(Quelle: Kauer/DJV)

Rote Resteesser - Füchse mampften schon vor 40 000 Jahren Abfälle

23. Juli 2020 (dpa) Tübingen

Warum selber jagen, wenn es auch andere für einen tun können? Nach dem Motto haben Füchse wahrscheinlich schon vor rund 40 000 Jahren Fleisch gefressen, das Menschen übrig ließen. Wissenschaftler der Universität Tübingen vermuten, dass einige der Tiere damals ihren Speiseplan an jenen der Menschen anpassten. "Wir gehen davon aus, dass diese Füchse sich nun überwiegend von Fleischabfällen ernährten, die Menschen hinterlassen hatten, oder vielleicht sogar von ihnen gefüttert wurden", sagt Studien-Mitautor Hervé Bocherens.

Der Fuchs ist ein Opportunist: Ihm gehört alles Essbare entlang seines Weges.
Der Fuchs ist ein Opportunist: Ihm gehört alles Essbare entlang seines Weges. (Quelle: Rolfes/DJV)

Nach Erkenntnissen der Forscher verspeisten die Füchse Reste von Rentieren oder Mammuts, die Menschen zuvor erlegt hatten - selbst hätten sie solche Tiere nicht erbeuten könnten. Das Tübinger Team analysierte Fuchsknochen aus Höhlen auf der Schwäbischen Alb. Demnach gab es damals Füchse, die in der Nähe von Menschen lebten, aber auch solche, die stets selbst auf die Jagd gingen oder etwas von der Beute großer Raubtiere fraßen.

Den in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichten Ergebnissen zufolge war die Gegend bis ins sogenannte Jungpaläolithikum kaum vom Menschen besiedelt. Polarfuchs und Rotfuchs lebten vor allem von der eigenen Jagd auf kleinere Säugetiere. Als der moderne Mensch in die Region einwanderte, ergab sich für die Füchse demnach ein einfacherer Weg der Futterbeschaffung.

Auch heute ernähren sich Angaben der Universität zufolge Füchse in der Nähe menschlicher Siedlungen überwiegend von Abfällen. Nach Auskunft des Deutschen Jagdverbands sind die Tiere besonders anpassungsfähig und in den Städten immer häufiger anzutreffen.

Die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katrin Schumacher hat dem „Tier der Stunde“ nun ein Buch gewidmet.
Die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katrin Schumacher hat dem „Tier der Stunde“ nun ein Buch gewidmet. (Quelle: Hollweg/DJV)

Krafttier, Kunstobjekt, Kulturfolger: Füchse sind faszinierende Geschöpfe, die den Menschen seit Jahrhunderten in ihren Bann ziehen. Die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katrin Schumacher hat dem „Tier der Stunde“ nun ein Buch gewidmet, erschienen in der schönen „Naturkunden“-Reihe bei Matthes & Seitz. „Füchse“ ist eine fesselnde Hommage auf den kleinen roten Freibeuter. „... er wärmt den Hals der Venus, schnürt durch die mittelalterliche Lieddichtung ebenso wie durch zeitgenössische Belletristik, mal fies, mal fatale, mal als übertragene Imago. Und immer im Widerspruch zu sich selbst“, heißt es etwa im ersten Kapitel „Rotsehen“. Der Fuchs begleitet die Autorin schon seit ihrer Kindheit – als ausgestopftes Präparat, roter Halunke aus Janoschs „Reineke Fuchs“ und Selma Lagerlöfs „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“. Seither versuche sie den Füchsen auf die schnurgerade Spur zu kommen, den echten wie denen aus dem Spiel, den imaginären genau wie den lebendigen, so Schumacher. Mit viel Feingefühl porträtiert sie auf 159 Seiten Reinekes Leid und Leben und nimmt den Leser mit auf einen natur- und kulturgeschichtlichen Streifzug durch Kinderbücher, Hühnerställe, Pelzgerbereien, um schließlich der fernöstlichen Fuchsbesessenheit in Japan nachzuspüren, wo die kleinen Räuber die Menschen als Gottheiten und erotische Dämonen betören. Herausgekommen ist ein ausdrucksstarkes, authentisches und obendrein schön gestaltetes Werk mit Alliterationen und Illustrationen.

„Wer den Wald betritt, geht nicht nur in die Natur. Wer den Wald betritt, begibt sich in einen Sprachraum. In dem es kirrt, äst und ludert, in dem die Fähe ihre Lichter durch die Dickung wandern lässt und in dem im letzten Büchsenlicht des schwindenden Tages grade noch die Blume ihrer Lunte zu sehen ist, bevor sie samt Geheck in den Malepartus einfährt.“

Füchse. Ein Portrait. Katrin Schumacher, Judith Schalansky (Hg.). Illustration: Falk Nordmann. Verlag: Matthes & Seitz. Reihe: Naturkunden Bd. 60. 159 Seiten, gebunden, erschienen: 2020. ISBN: 978-3-95757-855-6. Preis: 20 Euro

auch: Reineke, Rotrock

Der Rotfuchs ist bekannt wie kaum ein anderes Tier, seine sprichwörtliche List und Schläue wird in vielen Fabeln erzählt. Doch der Fuchs hat gelernt mit Vorsicht und Raffinesse dem Menschen direkt auszuweichen und doch eng mit ihm zusammen zu leben. In Großstädten auf der ganzen Welt lebt er auch inmitten urbaner Strukturen und zeigt dabei wie anpassungsfähig er ist.

 

Rotfuchs
Rotfuchs (Quelle: Rolfes/DJV)

Kennzeichen

  • Verschiedene Farbvarianten von rotbraun bis schwarz.
  • buschiger, im Winter besonders dichter Schwanz (Lunte) mit weißer Spitze
  • Sommerbehaarung: kurz und stumpf, Winterfell: dick und glänzend.
  • Körperlänge: zwischen 60 und 90 cm
  • Gewicht: Rüde (Männchen) 5 bis 10 kg, Fähe (Weibchen) 4 bis 8 kg.

 

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

  • der Rotfuchs lebt im gesamten europäischen Raum sowie in Nordafrika und Nordamerika, eingeführt in vielen anderen Gebieten
  • Ist in allen Lebensräumen von der Meeresküste bis in die Wüstengebiete zu Hause.
  • Ordnung:  Raubsäuger (Carnivora)  Familie:  Hundeartige (Canidae)  Gattung: Vulpes

Lebensraum

  • Fuchs lebt im Wald, in landwirtschaftlich genutzten Flächen und in Ödländereien.
  • Er besiedelt in zunehmendem Maße auch städtische Bereiche
  • Der Fuchs gilt als typischer Kulturfolger, da er sich allen Lebensverhältnisse anzupassen vermag.

Nahrung

  • Beutefang bei Dämmerung oder bei Nacht.
  • Hauptbeute: Mäuse.
  • Daneben auch: Kaninchen, Jungwild wie Hasen, Rehkitze, Vogelgelege und Jungvögel, schleicht sich an oder springt an, hetzt auch.
  • Töten der Beute durch Genick- oder Kehlbiß, “totschütteln” wie beim Hund.
  • der Fuchs frißt auch Insekten, Heuschrecken, Käfer, Hausgeflügel, Obst und Wildfrüchte. Bei schlechten Nahrungsbedingungen auch Aas oder Hausmüll.
  • Er klettert gut und durchschwimmt Gewässer.

Sinnesleistungen und Lautäußerungen

  • Geruchs- und Gehörsinn hervorragend ausgebildet.
  • Auge reagiert auf Bewegung.
  • Rasches Reaktionsvermögen.
  • Gute Lernfähigkeit.
  • Das Bellen, ein leiser, fast heiserer Laut, erklingt im Herbst und Winter zur Paarungszeit.

Fortpflanzung und Lebensweise

  • Geschlechtsreife: mit 9 bis 10 Monaten.
  • Paarungszeit: Januar und Februar.
  • Aufzucht der Jungen: Nach einer Tragzeit von 51 bis 54 Tagen werden 1-10 Junge im März/April blind geboren und rund 24 Tage gesäugt. Erst dann erhalten sie feste Nahrung, die die Füchsin in den Bau schleppt.
  • Ab der 5. Woche verlassen die Jungen die Kinderstube und spielen vor dem Bau oder machen mit der Mutter Erkundungsausflüge. Im Juli/August löst sich der Familienverband auf. Die Jungfüchse werden selbständig und suchen sich ein eigenes Revier.
  • In freier Wildbahn werden Füchse 10 bis 12 Jahre alt. Der Fuchs lebt in einem Bau, den er sich häufiger mit dem Baumeister “Dachs” teilt. Auch alte Kaninchenbauten werden erweitert und bezogen.

Gefahren für den Fuchs

  • Natürliche Feinde wie Luchs, Wolf und Steinadler fehlen.
  • Empfindlich ist er gegen Nässe, Kälte und Infektionskrankheiten. Fast ein Drittel der Jungfüchse geht daran zugrunde. Hinzu kommen Parasiten.
  • Hauptfeind in den letzten Jahrzehnten vor dem Jahr 2000: die Tollwut
  • Tollwut ging in den 20er Jahren von Osteuropa aus.
  • Verbreitung in ganz Europa, außer Großbritannien.
  • Hauptüberträger der Tollwut: Fuchs.
  • Übertragung auf den Menschen meist durch Bißverletzung auch von Haustieren, Viren dringen in den Körper ein.
  • Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate.
  • Symptome beim Menschen: Kopfschmerzen, Ruhelosigkeit und Angstgefühle. Später treten erhöhter Speichelfluß Muskelkrämpfe, aggressive Anfälle und Herzlähmungen.
  • Tollwutkranke Wildtiere haben ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verloren und fliehen nicht, sondern suchen die Nähe des Menschen, beißen allerdings bei Berührung.
  • Die Tollwut wird in Europa erfolgreich durch die flächendeckende Köderimpfung bekämpft, die zu einer Immunisierung der Füchse führt.
  • Diese erfolgreiche Maßnahme hat auch Schattenseiten, der Fuchsbestand hat sich deutlich erhöht.
  • Eine weitere Gefahr für den Menschen geht vom kleinen Fuchsbandwurm aus. Deshalb empfiehlt sich als Vorsichtsmaßnahme, alle Beeren, Pilze oder sonstige am Boden wachsenden Früchte, gründlich zu waschen. Sie sollten vor dem Verzehr bis 60 Grad Celsius erhitzt werden, um eine mögliche Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu vermeiden. Durch Einfrieren werden die Bandwurmeier nicht abgetötet.

Der Fuchs im Jagdgesetz

Das Bundesjagdgesetz erlaubt eine ganzjährige Bejagung des Rotfuchses, führende Elterntiere geniessen jedoch den Schutz nach § 22 (4) während der Aufzuchtszeit. Ist ein Geheck komplett erlegt, darf auch das zugehörige Elternpaar bejagt werden. Einzelne Bundesländer haben andere Jagdzeiten für den Fuchs festgelegt.

 

Quellen

  • Labhardt, F. (1996): Der Rotfuchs. Naturgeschichte, Ökologie und Verhalten dieses erstaunlichen Jagdwildes. Parey Verlag, Hamburg
  • MacDonald, D. (1993): Unter Füchsen – eine Verhaltensstudie. Knesebeck Verlag, München
  • MacDonald, D. (Hrsg.) 2004: Die große Enzyklopädie der Säugetiere. Könemann Verlag, Königswinter

 

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DJV-Hintergrundpapier Fuchs

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Frage-Antwort-Papier Jagd auf Fuchs und andere Raubsäuger (Juni 2019)

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