Bundesjägertag 2016 in Wolfsburg
Etwa 400 Delegierte und Gäste waren vergangenen Donnerstag und Freitag der Einladung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) nach Wolfsburg zum Bundesjägertag 2016 gefolgt. Schwerpunkte waren unter anderem das Jubiläum der Jägerinitiative Lernort Natur, der Beschluss zur Beitragserhöhung sowie die Erarbeitung eines Entwurfspapiers zur „Grundsatzposition Jagd“.
In der Kundgebung am Freitag sprach der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Christian Schmidt MdB, zu den Delegierten und Gästen. In seiner Rede verkündete er den Durchbruch bei den Verhandlungen in der Regierungskoalition um die Novellierung des Bundesjagdgesetzes. „Mein Ziel ist es, im Hinblick auf das Führen von halbautomatischen Jagdwaffen wieder Rechtssicherheit und damit den bisherigen Zustand wieder herzustellen“, sagte Schmidt vor den Delegierten. „Ich bin optimistisch, dass wir noch vor der Sommerpause zu einer Regelung kommen werden.“
DJV-Präsident Fischer begrüßte das Verhandlungsergebnis: „Damit gibt es in Kürze endlich wieder Rechtssicherheit für Besitzer von halbautomatischen Jagdgewehren.“ Zudem sei die Novellierung überfällig, etwa angesichts der konträren Regelungen zu Jagdmunition oder Schießnachweis in den Bundesländern.
Bundesminister Schmidt dankte den Jägerinnen und Jägern für die geleistete Arbeit und würdigte deren zeitliches und finanzielles Engagement. „Man stelle sich vor, wir müssten ihre Leistungen staatlich erbringen“, so Schmidt, „mein Haushalt sieht das jedenfalls nicht vor.“
Beitragserhöhung ab 2019
Mit einer großen Mehrheit hatten bereits am Vormittag die Delegierten eine Beitragserhöhung von zwölf auf 17 Euro beschlossen, wirksam ab 2019. „Damit erhalten die Landesverbände und der Dachverband eine Planungssicherheit für die kommenden acht bis zehn Jahre“, begründete Kurt-Alexander Michael, Schatzmeister des DJV, diesen Schritt vor den Delegierten. Letztlich müsse die Grundfrage beantwortet werden, ob der DJV stärker proaktiv oder nur reaktiv handeln solle. „Wir müssen uns fragen, ob wir das Bild des Jägers in der Öffentlichkeit verbessern wollen, uns stärker als aktiver Naturschutzverband etablieren und künftig auch gerichtlich alle Register ziehen wollen“, so Michael weiter. Der Vergleich zeige deutlich: Dem DJV steht für seine Arbeit nur ein Bruchteil der personellen und finanziellen Ressourcen anderer Naturschutzverbände zur Verfügung. Der Etat des NABU-Bundesverbands beträgt beispielsweise 34,5 Millionen Euro (117 Mitarbeiter, Stand: 2014), BUND: 21 Millionen Euro (81 Mitarbeiter, Stand: 2015), der WWF verfügt über rund 66,8 Millionen Euro (247 Mitarbeiter, Stand 2015). Der DJV weist für das Jahr 2015 einen Etat von 2,8 Millionen Euro auf und beschäftigt 15 Mitarbeiter.
Grundsatzposition Jagd: Entwurfspapier erarbeitet
Bereits am Donnerstag hatten sich die Delegierten in zwei Arbeitsgruppen mit aktuellen verbandspolitischen Themen auseinandergesetzt. In der Veranstaltung „Grundsatzposition Jagd: So geht es weiter“ wurde ein erstes Entwurfspapier diskutiert, dass voraussichtlich im Herbst in die Kreisjägerschaften eingebracht und beim Bundesjägertag 2017 von den Delegierten endgültig verabschiedet werden soll. Die Grundsatzposition dient der Weiterentwicklung der Standortbestimmung von 2013 mit Blick auf die Zukunft.
In dem Workshop wurde zudem das sogenannte Markensteuerrad vorgestellt: ein Instrument, um die Kommunikation des gesamten Verbandes – also vom Hegering über die Kreisjägerschaften, Landesjagdverbände und den Dachverband – effektiver zu gestalten. Die Pressevertreter von DJV und der Landesjagdverbände hatten im Vorfeld gemeinsam die Grundzüge des Markensteuerrads erarbeitet.
Der zweite Workshop „Lernort Natur: Die nächsten 25 Jahre“ widmete sich der außerschulischen Umweltbildung. Vorgestellt wurden unter anderem erste Ergebnisse der deutschlandweiten Studie „Fokus Naturbildung“, die der DJV mit dem information.medien.agrar e. V. (i.m.a) und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) initiiert hat. Unter der Leitung von Josef Schneider, zuständiges Präsidiumsmitglied, haben die Workshop-Teilnehmer eine Vorlage mit dem Titel „Lernort Natur im Verband und in der Gesellschaft verankert“ erarbeitet, die den Delegierten zur Beschlussfassung vorgelegt wurde. Damit werden Perspektiven für die Lernort-Natur-Initiative und Maßnahmen für die kommenden Jahre aufgezeigt: So soll beispielsweise die materielle Förderung stärker angestrebt, die Schulung der Lernort-Natur-Aktiven ausgeweitet und das Zertifikat DJV-Naturpädagoge weiterentwickelt werden.
Ehrungen für engagierte Jäger
Weitere Themen des diesjährigen Bundesjägertages waren das Jubiläum der Jägerinitiative Lernort Natur mit der Sonderpreis-Vergabe sowie die DJV-Mitgliederbefragung. Dazu hatte der DJV in einer repräsentativen Umfrage erstmals soziodemographische Daten zu Jagd und Jägern erhoben. Im Rahmen der Kundgebung wurden zudem mehrere Jäger für ihr langjähriges Engagement in Sachen Jagd geehrt.
Die DJV-Position zum Luchs hatte zuvor das Präsidium verabschiedet und damit klar gemacht, dass die Jagdverbände eine natürliche Rückwanderung des Luchses in geeignete Lebensräume unterstützen. Jäger übernehmen beim notwendigen Monitoring Verantwortung, indem sie sich aktiv einbringen und Daten zuliefern wie Fotofallenbilder oder Genproben. Des Weiteren wurde der Verbandsbericht des DJV für das Jagdjahr 2015/16 vorgestellt.
Der DJV vertritt rund 245.000 Jägerinnen und Jäger in Deutschland. Als Zusammenschluss von 15 deutschen Landesjagdverbänden setzt sich der Dachverband als anerkannte Naturschutzvereinigung für den Schutz von Wild, Jagd und Natur ein. Die Delegiertenversammlung ist das höchste Gremium des DJV und entscheidet über die Leitlinien des Verbandes.