(Quelle: Kauer/DJV)

Drückjagd in Zeiten von ASP

Ob Brandenburg, Sachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg – die Afrikanische Schweinepest ist in vielen Teilen Deustchlands angekommen. Zur Eindämmung der Tierseuche sind Drückjagden außerhalb der Restriktionszonen essenziell. Wie sich der Schwarzwildbestand reduzieren lässt und welche Maßnahmen eine Ausweitung des Seuchengeschehens verhindern, zeigt dieser Leitfaden.

DJV gibt Richtlinien und Handlungsempfehlungen, was bei Drückjagden im ASP-Gebiet zu beachten ist.
DJV gibt Richtlinien und Handlungsempfehlungen, was bei Drückjagden im ASP-Gebiet zu beachten ist. (Quelle: Kauer/DJV)

Vor der Jagd

Die ersten Maßnahmen beginnen bereits lange vor dem Jagdtag, nämlich schon bei der Einladung. Die Jagdgäste werden hier bereits auf die besonderen Maßnahmen hingewiesen und müssen auch selbst im Vorfeld der Jagd einige Dinge beachten. Konkret wären das:

  • 48 Stunden vor dem Jagdtermin sollen die Gäste nicht mehr in anderen Bundesländern mit ASP-Seuchengeschehen zur Jagd gewesen sein (z.B. wenn die Jagd in Hessen stattfindet, nicht am Vortag in Brandenburg). Erstreckt sich ein zusammenhängender ASP-Herd über die Grenzen zweier Bundesländer, wie es etwa in Hessen und Rheinland- Pfalz aktuell der Fall ist, greift diese Regel natürlich nicht.
     
  • Jagdkleidung und -ausrüstung sowie Fahrzeuge (inklusive Heckträger) sollen frisch gereinigt sein, insbesondere wenn kurz zuvor bereits eine Drückjagd besucht wurde. Auf sauberes Schuhwerk ist besonders zu achten.
     
  • Auch Jagdhunde sowie deren Ausrüstung müssen vor der Jagd gewaschen bzw. gereinigt werden. Der Jagdeinladung beigelegt wird außerdem die Broschüre „Wissenswertes zur Afrikanischen Schweinepest“.

Besorgen Sie sich vorzeitig genügend entsprechende Tupfer oder Blutprobenröhrchen von Ihrem örtlichen Veterinäramt. Diesen liegen Beschreibungen bei, wie genau die Proben zu entnehmen sind. Machen Sie sich und ihre Helfer damit im Vorfeld vertraut. Außerdem geeignetes Desinfektionsmittel (ebenfalls beim Veterinäramt zu bekommen) sowie Wildwannen in außreichender Zahl. Bereits bei der Planung der Jagd wird ein Bergeteam zusammengestellt, das der Größe der zu erwartenden Strecke entspricht. Weiterhin wird auch ein Aufbrechteam festgelegt. Dem Aufbrechteam werden noch einmal die ASP-typischen Anzeichen an den Organen gezeigt (siehe dazu die oben genannte Broschüre). Die Mitglieder dieser Teams sind am Jagdtag die einzigen, die direkten Kontakt zum Schwarzwild haben sollen.

Am Jagdtag

Am morgendlichen Sammelplatz wird mindestens eine Wanne mit Desinfektionslösung aufgebaut, durch die jeder Teilnehmer steigen muss, ehe er den Sammelplatz betritt. Bei der Kontrolle des Jagdscheins müssen die Gäste unterschreiben, dass sie die in der Einladung aufgeführten Maßnahmen eingehalten haben. In der Ansprache des Jagdleiters wird neben den üblichen Spielregeln auch auf die Besonderheiten in Verbindung mit der ASP hingewiesen. Für das Berge- und Aufbrechteam werden die besorgten Röhrchen zwecks Probenentnahmen bereitgestellt.

Wichtig bei Ansprache und Durchführung: Kein Schütze soll direkten Kontakt zu erlegten Sauen haben. Geschossenes Schwarzwild wird liegengelassen und dem Ansteller mitgeteilt oder gezeigt. Nicht zum nächsten Weg ziehen.

Beim weiteren Ablauf zunächst alles „wie immer“: Nach der Ansprache verteilen sich die Gruppen im Revier. Nach Ende der Jagd werden die Schützen von den Anstellern eingesammelt. Diese sind mit Markierungsband in zwei Farben ausgestattet, eine für erlegtes Wild, die andere für Kontroll und Nachsuchen. Damit navigieren sie Bergeteam oder Nachsuchengespann vom nächsten Forstweg aus zum Stück bzw. Anschuss.

Am Sammelplatz befinden sich wieder Desinfektionswannen, durch die die Schützen erneut steigen.

Der Treiberwehr wird Markierungsband in einer dritten Farbe mitgegeben. Für den Fall, dass verendetes Schwarzwild ohne Schussverletzung gefunden wird. Dieses ist zu markieren und liegenzulassen. Idealerweise den Standort noch auf einem GPS-Gerät (Smartphone) markieren. Die Probenentnahme erfolgt durch das Bergeteam.

Der Kontakt von Jagdhunden zum Schwarzwild wird minimiert: kein Beuteln, kein Zupfen. Nach dem Treiben werden alle Ausrüstungsgegenstände der Hunde (Westen, GPS) sowie die Bekleidung der Hundeführer in Müllsäcke verstaut und ins Auto gepackt. Bei direktem Schwarzwildkontakt die Hunde am besten direkt nach dem Treiben (bevor sie ins Auto kommen) mit Hundeshampoo abwaschen.

Bergen

Die Ansteller vermerken alles erlegte Wild auf ihrem Anstellbogen, den sie am Sammelplatz einem dafür abgestellten Helfer geben. Dieser verteilt sie ans Bergeteam. Die Bergehelfer fahren mit ihren Fahrzeugen immer möglichst nah ans Wild heran. Dann wird es in Wannen verladen und zum Fahrzeug gezogen. Nicht direkt über den Waldboden ziehen!

Aufbrechen

Es wird zentral und von einem festen Team aufgebrochen. Niemand sonst hat Zutritt zum Aufbrechplatz. Die Helfer tragen leicht zu reinigende Kleidung, die nach Ende der Aufgabe sofort gewechselt wird (Metzgerschürzen, Gummistiefel). Die Fahrzeuge des Bergeteams werden nach dem Anliefern von Wild direkt mit Pumpsprühern desinfiziert.

Der Aufbruch wird gesammelt und in einem Entsorgungsbetrieb entsorgt. Von jeder erlegten Sau werden Blutproben (bevorzugt EDTA-Proben) entnommen und dem Veterinäramt abgegeben. Alternativen im Notfall: Schweißgetränkte Tupfer, Milzteile, Knochen. Auf ein klassisches Streckelegen muss unter diesen Umständen leider verzichtet werden. Gegen das Überreichen von Brüchen und Verblasen der Strecke spricht aber bei eingehaltenen Maßnahmen nichts.

Jetzt erst recht

Eine Drückjagd unter ASP-Bedingungen ist ohne Frage ein erheblicher Mehraufwand. Doch gerade jetzt ist es wichtig, dass die Jägerschaft Einsatz zeigt. Scheuen Sie den Aufwand nicht und lassen Sie sich die Jagdfreude trotz allem nicht nehmen. Weidmannsheil!