Rettet das Rebhuhn - Artenschutz in Großbritannien
Das Rebhuhn ist einer der großen Verlierer der industriellen Landwirtschaft in Großbritannien und in Deutschland. Seit den 1950er Jahren setzen ihm verstärkter Pestizideinsatz, der Verlust von Hecken und dicht gesäter Weizen stark zu. Hinzu kommt ein deutlicher Anstieg von räuberischen Arten (Prädatoren). Allein in Großbritannien hat der Rebhuhnbesatz in den letzten 40 Jahren um 86 Prozent abgenommen. Der British Falconers Club (BFC) und der Game & Wildlife Conservation Trust (GWCT) kämpfen seit Jahren für den Schutz des Rebhuhns. Im Film "The return of the grey partridge" (Die Rückkehr des Rebhuhns) zeigen die Verbände, wie man das Rebhuhn wieder ansiedeln kann. Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Falkenorden (DFO) haben den Film nun synchronisiert, um in Deutschland auf die vielfältigen Möglichkeiten beim Rebhuhnschutz hinzuweisen.
Für BFC und GWCT hat sich gezeigt: Um das Rebhuhn und andere bedrohte Offenlandarten besser zu schützen, muss ihr Lebensraum ganzheitlich verbessert werden. Dazu legen Jäger Wildäcker und Hecken als Rückzugsraum an und bejagen Fressfeinde intensiv. Da Rebhühner standorttreu sind, muss das verbesserte Habitat das ganze Jahr über zur Verfügung stehen. Ein Rebhuhnprojekt des GWCT in Royston (Hertfordshire) von 2002 bis 2010 hat gezeigt, wie gut die Wiederansiedelung des Rebhuhns funktioniert. Wo es möglich war, wurden winterfreundliche Habitate angelegt, zugefüttert und professionelles Prädatorenmanagement (Fallenjagd) betrieben. Im Gesamtzeitraum entwickelte sich der Rebhuhnbesatz von 20 auf 118 Paare. Gut gepflegte Hecken dienten als Nistplätze und boten im Winter Deckung. Daneben waren Blühstreifen für die Nahrungsversorgung mit Insekten von herausragender Bedeutung.
Auf dem DJV-Artenschutzsysposium 2014 in Erfurt präsentierten Experten aus ganz Deutschland erfolgreiche Artenschutzprojekte in der Agrarlandschaft. Dabei zeigte sich: Arten verschwinden häufig im Bermudadreieck von Prädatoren, Lebensraumbedingungen und Klima. So sind es laut Dr. Marcel Holy von der Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. vor allem die zwei Stellschrauben "Lebensraumverbesserung" und "Reduzierung von Fressfeinden", mit denen man spezialisierten Arten helfen kann. Dieter Geiger, Auerwild-Hegeberater LJV Baden-Württemberg, stellte fest: „Fallen sind das A und O, um das Auerwild zu schützen. In schneearmen Jahren können wir nur so Füchse effektiv bejagen.“ Laut DJV-Fangjagdexpertin Dr. Astrid Sutor zeigen wissenschaftliche Auswertungen zum Thema Artenschutz und Fallenjagd in eine deutliche Richtung: "Bei über 85 Prozent der Räuberausschlussexperimente hat der Nachwuchs von Bodenbrütern bessere Chancen. Die Fangjagd ist daher ein probates Mittel für den Artenschutz". Dabei ist es laut Norman Stier von der TU Dresden unerheblich, ob sehr viele Fressfeinde in einem Habitat vorhanden sind. Denn einzelne Individuen machen oft ein Großteil der Prädation aus. Diese lassen sich laut Stier reduzieren, aber dafür sind vor allem bei Marderhund und Waschbär Profis nötig.