Gefahr für heimische Vögel
Eine aus Afrika stammende Gänseart sorgt in Sachsen-Anhalt zunehmend für Aufregung. Die Nilgans ist dominant, aggressiv und duldet keine Konkurrenz neben sich. Ihr Revier verteidigt sie gegen andere Vogelarten erbarmungslos. Jäger und manche Naturschützer sehen nun bereits einheimische Vogelarten bedroht, denn die angriffslustige Nilgans darf in Sachsen-Anhalt im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht gejagt werden. „Im Jahre 1995 gab es den ersten Brutnachweis dieser Tiere, mittlerweile werden im Land 180 bis 200 Brutpaare gezählt“, erläutert Stefan Fischer von der Vogelschutzwarte Steckby in Steutz (Anhalt-Bitterfeld). Vor allem im Norden Sachsen-Anhalts habe sich der Vogel niedergelassen.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Nilgänse ist nach Angaben des Naturschutzbundes Nabu fast ganz Afrika. Nach Deutschland kamen die Tiere über Großbritannien, wo sie seit dem 18. Jahrhundert als Ziergeflügel gehalten wurden. Lange Zeit blieben sie auch auf der Insel, doch seit den 1970er Jahren erobern sie über die Niederlande auch Deutschland.
„Bislang hat sich die Nilgans vor allem in Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ausgebreitet“, sagt der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald, in Berlin. Mit Sicherheit werde sie sich nun auch weiter südwärts entlang der Elbe ansiedeln. Ihr Vorteil sei ihre Flexibiliät. „Sie brütet in Höhlen, in Bäumen und am Boden.“ Bei der letzten Zählung im Jahre 2009 seien bundesweit 8.000 Brutpaare gezählt worden. „Bei der diesjährigen Zählung werden es mit Sicherheit deutlich mehr“, sagt Reinwald.
„Ich verstehe nicht, dass die Nilgans seinerzeit nicht in das Jagdgesetz aufgenommen wurde“, sagt der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Wilko Florstedt, in Langenweddingen bei Magdeburg. Andere Tierarten wie Mink, Waschbär und Marderhund, die ursprünglich auch nicht zur einheimischen Tierwelt gehörten, dürften gejagt werden, weil sie unter anderem Feldhasen, Rebhühner, Fasane und Wasservögel aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängten.
„Wir wissen um das Problem der Nilgans“, sagt eine Sprecherin des Umweltministeriums in Magdeburg. Nach ihren Worten sollte dieser Vogel eigentlich bei der Novellierung des Landesjagdgesetzes im Jahr 2010 mit auf die Liste jagdbarer Tiere kommen. Doch dies sei damals im Landtag gescheitert. Nach Angaben von Reinwald dürfen die Tiere unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen geschossen werden.
Der Naturschutzbund Nabu hatte seinerzeit die Streichung aus der Jagdliste gefordert. „Es ist aus unserer Sicht derzeit nicht angezeigt, die Nilgans ins Jagdrecht zu überführen, da diese Gans in Deutschland weder eingebürgert noch ausgewildert wurde», hieß es zur Begründung. Eine potenzielle Gefährdung durch die Nilgans könne derzeit nicht nachgewiesen werden. „Wir plädieren für wissenschaftliche Untersuchungen“, sagte die Geschäftsführerin des Nabu-Landesverbandes Annette Leipelt. Eine Beobachtung sei angebracht.
„Ich kenne zwar Fälle, bei denen eine Nilgans ein Storchennest erobern wollte“, sagte Christoph Kaatz, Vorsitzender des Vereins Vogelschutzwarte am Storchenhof Loburg (Jerichower Land). Doch noch stelle die Nilgans keine echte Gefahr für Adebar dar, jedenfalls derzeit nicht. Doch die Verbreitung der Tiere könne schnell gehen. Das könne man am Waschbär, Mink und Marderhund sehen, die seinerzeit aus Amerika nach Deutschland kamen.
Waschbären etwa vermehrten sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland fast schon explosionsartig. Davon gibt auch die alljährliche Jagdstrecke eine Vorstellung. So schossen die Waidmänner nach Angaben des Jagdverbandes allein in Sachsen-Anhalt zwischen dem 1. April 2012 und dem 31. März 2013 insgesamt 16.283 Waschbären. Im Jagdjahr davor waren es 12.090.
Mehr zur Zählung der Jäger von 2009 gibt es hier zu lesen – einfach klicken.
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