(Quelle: Kauer/DJV)

Höckerschwan (Cygnus olor)

Schwäne sind durch ihr rein weißes Gefieder und ihren schlanken, langen Hals sofort erkennbar. Die lebenslange Treue zum einmal gewählten Partner macht den Schwan zum Symbol für ewige Liebe, in Dichtung und Kunst hatte er lange einen bedeutenden Platz. Sein Wildbret war – besonders in England – meist der königlichen Tafel vorbehalten. Der Genuss von Schwanenbrust (auch von älteren Tieren) gilt heute als Delikatesse und das Wildbret ist weder ranzig noch zäh, wie immer wieder zu lesen.

Höckerschwan
Höckerschwan (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen

Der Höckerschwan ist als ausgefärbter erwachsener Vogel rein weiß gefärbt, der Schnabel orangerot mit einem beim Männchen größeren schwarzen Höcker (Name!) an der Stirnbasis. Langer Hals, meist etwas gebogen gehalten, im Flugbild jedoch gestreckt Relativ kurze Beine und große Füße, schwarz gefärbt.
Aggressive Schwimmpose beim Männchen mit korbartig nach oben gestellten Flügeln vor allem zur Brutzeit bei der Verteidigung des Reviers und Brutplatzes.
Jungvögel im ersten Winter kontrastreich grau-hellbraun gezeichnet (im Gegensatz zu jungen Singschwänen), Schnabel dann noch hellgrau ohne Höcker, aber mit schwarzer Basis.

Länge von Kopf bis Schwanzende: 140 bis 160cm; Spannweite: 200 – 240cm Gewicht: 9-12 kg, Männchen schwerer.

Braucht Anlauf am Boden oder auf dem Gewässer zum Abheben.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

In Mitteleuropa (inkl. Frankreich, Dänemark und britische Inseln) Ganzjahresvogel, nördlich und östlich davon (bis Mittelasien) meist nur im Sommer (Brutvogel), überwintert dann auch in Mittel- und Westeuropa. In vielen Ländern Europas seit Jahrhunderten gezielt auf Parkgewässern oder Schlossteichen angesiedelt. Verbreitung und Bestand (zwischen 10 500 und 14 500) im langjährigen Trend in Deutschland stabil. Innerhalb der Ordnung Anseriformes (Gänsevögel) wird der Höckerschwan als Gattung Cygnus in die Familie Entenvögel (Anatidae) gestellt.

Lebensraum

Die ursprünglichen Habitate der Höckerschwäne waren/sind flache Steppenseen, Flussdeltabereiche und sogar Brackwasserzonen an Meeresküsten Brütet heute an – vor allem eutrophen - Gewässern aller Art, im Winter und auf dem Zugweg sucht er Nahrung auch auf Feldern und Wiesen (z.T. mit Sing- und Zwergschwänen vergesellschaftet!). Bevorzugt reiche Unterwasservegetation (auch stark nährstoffangereicherte Gewässer), im westlichen Verbreitungsgebiet auch auf vielen Park- und Erholungsgewässern zu finden Hält sich meist im Wasser auf, an Land eher unbeholfen – kann aber bei aggressiver Verteidigung seiner Brut auch dort relativ schnell werden!

Nahrung

Höckerschwäne ernähren sich überwiegend vegetarisch, sind dabei nicht wählerisch (Wasserpflanzen aller Art, Samen, Raps und Getreidetriebe v.a. im Winterhalbjahr) und nehmen alle an den Pflanzen haftende tierische Kleinorganismen mit auf. Nahrung wird – ähnlich wie bei Enten – mit dem Kopf unter Wasser, Hinterteil nach oben – gesucht, in bis zu 70 cm Tiefe bei einer durchschnittlichen Tauchzeit von 13 Sekunden. Nahrungsbedarf ist sehr hoch (in der Mauser z.B. bis zu 4 kg Pflanzenmasse/Tag), Weibchen fressen sich vor der Brutphase einen Fettvorrat an – sie nehmen während der Bebrütung des Geleges kaum Nahrung auf.

Sinnesleistung und Lautäußerung

Hör- und Sehsinn, wie bei den meisten Vögeln, sehr gut entwickelt – Geruchssinn wahrscheinlich von untergeordneter Bedeutung, zur Prüfung der Nahrung ist eher das Tastempfinden (Schnabelränder, Zunge) ausgeprägt. Höckerschwäne sind wenig stimmfreudig, ein raues, schnarrendes „Hjorr“ bei der Balz, oder fauchen, wenn ihnen Feinde (oder auch Menschen) zu nahekommen. Keine Flugrufe (im Gegensatz zum Singschwan) – aber lautes, surrendes Flügelgeräusch im Flug (im Gegensatz zum Singschwan!), das über einen Kilometer hörbar ist und zur Synchronisation des Trupps dient.

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Höckerschwäne verpaaren sich auf Lebenszeit und brüten im 3. bzw. 4. Lebensjahr zum ersten Mal. Männchen verteidigen ihr Revier sehr aggressiv gegenüber Artgenossen. Das Gelege umfasst fünf bis acht – selten bis zwölf – große, gelbliche Eier und wird auf einem großen Hügel, den die beiden Schwanenpartner aus Wasserpflanzen im Uferbereich gebaut haben, abgelegt. Die Brutzeit (Balz Beginn ab Mitte März) liegt zwischen 35 und 38 Tagen, die Küken sind Nestflüchter – müssen also alle etwa zur gleichen Zeit schlüpfen, obwohl der Legeabstand der Eier bis zu 48 Stunden pro Ei beträgt (Bebrütung startet mit dem letzten Ei). Die Jungvögel werden 5 Monate von den Eltern geführt, anfangs werden ihnen Wasserpflanzen an der Oberfläche gereicht. Die Familie überwintert meist zusammen. Wilde Höckerschwäne können bis zu 15 Jahre, halbdomestizierte bis 19 Jahre alt werden (Ringfunde).

Gefährdungen

Küken sind vor allem im Beutespektrum großer Hechte, zum Schutz sitzen kleine Küken noch eine Zeitlang auf dem Rücken der Elterntiere, wenn diese im Wasser sind, ausgewachsene, gesunde Vögel haben keine Feinde – ggf. nur den Seeadler. Verluste gibt es auch durch harte Winter, Anflug an Leitungen oder durch Krankheiten (z.B. Botulismus).

Im Bundesjagdgesetz

Der Höckerschwan ist im BJgG aufgelistet und hat in den meisten Bundesländern eine Jagdzeit ab 1. November bis Mitte oder Ende Januar. Bei der Bejagung ist meist der Kugelschuss vorgeschrieben, ebenso ist auf die Verwechslung mit den streng geschützten Sing- und Zwergschwänen zu achten, die besonders in Norddeutschland überwintern.

 

Quellen

  • Cramp, S. et al. (1977): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa. Vol. I Ostrich to Ducks. Oxford University Press.
  • Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Borkenhagen, M. Busch, M. Hauswirth, T. Heinicke, J. Kamp, J. Karthäuser, C. König, N. Markones, N. Prior, S. Trautmann, J. Wahl & C. Sudfeldt (2019): Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.
  • Madge, S.; Burn, H. (1988): Wildfowl. An identification guide to the ducks, geese and swans of the world. Christopher Helm, Bromley.
  • Svensson, L.; Mullarney, K.; Zetterström, D. (2011): Der Kosmos Vogelführer. 2. Auflage, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart.