Rebhuhnbestand stabilisiert sich
In Deutschland gab es im Frühjahr 2021 ein Rebhuhnpaar auf drei Quadratkilometer Offenlandschaft. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber 2019. Dieses vorläufige Ergebnis hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute anlässlich des Bundesjägertages veröffentlicht. Die meisten Rebhühner leben im Nordwestdeutschen Tiefland: In Nordrhein-Westfalen kommt ein Paar Rebhühner auf anderthalb Quadratkilometern vor, dicht gefolgt von Hessen und Rheinland-Pfalz. Wissenschaftler haben für das verbandseigene Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) Daten aus 20.000 Revieren ausgewertet – das entspricht über einem Drittel der bundesweiten Offenlandfläche. Grundlage ist die flächendeckende Erfassung: Jägerinnen und Jäger schätzen Vorkommen von Tierarten regelmäßig in ihren Revieren ein. Daten aus Baden-Württemberg und Bayern liegen für 2021 noch nicht vor. Daten aus Schleswig-Holstein können aufgrund abweichender Erfassungsmethoden nicht einbezogen werden.
Ein Drittel der Reviere melden Rebhuhnvorkommen
Im 2-Jahresrythmus ermitteln Jägerinnen und Jäger seit 2009, ob Rebhühner im Revier vorkommen. Ein Tiefpunkt war im Jahr 2017 erreicht: Nur etwa ein Viertel aller teilnehmenden Reviere haben ein Vorkommen gemeldet. Im Frühjahr 2021 lag der Wert wieder bei über einem Drittel, ähnlich hoch wie 2011. Die aktuell positive Entwicklung führen Wissenschaftler auf die günstige Witterung zurück: Das Frühjahr 2019 und 2020 war trocken und warm, der Winter 2020/21 mild.
Anreize für Artenvielfalt gefordert
Das Rebhuhn ist eine Zeigerart für den Zustand des Offenlands. Sein Bestand hat sich über Jahrzehnte negativ entwickelt. Der DJV fordert deshalb von der Politik mehr Anreize für die Artenvielfalt auf der landwirtschaftlichen Fläche. "Klimaschutz darf nicht gegen Artenschutz ausgespielt werden", sagte DJV-Präsident Dr. Volker Böhning auf dem Bundesjägertag. Die angestrebten Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes zugunsten des Ausbaus erneuerbarer Energien habe in der jetzigen Form gravierende Auswirkungen auf Wildtiere. Das Bundesumweltministerium hatte dazu keine Stellungname des DJV angefragt – obwohl 12 der 15 Arten im vorgesehenen Prüfungskatalog dem Jagdrecht unterliegen. Erschreckend nannte Dr. Böhning Signale aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium: Ökologische Vorrangflächen wurden wegen der Ukraine-Krise im Eilverfahren für die Futternutzung freigegeben.
Jäger verbessern Lebensraum
Der DJV fordert, Arten- und Klimaschutz künftig besser zu kombinieren. Mit dem Projekt Bunte Biomasse unterstützt die Jägerschaft den Erhalt des Rebhuhns und weiterer Arten: Mehrjährige Wildpflanzen dienen als Maisersatz für die Biogasproduktion. Davon profitieren beispielsweise Insekten, Feldvögel und Reptilien. Das Projekt wurde im Rahmen der UN Dekade Biologische Vielfalt 2020 ausgezeichnet. Niedersachsen hat das Prinzip der Biogasproduktion aus Wildpflanzen aufgegriffen und weiter ausgebaut. Grundlage sind zwei Forschungsprojekte, die von der Landesjägerschaft Niedersachsen und Partnern initiiert wurden. Das Land Nordrhein-Westfalen plant künftig ebenfalls, Biogas aus Wildpflanzen zu fördern. Weitere Projekte der Jägerschaft für mehr Artenvielfalt im Offenland sind das Netzwerk Lebensraum Feldflur und die Allianz für Niederwild. Das Rebhuhn hat in etwa der Hälfte aller Bundesländer eine ganzjährige Schonzeit. Darüber hinaus verzichten Jägerschaften freiwillig auf die Bejagung, wenn diese nicht mehr nachhaltig möglich ist. Die Statistik für das Jagdjahr 2020/21 weist folgerichtig für Deutschland nur noch rund 2.000 Rebhühner aus. Basierend auf Angaben aus der flächendeckenden Erfassung 2021 sind 90 Prozent der Jagdstatistik Fall- und Unfallwild.