Jagdverband warnt vor Schnellschuss des Landesbetriebes Wald und Holz
Die Zeit für Entscheidungen über alternative Jagdmunition ist nicht reif, weil entscheidende Fragen ungeklärt sind. Mit der Ankündigung, im Staatswald ab 2013 bleifreie Büchsenmunition einzuführen, greift der Landesbetrieb Wald und Holz NRW den derzeit noch laufenden Untersuchungen vor. Nach Auffassung des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen (LJV NRW) können die offenen Fragen erst nach Abschluss und Bewertung laufender Forschungsprojekte beantwortet werden. Gleichwohl kann diese Festlegung durch den Landesbetrieb Wald und Holz, als Jagdausübungsberechtigten für den Staatswald in NRW, getroffen werden.
Zwar gilt das Abprallverhalten von Jagdbüchsengeschossen als Teilaspekt der jagdlichen Sicherheit als geklärt. Allerdings sind diese Erkenntnisse noch nicht in den Schießständen in Nordrhein-Westfalen umgesetzt, da auf diesen bisher größtenteils nur bleihaltige Geschosse behördlich zugelassen wurden. Die notwendigen Ertüchtigungen der Sicherheitseinrichtungen, um das Rückprallen von bleifreien Büchsengeschossen auf Schießständen zu verhindern, müssen zudem noch abschließend geklärt werden. Da Rückpraller in Schießständen zu Gefahren für die Schützen führen können, müssen erst die teilweise umfangreich erforderlichen Umbauten vorgenommen und behördlicherseits genehmigt werden. Auf diesen Umstand weist der Landesbetrieb ausdrücklich hin. Dabei handelt es sich jedoch nicht um bloße „Aktualisierungen“ sondern Genehmigungsverfahren und notwendige – teilweise kostenintensive – Umbauten. Die Jäger können daher weder ihre Waffen auf die neue Munition ein- oder umschießen noch das jagdliche Schießen mit bleifreier Munition üben.
Weiterhin stehen Ergebnisse einer Vielzahl anderer vom Bundeslandwirtschaftsministerium initiierter Studien noch aus. So wurden in den vergangenen drei Jahren Untersuchungen zur Tötungswirkung von bleihaltigen und bleifreien Geschossen sowie zur Hintergrundbelastung von Wildbret mit Schwermetallen gestartet. Die etwa 1,5 Millionen Euro teuren Studien sind teils noch nicht veröffentlicht, teils noch im Stadium der Datenaufnahme. Es kann nicht im Sinne des Steuerzahlers sein, Entscheidungen zu treffen, bevor grundlegende Forschungsergebnisse abgeschlossen vorliegen oder veröffentlicht sind.
Besonders Behauptungen, Wild sei eines der am stärksten mit Blei belasteten Lebensmittel, widerspricht der Landesjagdverband NRW vehement. Das Bundesamt für Risikoforschung (BfR) führt mit dem Deutschen Jagdschutzverband und anderen Partnern eine Studie zur Hintergrundbelastung von Wildbret durch. Im Rahmen des Projektes werden mehr als 8.600 Wildbret-Proben in drei Bundesländern aufgenommen und in Laboren auf die Metalle Blei, Kupfer und Zink analysiert. Es liegen jedoch keine Studien des BfR vor, die untersucht hätten, welche und wie viele Schwermetalle der Mensch über Wildbret aufnimmt.
Es kann festgehalten werden, dass zum Thema „Ersatz beleihaltiger Büchsenmunition“ derzeit weder die nötige Faktengrundlage für eine abschließende Entscheidung vorhanden ist, noch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Praxis existieren. Eine zuverlässige und abschließende Bewertung auf wissenschaftlicher Grundlage kann kaum vor dem Jahr 2013 getroffen werden. Auch die notwendigen Umbauten an Schießständen müssen erst flächendeckend realisiert werden. Sollten die ausstehenden Forschungsergebnisse vorliegen, wird die Jägerschaft eine wissensbasiert getroffene Entscheidung akzeptieren. Von eigenen Erkenntnissen des Landesbetriebs Wald und Holz ist nichts bekannt.