Ein lehrreicher Fallenjagdtag
'Was hast du da denn alles im Auto?' Ungefähr so fing der Weg zu einem eher untypischen Jagdausflug an. Wir haben beide ein gesundes Verhältnis zur Natur. Das hatten wir schon bei verschiedenen Gelegenheiten, wie dem gemeinsamen Schlagen von Brennholz und Wanderungen durch Harz und Heide erlebt. Irgendwann stand Martina vor - oder besser hinter - meinem Lada und stellte die Frage: 'Was hast du da denn alles in deinem Auto?' Das war gar nicht so einfach zu erklären. Ich betreibe in einem Revier in der Region Hannover die Fangjagd. Der Kofferraum ist entsprechend ausgebaut, um das Equipment zu transportieren.
Ich erzählte also von den Rebhühnern und Fasanen im Revier und dass sich die Prädatoren, allen voran der Marder, über Gelege und Gesperre hermachen. Schnell wurde Martina klar, dass eine reine Biotopverbesserung nicht ausreicht und die Hühnervögel auch von anderer Seite Unterstützung benötigen, dem Jäger. So drehte sich das Gespräch allgemein um die Natur, die Aufgaben der Jäger und im speziellen auch die verschiedenen Inhalte des Kofferraums. Theorie und Erzählungen sind das Eine, das praktische Erleben das Andere. Also wo andere Jäger die Nichtjäger zu Ansitzen mitnehmen, quasi dem Musterbeispiel für Jagd in Deutschland, stand hier binnen Kurzem die Einladung, einmal an einer Revier-Tour im Auftrag der Fangjagd teilzunehmen. Der Jagdtag begann dann sehr handwerklich, mit dem Bau eines Marderbunkers. Für mich eine schöne Gelegenheit, zu vermitteln, dass bei der Jagd der Jäger eben nicht machen kann, was er will. Gesetze und Regelungen wie die UVV und nicht zuletzt der gesunde Menschenverstand lassen einen dafür sorgen, alle denkbaren Sicherungsmechanismen zu ergreifen um sich selbst und Unbeteiligte zu schützen. Martina legte fleißig mit Hand an und nach wenigen Stunden stand der Marderbunker.
Nach dessen Fertigstellung folgte die Fahrt durch das Revier. Wir suchten dem neuen Bunker einen Platz. Anschließend haben wir ihn eingestreut und (natürlich mit Handschuhen) mit Eiern bestückt. Es ist immer ein wenig Glückssache, wie schnell so ein Bunker von den Mardern angenommen wird. Frisch gebaut hängt noch einiges an menschlicher Witterung daran. Nun heißt es abwarten und stetig nachschauen ob die Eier angenommen werden.
Da sich bestimmte Arten nur mit der Fangjagd effektiv bejagen lassen, ist der Aufwand zur Hege des Niederwildes dringend notwendig.
Neben dem klassischen Marderbunker mit dem Eiabzugseisen habe ich Martina auch die anderen unterschiedlichen und in Niedersachsen zugelassenen Fallenarten nähergebracht. Damit erschlossen sich ihr auch die verschiedenen Inhalte meines Kofferraumes. Ich glaube, wir machen demnächst auch noch mal einen Ausflug zum Jägerlehrpfad des Jagdschloß Springe, da kann man sich die Fallen auch anschauen. Da wir schon im Revier waren, haben wir gleich die bestehenden Fallen und Bunker kontrolliert. Unterwegs zeigte sich die Natur gleich von ihrer dankbaren Seite. Neben uns strichen drei Jungfasane ab. Eins der schönsten Argumente, warum man die Arbeit mit der Fangjagd auf sich nehmen sollte. Im Revier mussten die Wege freigeschnitten werden und an einigen Fallen waren Reparaturarbeiten notwendig. Zu den üblichen Wartungsarbeiten zählt auch der Tausch der Akkus an den Fallenmeldern. Damit war dann auch die Frage geklärt, warum ein Multimeter zur Ausstattung eines Jägers gehört.
Insgesamt war es ein arbeits- und erlebnisreicher Tag, den wir bei Rotwein, Käse und vielen Anekdoten über die Jagd haben ausklingen lassen. Joachim Vogelsang