angaben des BfN für das Frühjahr 2018 (ohne Nachwuchs): Zum Stichtag 30. April 2018 sollen 73 Wolfsrudel, 30 Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe in Deutschland gelebt haben. Diese Entwicklung bietet Grund zur Sorge: Konflikte mit Nutztieren und Bevölkerung nehmen zu. Ihr Ausmaß ist so groß, dass in einigen Regionen die Akzeptanz für den Wolf grundsätzlich in Frage steht.
Der DJV mahnt an, dass die Umweltminister bisher eine Antwort schuldig geblieben sind, wie künftig mit der Ausnahmesituation in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen umgegangen werden soll. In diesen Ländern konzentrieren sich die meisten Wölfe. In Deutschland hat sich heute bereits ein Wolfsbestand etabliert, der weit über dem liegt, was in anderen europäischen Ländern als Gesamtbestand zugelassen wird. Im Nachbarland Frankreich ist beispielsweise die Obergrenze von 500 Wölfen festgelegt.
Gestützt auf Aussagen von Wissenschaftlern vertritt der DJV die Ansicht, dass der günstige Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland erreicht ist. Der DJV fordert daher eine ökologische Raumplanung mit Festsetzung von Wolfausschlussarealen, die Bestimmung eines Akzeptanzbestandes sowie die Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes. Danach sollte der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden für ein aktives Wolfsmanagement. Nur so sind dauerhaft Zusammenleben und Akzeptanz für den Wolf in der Kulturlandschaft sicherzustellen. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) hat der DJV einen umfassenden Handlungsvorschlag „Wildtiermanagement Wolf“ vorgestellt.
Ein Frage-Antwort-Papier zum Wolf gibt es hier.