Rehe, die bellen, beißen nicht
Mitte August habe ich meine beste Freundin das erste Mal auf die Ansitzjagd mitgenommen. Es war ein angenehm warmer Abend und ich hatte einen geräumigen Hochsitz an einer kleinen Waldwiese ausgesucht.
Einige Zeit nach der Ankunft begann ich zu blatten, in der Hoffnung so zu Anblick zu kommen. Ich erntete nur einen skeptischen Blick: 'Was tust du da?' - 'Ich blatte.' - 'Aha.' - 'Ich locke Rehe an.' - 'Niemals' - 'Doch! Ich tu so als sei ich ein anderes Reh und dann kommen die her.' - 'Rehe machen niemals so Geräusche!' - Ich lachte und setzte noch einen drauf: 'Rehe bellen auch!' - 'Jetzt veräppelst du mich!' Der erhoffte Anblick blieb leider erstmal aus. Es war aber trotzdem sehr spannend. Irgendwo links von uns konnten wir den ganzen Ansitz über etwas im Unterholz rascheln hören. Aber ob Eichhörnchen, Amsel oder Reh war nicht zu sagen. Also viel gehört und nichts gesehen.
Im allerletzten Büchsenlicht, wir waren schon im Begriff zusammenzupacken, als ich hinter uns etwas ganz langsam im Bestand kommen hörte. Erst mit dem Fernglas konnte ich im Dunkeln erkennen, dass sich ein Reh näherte. Ich machte meine Freundin darauf aufmerksam und gab ihr das Fernglas. 'Wow, das sieht man ja wirklich nur durch das Fernglas! Und schießt du das jetzt?' Leider konnte ich es bei diesem Licht absolut nicht ansprechen. Kurz darauf bekam das Reh Wind von uns und sprang schreckend ab. Meine Freundin war völlig aus dem Häuschen: 'Nein, wie krass ist das denn?! Wieso machen die denn so Stimmen?'
Kurz darauf packten wir unsere Sachen und baumten ab. Auf dem Weg zum Auto schwärmte meine Freundin von dem Abend. Darüber freute ich mich sehr und zum Schluss meinte sie: 'Schade, dass es zu dunkel war. Ich wäre gern dabei gewesen, wenn du was schießt! Wann gehen wir wieder raus?' Teresa Wolf