(Quelle: Kauer/DJV)

Auf der Jagd nach Lösungen

24. September 2013 (face) Berlin
Europäischer Dachverband FACE mit Konferenz zum Erhalt der Biodiversität

Top-Referenten aus den Reihen der europäischen Institutionen und verschiedener Interessengruppen aus dem Umwelt-, Jagd und Biodiversitäts-Bereich aus 25 Ländern diskutierten und präsentierten am 13. September in Brüssel im Rahmen der von FACE organisierten Konferenz unter dem Motto „Auf der Jagd nach Lösungen“ Aktionen zur Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität. Neben der Kooperation und dem Engagement ist auch die aktive Mitwirkung aller Interessengruppen von der internationalen bis hin zur lokalen Ebene von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Erreichung der Ziele der Biodiversitätsstrategie der EU für 2020 geht. Die Forderung nach einem Wandel ist wichtig, aber auch die positiven Aktionen von Millionen von Bürgern sollten anerkannt und gestärkt werden.

15. September 2013, Brüssel – FACE Mitglieder aus 25 Ländern nahmen gemeinsam mit weiteren geladenen Gästen an der von FACE organisierten Konferenz zur Biodiversität 2020 und Lösungsfindung teil und diskutierten mit Entscheidungsträgern der europäischen Institutionen und Repräsentanten internationaler Organisationen sowie NGOs und der Wissenschaft ihr Engagement für die Biodiversität.

Die Konferenz mit dem Titel „Auf der Jagd nach Lösungen“ widmete sich dem Bedarf nach optimalen Aktionen an der Basis, damit die in der Biodiversitätsstrategie und den Aktionsplänen zur Biodiversität (BSPAPs) international wie lokal festgelegten Ziele zur Erhaltung der Biodiversität erreicht werden. Demonstriert wurde dies anhand von Beispielen aus der Gemeinschaft der Jäger und anderer Naturschützer. Besonderes Augenmerk erhielt dabei die Frage, wie man die Menschen inspirieren und befähigen kann, bei Aktionen im Sinne eines langfristigen und kosteneffizienten Erhalts der Biodiversität zu kooperieren und diese Maßnahmen gemeinsam zu koordinieren. Dank ihres persönlichen Engagements und ihrer Bereitschaft, sich mit privaten Mittel zu beteiligen, sind lokale Interessengruppen, und damit nicht zuletzt auch die sieben Millionen Jäger in Europa, bei der Generierung biodiversitätsrelevanten Wissens durch die Überwachung von Arten und ihrer Lebensräume und der Durchführung von Maßnahmen für die Wiederherstellung der Biodiversität und der Naturerhaltung hier von entscheidender Bedeutung.

In ihrer Ansprache wies Pia Bucella, Referatsleiterin der Direktion Naturkapital bei der GD Umwelt der Europäischen Kommission, auf die Notwendigkeit hin, im Sinne der Erreichung der Ziele der Biodiversitätsstrategie der EU für 2020 Hand in Hand zu arbeiten. Wesentlich hierfür sei das unmittelbare Engagement aller Interessengruppen, insbesondere aber aller, die „unmittelbar in die Natur eingreifen, von ihr betroffen und mit ihr zusammenarbeiten – und damit das Engagement der Jägerschaft. Für Frau Bucella galt dies auch für die Umsetzung der Politik der EU für Grüne Infrastrukturen und der Naturschutzvorschriften der EU, insbesondere der Vogel- und Habitat-Richtlinien und sowie in Verbindung mit Schutzgebieten und damit dem Netzwerk Natura 2000. Frau Bucella stellte fest, dass die Umsetzung zwar im wesentlichen Aufgabe der Regierungen und der öffentlichen Verwaltung ist, diese Ziele jedoch ohne Mitwirkung und Einsatz der Interessengruppen wie den Jägern nicht erreicht werden können.

Frau Bucella legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten (zu denen die Kommission unlängst einen Vorschlag für eine Verordnung veröffentlicht hatte) – ein Vorhaben, für das Jäger bereits wertvolle Beiträge geliefert haben und auch weiterhin tun werden. Sie bewertete die positive Zusammenarbeit mit der Kommission und die aktive Teilnahme an verschiedenen Arbeitsgruppen der GD Umwelt der Europäischen Kommission als wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie.“ Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel, nämlich die Erhaltung unserer Artenvielfalt und der Schutz unserer Natur. Auch wenn wir uns nicht immer einig sind bei allen Fragen“, so Frau Bucella, „spielt die Gemeinschaft der Jäger eine entscheidende Rolle“.

Die beiden ersten Sitzungen des Tages zeigten Möglichkeiten für sinnvolle Partnerschaften zwischen Jägern und anderen Naturschützern sowie Landnutzern auf und stellten einige der Aktionen zur Erhaltung der Natur vor, die von den Jägern tagtäglich rund um den Globus, aber auch vor Ort durchgeführt werden.

Die erste Sitzung stand im Zeichen des internationalen Engagements. Thierry de l’Escaille von der European Landowners’ Organization (ELO), Tamás Marghescu von dem International Council for Game and Wildlife Conservation (CIC) und Adrian Lombard von der International Association for Falconry and Theo Observation oft Birds oft Prey (IAF) erläuterten die Notwendigkeit des internationalen Engagements bei der Wildtiererhaltung und zeigten auf, wie ein effizient organisiertes internationales Engagement die nachhaltige Nutzung von Ressourcen zum Wohle von Arten und Ökosystemen über die Grenzen hinaus bedingt – sei es durch internationale Kooperationen, EU-weite Kennzeichnungen sowie Sensibilisierung und Know-how-Transfer.

Die zweite Sitzung präsentierte das lokale Engagement von Jägern in ganz Europa im Rahmen verschiedener Biodiversitäts-Projekte, darunter die Agrifaune-Partnerschaft, welche Landwirtschaft, Jagd und Wildtiere in Einklang bringt, das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands WILD, das Wildhüter-Korps der Jagdverbände Griechenlands, das britische Projekt Greenshoots sowie die Wildlife Habitats Foundation (WHF) der französischen Jäger. Sämtliche Projekte profitieren von dem freiwilligem Engagement und dem Einsatz von Jägern an der Basis zur Eindämmung des Rückgangs der Biodiversität und unterstreichen die Hingabe der Jäger für den Erhalt und die Wiederherstellung der Natur.

Im Rahmen der Abschlusssitzung erörterte eine Expertenrunde mit den Anwesenden verschiedene Ideen, wie man die Menschen zur Zusammenarbeit und Koordinierung von langfristigen kosteneffizienten Aktionen zur Erhaltung der Biodiversität inspirieren und ausstatten kann. Diskussionsleiter Eric Peters, Berater im Beratergremium des Präsidenten der Europäischen Kommission für europäische Politik, wurde dabei von Alberto Arroyo Schnell vom World Wide Fund for Nature (WWF), Robert Kenward von der IUCN Sustainable Use and Livelihoods Specialist Group (SULi) sowie Ivone Pereira Martins von der Europäischen Umweltagentur (EUA) und Friedhelm Schmider von der European Crop Protection Association (ECPA) unterstützt.

Wichtigstes Ergebnis der Diskussion war, dass es nicht zu spät sei, den Biodiversitätsverlust aufzuhalten, man aber schnell handeln müsse. Aktionen müssen von Seiten der EU und der Länder gut koordiniert und gegenüber der lokalen Ebene und den Interessengruppen an der Basis gut kommuniziert werden. Herr Schnell folgerte daraus: “Die Naturrichtlinien sind ein äußerst positiver Weg in Richtung eines Schutzes der Biodiversität in Europa und alle Interessengruppen, einschließlich der Jäger, Landwirte und anderer NGOs, können und sollten eine Rolle bei ihrer adäquaten Umsetzung spielen”. Robert Kenward betonte, dass die Überlegungen beim Konzept der Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen dahingehend tendieren, dies von oben nach unten unter Heranziehung öffentlicher Mittel zu bewerkstelligen. Angesichts der enormen Summen, welche Jäger aus eigener Tasche finanzieren, fragte er sich, “warum wir nicht mehr öffentliche Gelder ausgeben können, um die privaten Ausgaben für Ökosystemdienste wirksamer zu unterstützen?” Erik Peters betonte, dass die Biodiversität nicht für sich alleine betrachtet werden könne, sondern alle Teile der Gesellschaft betreffe und es unmöglich sei, unsere Natur in einen finanziellen Wert umzusetzen. Die Mitwirkung an lokalen Projekten und ihre Unterstützung sei daher sehr wichtig, denn das Engagement, sowie die Erfahrung sowie das Know-How aller Beteiligter mache es möglich, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Verlust der Biodiversität aufzuhalten.

Nils Wahl, Generalstaatsanwalt am Gerichtshof der Europäischen Union, wies in seiner Zusammenfassung zum Abschluss der Konferenz auf die fortschreitende Verschlechterung unserer Biodiversität und den Bedarf nach Aktionen auf lokaler Ebene hin, damit auch die kleinen Faktoren vor Ort zählen, welche zum großen Bild des Biodiversitäts-Rückgangs beitragen. Herr Wahl appellierte an alle Gruppen, miteinander und mit den Gruppen vor Ort zusammenzuarbeiten. Jäger, die Tag für Tag im Rahmen von Aktionen wie der Überwachung von Arten und der Bewirtschaftung von Lebensräumen für den Naturschutz aktiv sind, sollten als wichtige und gleichberechtigte Partner im Naturschutzbereich anerkannt sein. Jäger müssten sich ebenfalls vergegenwärtigen, wie sie sich für die Biodiversität engagieren und was sie weiteres tun können. Sie sollten sich ebenfalls darüber bewusst werden, welch umfangreiche Politikarbeit auf den verschiedenen Ebenen erfolgt sowie ihre Naturschutzmaßnahmen koordinieren und gegenüber der Politik deutlich machen, welche Rolle sie bei der Eindämmung des Verlusts der Biodiversität spielen. Nur wenn alle Interessengruppen Verantwortung übernehmen und miteinander kooperieren, haben wir eine Chance, die Biodiversität zu erhalten und wiederherzustellen.

Jäger machen einen erheblichen Anteil der Freiwilligen an der Basis aus. Die Konferenz unter dem Motto „Auf der Jagd nach Lösungen“ diente als hervorragende Plattform, dieses Engagement zu zeigen und mehr über erfolgreiche Naturschutzprojekte zu erfahren und ist alles in allem auch Zeugnis dessen, wie FACE und seine Mitglieder im Rahmen des Manifests für die Biodiversität und des Geistes ihrer Zusammenarbeit für den Naturschutz für die Erhaltung der Natur in Aktion treten.

FACE GENERALVERSAMMLUNG – 14. SEPTEMBER

Am Samstag, den 14. September, waren die Vertreter der europäischen Jägerschaft aus 23 Ländern nach Brüssel zur jährlichen FACE Generalversammlung gekommen. Die intensive Veranstaltung widmete sich einer Vielzahl von Themen mit großer Relevanz für die Jagd in Europa. Die FACE Mitglieder diskutierten die Aktivitäten der 12 Arbeitsbereiche von FACE, jeder von jeweils fundamentaler Bedeutung für alle Jäger – die Bandbreite reichte dabei von Fragen zum Mitgliederservice über die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren bis hin zu Feuerwaffen und Munition, aber natürlich auch der Erhaltung der Natur und ihrer Wildtiere. Die Vielfalt der diskutierten Themen steht dabei stellvertretend für die Bedeutung und die Tragweite des Einflusses der EU in diesen Bereichen sowie der unermüdlichen Arbeit eines kleinen, aber hochmotivierten Teams.

FACE arbeitet als wahrscheinlich größtes demokratisches repräsentatives Organ der Jäger weltweit und eine der größten Zivilgesellschaften in Europa auf technischer ebenso wie politischer Ebene mit einer Vielzahl von Interessengruppen im Sinne des kollektiven Interesses seiner Mitglieder und der 7 Millionen durch den Verband vertretenen Europäer zusammen. Der Erfolg der Biodiversitätskonferenz und der Generalversammlung zeigen, dass wir trotz der vielen Herausforderungen auch viele positive Ergebnisse zum Wohle der Jäger ebenso wie der europäischen Bürger und unseren gemeinsamen Naturerbes erzielen.

FACE Generalsekretärs tritt zurück

FACE Generalsekretär Angus Middleton wird den Verband Ende Oktober verlassen und künftig als Direktor der Namibian Nature Foundation tätig sein. Das Einstellungsverfahren zur Neubesetzung dieser Position läuft. Alle Abläufe während der Übergangszeit wurden den Mitgliedern auf der Generalversammlung erläutert. Angus nahm die Gelegenheit war, den Mitgliedern für ihre Unterstützung und ihr Engagement während seiner 5 Jahre bei FACE zu danken. Er reflektierte darüber, dass es vieles gäbe, worauf Jäger stolz sein könnten und die europäischen Jäger ihre Solidarität innerhalb dieses unglaublichen Reichtums an Verschiedenheit zelebrieren sollten. Schließlich rief er alle FACE Mitglieder auf, diese gemeinsame Passion zu bündeln und dafür zu sorgen, dass die Jagd in Europa gut bleibt, gut für die Menschen, gut für die Wildtiere und gut für die Natur.

Fotos der Konferenz zur Biodiversität 2020: Auf der Jagd nach Lösungen

HÖHEPUNKTE DER KONFERENZ UND REFERENTEN

Begrüßung & Einführung
Véronique Mathieu Houillon, MdEP
Hauptansprache
Pia Bucella, Direktion Naturkapital, GD Umwelt, Europäische Kommission
Diskussionsrunde zum internationalen Engagement im Kampf für die Biodiversität
Thierry de l’Escaille, European Landowners Organization (ELO)
Tamás Marghescu, International Council for Game and Wildlife Conservation (CIC)
Adrian Lombard, International Association for Falconry and the Conservation of Birds of Prey
Projektpräsentationen zu lokalen Einsätzen von Jägern für die Biodiversität
Chair: Daniel Hoffmann, Game Conservancy Germany e.V.
Constance Bouquet, Fédération Nationale des Chasseurs (FNC)
Johanna Arnold, Deutscher Jagdverband (DJV)
Nikolaos Papadodimas, Hellenic Hunters Confederation
Ian Danby, British Association for Shooting & Conservation (BASC)
Alain Bidault & Paul Bourrieau, Wildlife Habitats Foundation (WHF)
Diskussionsrunde zu den zukünftigen Aktionen
Moderation: Eric Peters, Berater im Beratergremium des Präsidenten der Europäischen Kommission für europäische Politik
Alberto Arroyo Schnell, World Wide Fund for Nature (WWF)
Robert Kenward, International Union for Conservation of Nature (IUCN) Sustainable Use and Livelihoods Specialist Group (SULi)
Ivone Pereira Martins, Europäische Umweltagentur (EUA)
Friedhelm Schmider, European Crop Protection Association (ECPA)
Perspektiven, Zusammenfassung & Ende Nils Wahl, Gerichtshof der Europäischen Union

FACE (Zusammenschluss der Verbände für die Jagd und Wildtiererhaltung in der EU) vertritt und fördert die Interessen von mehr als 7 Millionen europäischen Jägern im Einklang mit der nachhaltigen Nutzung von Wildtieren. FACE ist eine internationale, nicht-gewinnorientierte Nichtregierungsorganisation. Seine Mitglieder sind nationale Jagdverbände aus 36 Staaten des Europarats, einschließlich der 28 EU-Mitgliedstaaten, sowie 3 Assoziierte Mitglieder. www.face.eu.

DAS MANIFEST FÜR DIE BIODIVERSITÄT

FACE und seine Mitglieder haben das Manifest für die Biodiversität entwickelt. Es reflektiert das grundlegende und aktive Bekenntnis von FACE, seinen Mitgliedern und den 7 Millionen durch den Verband vertretenen europäischen Jägern, sicherzustellen, dass Jagd nachhaltig ist und positiv zur Biodiversitätserhaltung beiträgt.
Die 34 Aktionspunkte greifen eine Vielzahl der von EU Biodiversität-Prioritätsbereichen auf und fördern die Kooperation mit anderen Sektoren und Interessengruppen wie Landwirten, Land- und Forstbesitzer, Naturschutz-NGOs und Behörden. Das Manifest für die Biodiversität wird dazu beitragen, die Rolle der Jagd und ihren Beitrag zur Biodiversität gegenüber politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit darzustellen. Es wird ebenfalls dazu beitragen, die Anstrengungen der europäischen Jäger im Einklang mit internationalen Naturschutzprioritäten zu koordinieren und zu verbessern.