Gamswild hat nicht wirklich eine Lobby
Der Bayerische Rundfunk zeigt am Sonntag, 7. April um 19.00 Uhr eine 45-minütige Dokumentation über das heimische Wild im Hochgebirge. Spannung verspricht bereits der Titel „Gams im Visier – Waldschutz contra Bergwild“. Der DJV hat mit der BR-Journalistin und Redakteurin des Films Gabriele Mooser gesprochen:
DJV: Wie sind Sie auf das kontroverse Thema “Waldschutz contra Bergwild” gekommen?
Mooser: „Gams im Visier“ ist für uns der dritte Film über Natur und Wildtiere in Folge. Die ersten beiden thematisierten das Rotwild und das Schwarzwild. Wir hatten dann überlegt, das Rehwild in den Fokus zu stellen, haben uns letztlich aber für das Gebirge mit seinem Gamswild entschieden, unter anderem weil ein Kollege auch Steinböcke gefilmt hat. Wenn man keinen reinen Tierfilm macht und über das Gamswild dreht, kommt man um die Problematik Lawinenwald und Verbiss nicht herum.
Was das Gamswild für den Bergwald ist, ist das Rehwild für die Buchennaturverjüngung der Flachland- und Mittelgebirgsforsten…
… wir wollen keine politische Reportage machen. Sicher versucht man immer, sich der Brisanz des Themas zu stellen, aber beim Format „Unter unserem Himmel“ versuchen wir den Mittelweg zwischen der sachlicher Problematik und emotionalen Bildern, die den Zuschauer von der Naturwelt des Hochgebirges begeistern sollen und ihn auch kulturell informieren sollen. So haben wir zum Beispiel einen Gamsbartbinder besucht.
Wie haben Sie die Wald-Wild-Problematik wahrgenommen?
Die Bayerischen Staatsforsten versuchen den Waldumbau durch die Anpflanzung von Tanne, damit die Wälder klimabeständiger werden. Das ist nachvollziehbar. Andererseits wollen die Tiere auch irgendetwas fressen und junge Tannentriebe schmecken ihnen besonders gut. Ich habe mit Berufsjägern und mit Förstern gedreht. So verhärtet, wie die Fronten oft beschrieben werden, sind sie gar nicht. Da findet schon eine Annäherung statt.
Was ist die Zielstellung Ihres Filmes?
Ich wollte, dass die Wildart wieder in den Vordergrund kommt. Gamswild hat nicht wirklich eine Lobby. Dabei ist es für mich solche eine faszinierende und edle Wildart, die besonders gut an ihren kargen Lebensraum angepasst und sehr schlau ist.
Haben Sie eine Lieblingsszene während des Drehs vor Augen?
Ja, das war im Herbst in der Gamsbrunft. In dieser Zeit sind die Tiere nahezu paralysiert. Bei Tieraufnahmen hockt man stundenlang in der Kälte, man darf sich nicht bewegen und harrt aus. Nach einiger Zeit hatten wir beschlossen, dass sich jeder mal ein wenig die Beine vertreten darf. Dann bin ich einige Schritte gegangen und plötzlich steht ein jüngerer Gamsbock vor mir, der offenbar nicht wusste, ob ich Geiß bin oder Mensch. In einem kurzen Moment der Angst hat er dann aufgestampft. Der Anblick war einfach faszinierend.
Vielen Dank für das Interview.
„Gams im Visier – Waldschutz contra Bergwild“
Bayerischer Rundfunk
Sonntag, 7. April 2013
19.00 Uhr
TV-Journalistin Gabriele Mooser: "Gamswild hat nicht wirklich eine Lobby."