Meine erste Drückjagd
Am 24.11.2018 konnte ich an meiner ersten Drückjagd als Treiberin teilnehmen. Meine Mutter war bis zu meiner Geburt Jägerin, mein Opa bis zu seinem 80. Geburtstag. So war es gestern für mich ein unnachahmliches Gefühl dabei zu sein. Am Treffpunkt angekommen begann die Belehrung der Jäger, Jagdhelfer und Hundeführer. Anschließend ging es mit den Autos los. Wir setzten die Jäger an ihren Hochsitzen ab um dann zu unserem Startpunkt zu laufen. Die Fahrt in den Wald weckte Kindheitserinnerungen in mir, als ich mit meinem Opa auf die Jagd gefahren bin. Wir haben nur ein einziges Mal gemeinsam das Erlegen eines Rehbocks erleben können, doch haben wir beide es immer wieder aufs Neue genossen zusammen draußen zu sein. Als das Gras unter meinem Auto gegen den Tank stieß und rauschend weiter rutschte, fühlte ich mich wieder zurückversetzt in die Zeit die mich bis heute sehr stark prägte. Um 10.30 Uhr begann das Treiben, der Wald war dicht zugewachsen, teils mit jungen Laubbäumen, teils mit stacheligen Brombeeren und Gras. Immer wieder war es faszinierend wie schnell sich der Wald innerhalb weniger Meter komplett verändert und ein neues Biotop erschafft. Dann! Der erste Schuss hallte durch den Wald, etwas weiter entfernt. Dann der Zweite. Das Treiben zeigte also Wirkung. Wir hielten während der gesamten Drückjagd unter uns Treibern Blickkontakt, es wurde gewartet und gegenseitig aufeinander geachtet. Solch einen Zusammenhalt findet man heute nicht mehr all zu oft. Vor jeder Schneise wurde sich gesammelt und dann gemeinsam als Gruppe herausgetreten, was als eigentliche Sicherheitsmaßnahme gedacht ist, stärkte unser Gruppengefühl mit jedem übertreten. Immer wieder hallten mal näher und mal ferner Schüsse. Der Lärm der Treiber schwellte mal an, ebbte dann wieder ab um dann wieder erneut laut zu werden. Nach einer Stunde entschieden wir uns, durch die dichteren Tannen am Rand eine kleine Schlaufe zu gehen.
Unser Vorhaben zeigte Erfolg, auch wenn wir kein Wild sahen, so war es hochflüchtig davongeeilt. Dies konnten wir eindrucksvoll an den Schüssen in unserer Nähe und den zurückgelassenen Fährten erkennen. Wir machten also alles richtig. Dann erklang 'Hahn in Ruh'. Die Jagd war vorbei. Ruhe kehrte ein. Nach und nach ging unsere Gruppe der Jäger und Treiber zu den Autos am Treffpunkt. Jeder einzelne hatte ein Lächeln im Gesicht, egal ob er Erfolg gehabt hatte, oder nicht. Wir alle waren gemeinsam platt, durchnässt durch den nicht enden wollenden Regen und durchgefroren. Doch konnte uns nichts an diesem Tag die Freude des gemeinsamen Erlebens nehmen. Danach fuhren wir zusammen zum Strecke legen. Es war ein durchweg respektvoller Umgang mit dem erlegten Wild. Der Tag nahm dann später nach dem Überreichen der Schützenbrüche an die Schützen, mit einer Erbsensuppe und schönen Gesprächen ein Ende. Vanessa Mittelsdorf