Frage-und-Antwort-Papier zur Fellnutzung
Ist es nicht verwerflich, Tiere zur Pelzgewinnung zu töten?
Pelze sind eine natürliche Ressource, die durch die nachhaltige Jagd, d. h. ohne Ausrottung von Tierbeständen genutzt werden kann. Die Verwertung von Fellen verdient die gleiche Wertschätzung wie die Gewinnung von Wildbret. Bälge können in umweltschonenden Prozessen zu hochwertigen, langlebigen Produkten verarbeitet werden. Im Vergleich zu vielen modernen Bekleidungsmaterialien, insbesondere im Bereich „outdoor“, ist die Ökobilanz auch mit Blick auf die Abfallbeseitigung deutlich günstiger!
Wie kann man heute so altmodisch sein und Pelze tragen?
Die zunehmende Verwendung von Kunstfellapplikationen an Kleidung, auch im Outdoorund Funktionsbekleidungsbereich, zeigt den Wunsch des Menschen nach flauschigem, fellähnlichem Material auf der Haut – ein Bedürfnis, das durchaus verständlich und sogar biologisch begründbar ist. Doch ist die ausschließliche „politisch und moralisch korrekte“ Verwendung von Kunstpelz aus Erdöl der einzig gangbare Weg? Die Nutzung von Fellen aus der heimischen Jagd ist eine Alternative – keine Haltung von Tieren zur Pelzgewinnung, keine tierschutzwidrigen Handlungen an Tieren, sondern die Gewinnung eines wertvollen Rohstoffes aus der Natur!
Kürschner sind heute sehr kreativ und fertigen trendige Accessoires und arbeiten altmodische Pelzmäntel in attraktive Bekleidungsstücke um. Nicht zuletzt entstehen auch durch die Kombination mit anderen Textilmaterialien Konfektionsmodelle für stilvolle Mode, den Freizeit- und Outdoorbereich. Durch die unterschiedliche Struktur verschiedener Pelzarten und die Bearbeitung wie z. B. das Kurzscheren des Fuchspelzes, können die zu verarbeitenden Bälge den verschiedenen Erfordernissen angepasst werden.
Wie kann man gut gefertigte Imitate von Echtpelz unterscheiden?
Die Haare von Kunstpelzen sind an der Basis in einem Textilgewebe verankert, am Haargrund echter Pelze kann man das Leder erkennen. Wenn man einzelne Haare in eine Flamme hält, entsteht der Geruch von verbranntem Horn, hingegen ist er bei Kunstfasern dem eines verschmorten Kabels ähnlich. Kunstfasern laden sich bei Reibung elektrostatisch auf und wirken daher z. B. nach Exposition von Wind eher "struppig", wohingegen sich die Haare von echten Pelzen geschmeidig bewegen und anschließend in die Ausgangslage fallen.
"Die Bejagung sogenannter "Raubtiere" bleibt zu hinterfragen. Jährlich werden 500.000 Füchse getötet, ohne dass sie bedrohte Vogelarten wie Kiebitz oder Bekassine gefährden würden. Der Rückgang spezialisierter Arten liegt allein am Lebensraum." (Stellungnahme Tierschutzbund 05/2018) Es ist gar nicht nötig, "Raubtiere" zu bejagen. Die Natur regelt sich selbst.
Füchse leben flächendeckend überall in Deutschland. Sie sind sehr intelligente, soziale und überaus anpassungsfähige Generalisten. Ihnen gegenüber stehen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung gefährdete, spezialisierte Vogelarten wie Kiebitz, Brachvogel oder Bekassine. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Prädation – durch Fuchs, Waschbär, Mink oder Marderhund – den Reproduktionserfolg dieser Arten negativ beeinflusst. Aus diesem Grund ist die Fuchsjagd ein aktiver Beitrag zum Artenschutz. Die Fellnutzung ist nur die logische Konsequenz in der Wertschätzung natürlicher Ressourcen. Der kritische Verbraucher kann sehr wohl unterscheiden, woher Pelz kommt. Im Übrigen hat Pelz aus heimischer Jagd deutliche ökologische Vorteile gegenüber Kunstpelz aus Erdöl.
Zudem regelt sich die Natur in einer Kulturlandschaft nicht selbst: Der Mensch greift tagtäglich in die Umwelt ein und verändert diese nachhaltig. Aus reinem Eigeninteresse hat der Mensch in Deutschland die Tollwut per Impfung ausgelöscht. Ergebnis: Heute leben dreimal mehr Füchse als vor etwa 30 Jahren. Ein „natürliches Gleichgewicht“ gibt es in der Kulturlandschaft nicht. Einige anpassungsfähige Arten wie Wildschwein, Waschbär oder Steinmarder kommen gut mit der vom Menschen gestalteten Landschaft zu Recht. So hat sich der Lebensraum der Wildschweine in den letzten 40 Jahren durch vermehrten Anbau, beispielsweise von Raps oder Mais, verdreifacht. Allerdings kommen spezialisierte Arten wie Kiebitz oder Sumpfschildkröte nicht so gut in der intensiv genutzten Kulturlandschaft zu Recht, ihre Lebensräume schwinden und anpassungsfähige Fleischfresser dezimieren insbesondere den Nachwuchs. Um die Artenvielfalt zu gewährleisten und Wildschäden zu verringern, muss hier der Jäger eingreifen. Es gibt zwei Stellschrauben, um bedrohten Arten zu helfen: Die Erste ist, den Lebensraum zu verbessern und die Zweite, die Zahl der Fressefeinde zu reduzieren.
Ein „natürliches“ oder "statisches" Gleichgewicht“ gibt es in Ökosystemen übrigens nicht, sondern Sukzession: Eine Abfolge unterschiedlicher Tier- und Pflanzengesellschaften, wobei die Artenvielfalt immer weiter abnimmt. Ist die Kapazitätsgrenze eines Lebensraumes für eine Art erreicht und die Populationsdichte dieser hoch, vergrößert sich die Gefahr von Seuchenzügen, weil Krankheitserreger und Parasiten sich schnell ausbreiten können. Bestände könnten so regelmäßig von Viren, Parasiten oder Bakterien dezimiert werden. Für Mensch und Landwirtschaft ein Risiko. Schweinepest kann beispielsweise auf Hausschweine übertragen werden, die Tiere sterben unter Qualen. Menschen können sich nicht anstecken. An Tollwut oder Räude allerdings schon: Beide sind mit unerträglichen Schmerzen und Leid verbunden. An Tollwut sterben weltweit 30.000 Menschen, die Krankheit verläuft ohne Impfung immer tödlich. Die Jagd hilft dabei, Bestände zu reduzieren und somit das Seuchenrisiko zu minimieren.
"Das verstärkte Vermarkten von Pelzen führt dazu, dass Pelz in der Gesellschaft wieder salonfähig gemacht wird. Dies befeuert missbräuchliche Pelzproduktionsfirmen, wie sie bereits in der Vergangenheit vorkamen." (Stellungnahmen Tierschutzbund und NABU 05/2018)
80 Prozent der Verbraucher erkennen auf der Straße nicht, ob es sich um Echt- oder Kunstpelz handelt. Wenn ein Kritiker den Vorwurf erhebt, dass durch die verstärkte Nutzung jagdlicher Felle Pelz wieder salonfähig gemacht würde, dann hat der Kritiker die vergangenen 20 Jahre verschlafen: Pelz war nie aus der Bekleidungsindustrie verschwunden. Die Industrie hat vielmehr durch den Umweg über Fake-Fur versucht, den Bedarf des Konsumenten nach etwas Warmem und Kuscheligem zu decken. Das ist jedoch nicht aufgegangen. Wer heute einmal Echtpelz getragen hat, wird keinen Kunstpelz mehr kaufen. Sowohl von der Ökobilanz als auch von der Funktionalität ist Echtpelz nicht zu überbieten. Dabei ist dem Pelz aus der nachhaltigen heimischen Jagd gegenüber demjenigen aus dubiosen Farmquellen der Vorzug zu geben.
Wissenschaftliche Quellen
International Fur Trade Federation (2011): A comparative Life cycle Analysis: Natural Fur and Faux Fur. Public Summary Report. (www.ecoinvent.org/file4admin/documents/en/02) Anonymus (2014): Europäische Meinung zum Thema Tiernutzung und -handel. Eine befragung von 2.407 Einwohnern von sechs europäischen Ländern. Unter Mitarbeit von tradefairness. Hrsg. von Abacusdata