Die Übergriffe auf Nutztiere haben in den vergangenen 13 Jahren rasant zugenommen. Waren es im Jahr 2007 etwa 30 Fälle, ist die Zahl im Jahr 2019 auf 887 Fälle gestiegen. Die meisten Übergriffe fanden in Niedersachsen (192), Brandenburg (167), Schleswig-Hol- stein (136) und Sachsen (135) statt. Im Jahr 2007 hatten Wölfe etwa 100 Nutztiere verletzt oder getötet, 2016 wurde die Grenze von 1.000 erstmals überschritten, 2019 stieg die Zahl auf 2.894 Nutztiere. Dabei handelt es sich bei 88% der Tiere um Schafe oder Ziegen, bei 7% um Gehegewild und bei 4% um Rinder, vereinzelt auch Pferde (DBBW 2020).
Die Mindesthöhe für einen wolfssicheren Zaun ist von 1,20 auf 1,40 Meter erhöht worden. Doch auch diese Zaunhöhe haben Wölfe bereits übersprungen. Kritiker äußern, dass eine stufenweise Erhöhung der Zäune eher einen Trainingseffekt für die physisch robusten und intelligenten Wölfe darstellt.
Wie Zäune tatsächlich gebaut werden müssen, damit Wölfe sie nicht überwinden können, zeigt das Gutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums über Mindestanforderungen zur Haltung von Säugetieren (2014), etwa in Zoos. Es empfiehlt für Hundeartige wie den Wolf: "Es sind Umzäunung mit Überhang nach innen, auch glatte Wände bzw. Gräben mög- lich. Vor allem kleine Arten, wie Füchse und Schakale, aber auch Wölfe, wenn sie Kämpfen ausweichen wollen, klettern und springen äußerst hoch (bis zu 2,80 Meter). Fast alle Arten graben, deshalb sind die Umzäunung bzw. Wände mit Fundament und Untergrabschutz von mindestens 60 Zentimeter Tiefe zu versehen."
Säugetiergutachten vom BMEL (7. Mai 2014), Kapitel 21.5 Hunde (S. 186) - Hinweise zu Gehegen:
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/Haltung Saeugetiere.pdf? blob=publicationFile