Muttertag im Revier
Es war Mitte Mai und endlich ging es zur Bockjagd raus. Die Temperaturen waren mittlerweile angenehm genug, dass man auch problemlos jemanden mitnehmen kann, der keine spezielle Thermo-Outdoor-Klamotte im Schrank hängen hat.
Die Wahl fiel mir nicht schwer, denn die Person wünschte sich bereits vor einer Weile, mal mit rausgehen zu dürfen. Zum Muttertag erfüllte ich Mama den Wunsch und es ging auf einen der wenigen Hochsitze im Revier, wo zwei Personen Platz finden. Eine ganze Weile konnten wir ausgiebig einen der rar gesäten Feldhasen beobachten, bis sich plötzlich Rehwild am Waldrand zeigte. Ein Bock, recht jung und sehr gut veranlagt, der vermeintliche Platzbock wie sich in den nächsten Wochen herausstellen sollte. Es war klar, der darf weiter leben und so genossen wir den Anblick. Nach einer halben Stunde querte er die Wiese und kam genau in unsere Richtung, bis er schließlich direkt unter unserem Hochsitz stand. So nah hatte Mama noch nie einen Rehbock erlebt, ihre Faszination konnte man spüren. Der Wind stand perfekt und der Bock bekam uns nicht mit.
Irgendwann kam ein Schmalreh auf die Wiese gezogen, da hieß es für den Bock "schnell hin da" und beide verschwanden im angrenzenden Wald. Mittlerweile hatten wir auch kaum noch Licht und so beschlossen wir den Heimweg anzutreten.
Kaum zu Hause angekommen fragte sie mich, wann sie denn wieder einmal mitkommen darf. Es schien ihr gefallen zu haben. Ich freue mich schon drauf, dann vielleicht sogar mit Jagderfolg.
Von Chris Schneider