Wolf breitet sich rasant aus
Gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien hat der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt (LJV) Wolfssichtungen der Jäger ausgewertet. 2014 meldeten lediglich 19 Prozent der Jagdbezirke in Sachsen-Anhalt Wölfe, 2016 waren es 30 Prozent und 2018 bereits die Hälfte der Reviere. Innerhalb von nur vier Jahren ist die Zahl der Reviere mit Wolfssichtung demnach um 260 Prozent gestiegen. "Die ehrenamtliche Wildtiererfassung der Jägerinnen und Jäger zeigt, dass sich die Wölfe sehr dynamisch im Land ausbreiten", sagte LJV-Geschäftsführer Wilko Florstedt. Die Werte seien nahezu identisch mit den offiziellen Zahlen des Landesmonitorings, lägen aber viel schneller vor. Das sei wichtig für das künftige Management.
Der östliche und nördliche Teil Sachsen-Anhalts weist nahezu flächendeckend Wolfsvorkommen auf. Auf Bundesebene kommen die meisten Rudel in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen vor. Der Deutsche Jagdverband (DJV) schätzt die Zahl der Wölfe in Deutschland inzwischen auf über 1.000 Tiere. Bei einer offiziellen Vermehrungsrate von 36 Prozent jährlich wird sich der Bestand in weniger als drei Jahren verdoppeln.
Angesichts des steigenden Wolfszahlen hat der DJV gemeinsam mit anderen Verbänden des Aktionsbündnisses Forum Natur eine wildökologische Raumplanung vorgelegt. Demnach soll es künftig Wolfsschutzgebiete geben, in denen sich der Wolf ungestört ausbreiten kann. Dies sind beispielsweise große Truppenübungsplätze oder Naturschutzgebiete. Es soll aber auch Wolfsausschlussgebiete geben, in denen Rudel nicht geduldet werden. Dies sind alpine Regionen ebenso wie Deiche oder urbane Gebiete. Jedes Bundesland soll einen Akzeptanzbestand definieren und seinen Beitrag zum Erhalt des Wolfes in Europa leisten. Mithilfe der Schutzjagd nach skandinavischem und französischen Vorbild könnten die Wolfsbestände schließlich auf Landkreisebene angepasst werden.
Über 470 mal haben Wölfe 2017 Nutztiere angegriffen, mehr als 1.660 Schafe, Ziegen, Pferde und Rinder starben. Das sind 55 Prozent mehr als im Jahr davor, die Zahl der offiziell erfassten Angriffe stieg sogar um zwei Drittel. „Der Wolf hat in Deutschland ein Existenzrecht. ‚Willkommen Wolf‘ allein reicht aber schon lange nicht mehr“, sagte DJV-Präsidiumsmitglied Helmut Dammann-Tamke. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung, wie viele Wölfe Deutschland vertrage.