Wildschweine lieben Deutschland
Mehr als 585.000 Wildschweine haben Deutschlands Jäger im Jagdjahr 2010/11 (1. April 2010 bis 31. März 2011) nach Angaben des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) erlegt – fünf Mal so viele wie 1975. Ein internationaler Trend: In Österreich stieg die Jagdstrecke um den Faktor 10 und in Polen um den Faktor 4. Sogar in Asien und Nordamerika ist der Allesfresser Wildschwein heimisch geworden. In Japan beispielsweise ist die Zahl der erlegten Tiere seit 1975 um das 4-fache gestiegen. Dr. Wolfgang Bethe, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg und Wildschwein-Experte im DJV-Präsidium: „Die Schwarzwildjagd muss weiter intensiv betrieben werden, denn ohne Jäger könnten die anpassungsfähigen Allesfresser jedes Jahr ihren Bestand verdreifachen.“ Schutzgebiete mit jagdlichen Beschränkungen, Gartenkolonien oder Industriebrachen schafften allerdings immer mehr Rückzugsgebiete die eine effektive Jagd erschwerten, so Dr. Bethe.
Der großflächige Anbau von hochwachsenden Nutzpflanzen ist laut DJV ebenfalls eine jagdliche Herausforderung. Mais, Raps und Getreide werden auf immer größerer Fläche angebaut: Sie bedecken inzwischen etwa ein Viertel des Bundesgebiets und bieten den wenig wählerischen Schwarzkitteln Nahrung und Deckung im Überfluss. Alleine die Anbaufläche des bis zu 2,5 Meter hohen Maises liegt mittlerweile bei über 2,5 Millionen Hektar. 1975 waren es noch rund 800.000 Hektar. Vor Beginn der neuen Anbauperiode appelliert der DJV an Landwirte, gemeinsam mit Jägern verstärkt Jagdschneisen im Mais anzulegen. Zehn Bundesländer haben inzwischen die bürokratischen Hürden für deren Anlage abgebaut. Die Effizienz der Schneisen bei der Wildschweinjagd hat der DJV gemeinsam mit dem Bauernverband und dem Bundeslandwirtschaftsministerium erfolgreich getestet. Eine Ergebnisbroschüre wird im Februar 2012 veröffentlicht.
Ernährungssituation ganzjährig gut, Winter durchweg mild – darüber freuen sich Wildschweine: In Deutschland erreichen sie mittlerweile eine Reproduktionsrate von bis zu 300 Prozent im Jahr. Bereits im Alter von 5 Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife und pflanzen sich fort. Eine Bache kann bis zu acht Frischlinge säugen. Die profitieren ganz besonders von milden Temperaturen im Winter und Frühjahr. Allerdings bekommt ihnen nasskalte Witterung, die Sturmtief Andrea derzeit bringt, überhaupt nicht.
Deutscher Jagdverband e. V. (DJV)
Vereinigung der deutschen Landesjagdverbände für den Schutz von Wild, Jagd und Natur
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