Reviergang im Herbst
Wir erleben den Wald in einzigartiger Farbenpracht von Rot über Goldgelb im Laubwald bis zum Dunkelgrün der Nadelwälder, die alle vier bis fünf Jahre ihre Nadeln wechseln. Eine Ausnahme bildet die Lärche. Sie verliert jährlich ihre Nadeln.
Von einem guten Mastjahr sprechen Förster und Waldbauern, wenn die Bäume besonders viele Früchte wie Bucheckern und Eicheln tragen. Das bedeutet eine große Chance für zahlreich nachwachsende Bäume (Naturverjüngung). Gleichzeitig bringt ein Mastjahr viel Nahrung für das Wild.
Die Naturverjüngung wächst heran. Wenn sich die Pflanzen in der Krone schließen, entsteht eine Dickung. Nach mehreren Durchforstungen, die sich über Jahrzehnte hinziehen, wird das Stangenholzalter erreicht (wenn der Stamm in Brusthöhe gemessen einen Durchmesser von 20 Zentimetern hat). Ab 21 Zentimetern Durchmesser aufwärts bis zur Hiebreife (je nach Standort und Holzart bis zu 350 Jahre alte Bäume) spricht man vom Altholz.
Laub, abgestorbene Äste und abgefaulte Bäume, die auf den Boden gefallen sind, werden durch Kleinstlebewesen zersetzt – es entsteht kostbarer Humus. In morschen Baumstämmen finden Marder, Fledermäuse und Höhlenbrüter Unterschlupf und Nahrung.
Eine Burg der roten Waldameise zeigt, wie wichtig diese Insekten sind für den Kreislauf der Natur: Die Ameisen ernähren sich von Tier- und Pflanzensäften, Samen, Larven und anderen Kleinstlebewesen, zum Beispiel auch von Schadinsekten. Gleichzeitig lockern sie den Waldboden. Ihre Burg ist aus Nadeln und Holzstückchen zusammengetragen und beherbergt bis zu 800.000 Tiere.
Die Paarungszeit der Hirsche ist jetzt im Herbst. Manchmal hört man in der Ferne das Gegeneinanderschlagen der Geweihe. Als Brunftplatz dient meist dieselbe Lichtung. Dort findet sich das weibliches Rotwild ein. Der Hirsch hat seinen angestammten Platz im Zentrum der Lichtung, den er gegen Rivalen verteidigt (Platzhirsch).
Zugvögel wie Waldschnepfen, Kraniche, Baumfalken und Turteltauben ziehen jetzt Richtung Süden.
Im Herbst ist Hauptjagdsaison. Deshalb ist das Angebot an frischem Wildbret aus heimischen Revieren bei Jägern, Forstämtern und im Wildhandel besonders groß.