(Quelle: Kauer/DJV)

Hochwasserschutz für Mensch und Natur

3. Juli 2013 (djv) Berlin

Im Mittelpunkt des Hochwasserschutzes steht die Sicherheit des Menschen. Gleichwertige Instrumente dafür stellen Hochwasservorsorge, natürlicher und technischer Hochwasserschutz dar.

Flusslandschaft (Quelle: Rolfes/DJV)

Die Unversehrtheit der Hochwasserschutzanlagen – insbesondere in gefährdeten Deichabschnitten in der Nähe von Siedlungen – ist gegenüber dem Arten- und Tierschutz von übergeordnetem öffentlichem Interesse. Zum Schutz der Bevölkerung müssen Arten bejagt werden, die mit ihrer Bautätigkeit Schäden an Hochwasserschutzanlagen anrichten.

Schnell ansteigende Flusspegel und großflächige Überflutungen wie an Elbe und Havel bedeuten für betroffene Wildtiere Stress oder Tod. Aus Sicht des Tierschutzes ist dies tragisch. Groß angelegte Rettungsaktionen sind aber nicht möglich, da Wildtiere die Nähe des Menschen meiden – aus einem Reh oder Feldhasen wird über Nacht kein zahmes Stalltier. Gefangenschaft geht einher mit großem Stress, der vielfach tödlich endet. Tierschutzgerecht ist es vielmehr, Fluchtwege für Wildtiere aus den überschwemmten Gebieten freizuhalten und verbleibende Landinseln zu meiden. Schaulustige behindern die Katastrophenhilfe und verhindern zudem, dass Wildtiere das rettende Deichhinterland erreichen.

In Hinblick auf den Artenschutz sind Überschwemmungen nicht bestandsgefährdend für Wildtiere wie Wildschwein, Reh oder Hase sowie Wiesenbrüter wie Kiebitz oder Brachvogel. Die meisten heimischen Tierarten können sich mehrmals im Jahr fortpflanzen und gleichen so regionale Verluste rasch aus. Die Überlebenschancen des Nachwuchses sind dann sogar besser, da mehr Nahrung und Lebensraum weniger innerartliche Konkurrenz bedeuten.

Es ist wichtig, dass wir unseren Flüssen wieder mehr Raum geben. Dazu müssen Begradigungen zurückgenommen werden und natürliche Flussauen mehr Platz bekommen. Den besten Wasserspeicher stellt der Wald dar. Dichte, vollbestockte Wälder mit ihren lockeren, humusreichen Böden können bis zu 60 bis 75 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in der Stunde aufnehmen, während es bei Grünland nur 20 Liter pro Quadratmeter sind. Maßnahmen zur Regeneration von Altarmen und Flutrinnen sowie der Neubau von Polder- oder Umflutanlagen müssen im natürlichen Hochwasserschutz ebenfalls in Erwägung gezogen und unter Einbindung der Eigentümerinteressen umgesetzt werden.

Technischer Hochwasserschutz wie die Sanierung und Erhöhung von Deichen bleibt in vielen besiedelten Flussgebieten einziges umsetzbares Mittel. Für den Hochwasserschutz notwendige Areale sollten prioritär durch Flächentausch statt Enteignung geschaffen werden.

Vorbeugender Hochwasserschutz beginnt mit der Rückhaltung bzw. der Abflussverzögerung im Gebiet der Entstehung: In den niederschlagsreichen Gebirgs- und Mittelgebirgslagen kommt deshalb der Aufforstung neuer und der Pflege stabiler und gut geschlossener Wälder die höchste Priorität zu. Diese Forderung gilt in besonderer Weise für exponierte oder degradierte Flächen und für Einzugsbereiche immer wieder Hochwasser führender Flüsse. Dort muss die Wiederherstellung einer schutztauglichen Waldbestockung u.a. auf dem Wege der Schutzwaldsanierung erreicht werden.

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DJV Position Hochwasserschutz

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