70 Jahre Hans der Hirsch
Fast schon legendär ist seine Vorstellungsrunde: „Der erste Buchstabe eures Namens ist der erste Buchstabe des Tieres, das ihr euch aussucht.“ Wer dann seine 20 oder 30 Vorgänger in der Runde alle richtig benennen konnte, war glücklich. Hunderte Seminarteilnehmer kennen sich heute noch als Andreas, die Ameise, Dorothee, die Dohle oder Renate, das Reh. Hans Schild war immer Hans der Hirsch.
1948 im thüringischen Heldburg geboren studierte Schild von 1971 bis 1974 in Bielefeld Lehramt. Nach den Jahren als Lehrer an einer sauerländischen Hauptschule berief ihn die damalige nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn 1993 als einen der ersten Waldlehrer Deutschlands in den Wildwald Vosswinkel im Sauerland. Das war damals etwas völlig Neues und sehr bald wurde der Wildwald zu einem Mekka der noch jungen Waldpädagogik und der Landesjagdverband NRW auf den Pädagogen aufmerksam, für den Schild die ersten Seminare durchführte und eine Lernort-Natur-Präsentation auf der Messe Jagd und Hund entwickelte, die bis heute ihren Stammplatz hat.
Lernort Natur steckte noch in den Kinderschuhen, als Schild auf dem Bundesjägertag in Cottbus 1996 seinen ersten Einsatz auf Bundesebene hatte, dem viele weitere folgen sollten. Der Waldlehrer drückte der Initiative seinen Stempel auf, vermittelte das waldpädagogische Instrumentarium und gab der jagdlichen Naturpädagogik ein Gesicht. Dabei ging es ihm immer um mehr als nur um das bloße Vermitteln von Spielen und Maßnahmen. Wichtig war ihm das Verhältnis des Menschen zur Natur, die Vermittlung von Wissen mit lebensnahem Bezug. Kinder und Jugendliche stehen dabei bis heute im Zentrum seines Wirkens, denn fehlende Naturerlebnisse in der frühesten Kindheit sind für ihn wesentliche Ursachen persönlicher Probleme und gesellschaftlicher Fehlentwicklungen.
Wer mit dem wandelnden Lexikon Hans Schild durch die Natur streift, der erfährt einiges über Pflanzen, Tiere, Kräuter und vor allem über Bäume, denn denen gehört das ganze Herz des Waldpädagogen. Und Schild vermittelt ohne Kitsch und falsches Pathos eine faszinierende und eigentümliche Welt, die nicht viele Flugstunden entfernt, sondern fast direkt vor unserer Haustüre zu finden ist.
Hunderte Lernort-Natur-Aktive hat Hans Schild mit den Grundlagen der Waldpädagogik vertraut gemacht, hat, gemeinsam mit seiner Frau Steffi, Material erfunden und entwickelt, was zu Klassikern wurde, wie das berühmte Kartenspiel „Abenteuer Pirsch“. Mit seinem pädagogischen Hintergrundwissen gab er der Initiative die nötige Substanz, die sie vor dem Abdriften in eine bloße Freizeitbeschäftigung bewahrte. Wenn Lernort Natur heute eine anerkannte außerschulische Bildungsarbeit ist, dann hat sie das sehr wesentlich ihm zu verdanken.
Danke, lieber Hans Schild, für viel Gelerntes und Erlebtes.