Nachhaltiges Fell: Pilotprojekt für Pelz aus heimischer Jagd
Ein bundesweites Vorreiterprojekt zur Verarbeitung von Wildtierfellen aus heimischer Jagd startet im Herbst in Rastatt. «Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren», sagte Erhard Jauch, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg. Ziel des Projekts «Fellwechsel» ist es, den Pelz in Deutschland geschossener Raubsäuger wie Füchse, Waschbären oder Marder nachhaltig zu nutzen - statt die Bälge wie bisher oft einfach wegzuwerfen.
Ein Grundstück wurde bereits gepachtet, auch die benötigten Großcontainer stehen schon auf Abruf bereit. Es fehlten lediglich noch die Genehmigungen durch die zuständigen Behörden, sagte Projektmitarbeiter Frederik Daniels. Auf lange Sicht soll zwischen 7000 und 10 000 Tieren jährlich in Rastatt abgebalgt und dann in Gerbereien weiterverarbeitet werden. Geplant ist, daraus etwa Outdoorkleidung oder andere Produkte wie Taschen oder Kissen zu machen. Die Tierkörper sollen in Sammelstellen in den Bundesländern gesammelt und dann der eigens gegründeten Fellwechsel GmbH zugeliefert werden. Zunächst konzentriert sich «Fellwechsel» nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) vor allem auf Baden-Württemberg, aber auch Hessen und Rheinland-Pfalz.
Der Naturschutzbund Nabu äußerte Bedenken. Zwar sei es eigentlich sinnvoll, die Felle der ohnehin erlegten Tiere weiterzuverwenden. «Andererseits wird dadurch das Tragen von Pelz in der Öffentlichkeit wieder salonfähig gemacht», sagte der Landesvorsitzende Johannes Enssle.
Das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium begrüßte die Initiative. Die Jäger leisteten mit der Jagd auf die Raubsäuger einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. «Mit dem Projekt 'Fellwechsel' soll eine nützliche Verwertung der dabei erzeugten Felle sichergestellt werden», sagte Minister Peter Hauk (CDU). Das Ministerium stellt bisher keine finanziellen Mittel zur Verfügung.
Die Investitionssumme wird zunächst vom DJV gestemmt. Nach Worten von Landesgeschäftsführer Jauch fallen für die Containeranlage in Rastatt mit Büro, Gefrierraum und Abbalgstation schätzungsweise rund 250 000 Euro an, plus Betriebs- und Personalkosten. Neben Projektmitarbeiter Daniels sollen weitere zwei Vollzeitkräfte eingestellt werden. Die Jäger sind gebeten, die erlegten Tiere kostenlos anzuliefern. Später sollen sie aber pro Balg eine kleine Entschädigung bekommen. Ob sich das Projekt trägt, bleibt abzuwarten. Die Nachfrage nach Fellen in Deutschland steige - ebenso wie das Bedürfnis der Verbraucher, keine Felle aus qualvoller Zucht osteuropäischer oder asiatischer Pelzfarmen zu kaufen, sagte der DJV-Sprecher. Die «Fellwechsel»-Felle könnten dank Kennzeichnung bis zum Jäger zurückverfolgt werden. «Der Verbraucher muss wissen: Wenn er Felle aus heimischer Jagd kauft, hat er was für die Region und den Artenschutz getan.»