Prädatorenjagd begünstigt Vogelschutz
Jörg Vogelsänger, Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft räumte in seiner Antwort für den Zeitraum von 1995 – 2016 einen Bestandsrückgang des Brutvogelvorkommens insbesondere in der Agrarlandschaft ein. 30 von 39 Arten seien in ihrem Bestand zurückgegangen. Als Ursachen benennt er insbesondere die hohe Intensität der Flächennutzung und den hohen Prädationsdruck. Der hohe Anteil von Mais als Ackerfrucht sowie die Größe der Schläge wirkten sich ebenfalls negativ auf die Entwicklung der Vogelwelt Brandenburgs aus. Ursächlich seien vor allem die damit verbundene Insekten- und Beikrautarmut. Sie führen zu einer Verarmung der Artenvielfalt.
Der Bestandsrückgang in Gewässernähe wird insbesondere der Gelegeprädation durch Waschbär, Marderhund und Mink zugeschrieben, zudem wirkten sich Störungen durch Erholungssuchende negativ aus. In diesem Zusammenhang bezeichnet die Landesregierung Prädation als „ernstzunehmendes Thema“. Als Hauptverursacher gelten der Waschbär als guter Schwimmer und Kletterer sowie der Rotfuchs als spezialisierter Prädator der Agrarlandschaft. Als geeignete Maßnahme zur Prädatorenabwehr nennt Vogelsänger die intensive Bejagung von Waschbär, Marderhund und Mink.
LJVB-Präsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff teilt die die Einschätzung des Ministers, gibt aber zu bedenken: „Leider sind die Voraussetzungen für eine großflächige und intensive Prädatorenbejagung in Brandenburg völlig unzureichend. In vielen Schutzgebieten und auf Stiftungsflächen gelten widersinnige Jagdbeschränkungen, die die Fallenjagd insbesondere in Gewässernähe ausschließen - genau dort, wo sich Waschbären besonders gerne aufhalten. Hier muss die gezielte Fangjagd mit Lebendfallen möglich sein, sonst werden unsere Bemühungen zum Vogelschutz ad Absurdum geführt.“
Als weitere wichtige Maßnahme zur Förderung der Brutvogelbestände in der Agrarlandschaft bezeichnet Landwirtschaftsminister Vogelsänger die Anlage von Blühstreifen und Bejagungsschneisen. Diese seien inzwischen ohne bürokratischen Mehrauswand für die Landwirte realisierbar. LJVB-Vizepräsident Ole Niemczik dazu: “Das ist zwar richtig, aber bei weitem nicht ausreichend. Blühstreifen müssen im Rahmen eines Förderprogramms für die Agrarlandschaft finanziell begünstigt werden. In Brandenburg gibt es keine Fördermittel für Agrarumweltmaßnahmen auf dem Acker. Die derzeitigen Maßnahmen sind lediglich freiwilliger Natur und werden in enger Abstimmung zwischen Landwirten und Jägern umgesetzt. Andere Bundesländer sind da wesentlich weiter als Brandenburg. Ich hoffe, dass die Landesregierung nun endlich nachsteuert.“ Blühstreifen als Grenzlinien fördern die Insektenvielfalt und dienen vielen Offenlandarten als Lebensraum.