
Das Leben in der Kinderstube Natur erwacht

Die Wildschweine machen es bereits ab Februar, einige Singvögel bis in den August: Sie bekommen Nachwuchs und verwandeln die Natur in eine große Kinderstube. Kaninchen oder Fuchs bringen ihre Jungen in einer Höhle zur Welt – taub und blind. Feldhase, Stockente oder Rehkitz hingegen werden mit voll entwickelten Sinnen geboren und verbringen die meiste Zeit allein in Wiesen und Feldern. Sie setzen auf die Strategie "Ducken und Tarnen", eine Art Lebensversicherung vor Fressfeinden. Aus falsch verstandener Tierliebe landen allerdings immer mehr gesunde Jungtiere in Auffangstationen und werden zu Waisen. Der Deutsche Jagdverband (DJV) erläutert Überlebensstrategien heimischer Wildtiere und gibt Tipps für den unbeschwerten Naturbesuch in der Brut- und Setzzeit.
Nur anschauen, nicht anfassen
Junghase oder Rehkitz haben eine Fellzeichnung, die sie optisch mit der Umgebung verschmelzen lässt. Zudem sind sie in den ersten Wochen nahezu geruchlos und verharren bei Gefahr regungslos. Das Muttertier beobachtet den Nachwuchs aus sicherer Entfernung und kommt nur zum Säugen zurück. Deshalb gilt: Abstand halten und mit dem Fernglas beobachten. Denn menschlicher Geruch kann bereits dazu führen, dass Elterntiere den Nachwuchs verstoßen. Sollte ein Wildtier tatsächlich verletzt sein, unbedingt Jäger, Förster oder Falkner kontaktieren.
Fehltritt kann fatale Folgen haben
Egal ob Radler, Jogger oder Wanderer: Wer die Natur genießt, sollte unbedingt auf den Wegen bleiben. Wissenschaftler haben beobachtet, dass Wildtiere Menschen dann nicht als unmittelbare Bedrohung wahrnehmen. Wird der Weg jedoch verlassen, kann das für die Tiere Stress bedeuten und sogar dazu führen, dass Jungtiere von ihren Eltern getrennt werden. Nester und Nachwuchs sind zudem leicht zu übersehen – ein Fehltritt kann fatale Folgen haben.
Wenn die Wildschweinmutter sauer wird
Hunde sollten während des Spaziergangs auf Ruf oder Pfiff im Einflussbereich bleiben oder an die Leine – zum Schutz der vielen Jungtiere. In vielen Kommunen besteht während der Brut- und Setzzeit ein Leinenzwang. Genaue Infos gibt es beim zuständigen Ordnungsamt. Vierbeiner, die unbeaufsichtigt durchs Dickicht stöbern, können sich auch selbst gefährden. Wildschweinmütter verteidigen ihren Nachwuchs ohne zu zögern, das kann mit blauen Flecken und Schlimmerem enden.
Auf Heckenbrüter Rücksicht nehmen
Hobbygärtner sollten übrigens während der Brut- und Setzzeit möglichst auf den Pflegeschnitt von Hecken, Sträuchern und Bäumen verzichten. Diese sind wichtige Rückzugsorte für Vogelarten wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle oder Grasmücke – sie bauen darin ihr Nest.