Schwarzwildprojekt
Ursache: Durch den stärkeren Fokus der Landwirtschaft auf den Energiepflanzenanbau wurden die Lebensbedingungen für Schwarzwild im Laufe der letzten Jahre immer besser. Im Bereich des Nahrungsangebotes, sowie der Deckung entstehen große Vorteile für die Wildschweine. Die steigende Schwarzwildpopulation erhöht allerdings gleichzeitig auch die Wildschäden auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Ziel: Um Wildschäden auf den landwirtschaftlichen Flächen mit Energiepflanzenanbau zu verringern und gleichzeitig die Schwarzwildbestände zu regulieren, wurde nach Wegen gesucht beides miteinander zu verknüpfen. Allerdings ist es schwierig das Schwarzwild aus großen Fläche mit Raps oder Mais herauszukehren.
Umsetzung: In den Versuchsjahren 2008 bis 2010 wurden in ausgewählten Versuchsbetrieben in Bayern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern unterschiedliche Typen von Jagdschneisen angelegt. Mit unterschiedlicher Bewirtschaftung wurden sie auf ihre wirtschaftlichen und jagdlichen Auswirkungen untersucht. Ergänzt wurden diese Schneisen teilweise von Elektrozäunung und revierübergreifenden Bejagungskonzepten
Arten von Bejagungsschneisen:
1. Der Krähenfuß: Befinden sich zwischen dem Wald und der angrenzenden Maisfläche keinerlei Wirtschaftswege ist es hilfreich eine Bejagungsschneise in Form eines Krähenfußabdruckes anzulegen. Von einem zentralen Punkt aus verlaufen drei Schneisen über den Acker. Alle Schneisen können gleichzeitig überblickt werden, das erleichtert die Jagd auf das Schwarzwild.
2. Das Schneisenkreuz: Bei gleicher Feldlage kann ebenso das Schneisenkreuz genutzt werden. Vorteilhaft ist, dass der Acker weniger stark zerschnitten wird und man die Tiere sehr gut hören kann. Das Schneisenkreuz hat seinen zentralen Punkt in der Mitte des Feldes von dem Vertikal und horizontal die Jagdschneisen abgehen. Nachteilig ist, dass sich der Wind Direkt durch das Kreuz ziehen kann und man nicht ohne Drehung alles überblicken kann.
3. Der Schneisenkranz: Flächen die von Wirtschaftswegen gesäumt werden, ermöglichen einen Kranz um das Maisfeld anzulegen, der so zwischen Wald und Feld liegt. Bei dieser Methode können zwei Ansitze angelegt werden, bei der die Jäger nicht Gefahr laufen einander im Wind zu sitzen oder sich durch den Abschuss zu gefährden. Allerdings erfolgt der Wildwechsel zwischen Wald und Feld sehr schnell und sollten die Tiere einmal im Mais eingetroffen sein, halten sie sich nicht mehr auf den Schneisen auf, sodass auch der Wildschaden auf der Fläche nicht mehr vermieden werden kann.
4. Der Tageseinstand: Der Tageseinstand bietet sich besonders beim Anbau von Raps an, wenn die Fläche zwischen zwei Wäldern und der offenen Feldflur liegt. Es bietet sich an einen anrainenden Weizenschlag anzulegen und den Rapsschlag durch eine Mulchschneise zu trennen. Sobald in der Weizenfläche ein Schaden sichtbar wird, kann ein mobiler Ansitz am Rand der Fläche mit Einblick in die Schneise aufgebaut werden.
5. Das Wegekreuz: Diese Schadensabwehrmaßnahme biete sich an, wenn es sich um reine Feldreviere handelt. Hier nutzt man bereits vorhandene Wirtschaftswege um seinen Ansitz zu positionieren. Wie beim „Schneisenkreuz“ ist der Überblick nicht ohne Drehung möglich, allerdings bleibt der Aufwand sehr gering. Zu beachten ist, dass ein Ansitzen in den Morgen hinein zu einem höheren Erfolg führt. (Quelle: http://www.jagderleben.de/index.php?redid=310132)
Ergebnisse:
1. Jagd:
1.1 Von Beginn an angelegte Schneisen sind effektiver als nachträglich eingehäckselte Schneisen. Schwarzwild erkennt Jagdschneisen von Beginn an als natürlichen Landschaftsbestandteil an. Nachträglich eingehäckselte Schneisen veranlassen Schwarzwild zu einem vorsichtigeren Verhalten.
1.2 In den Schlag integrierte Schneiden erzeugen beim Schwarzwild ein Sicherheitsgefühl. Besonders vertraut bewegt sich Schwarzwild in Bejagungsschneisen, die komplett vom Mais umschlossen sind.
1.3 Ein gemeinsames Bejagungskonzept von Land- und Forstwirtschaft trägt erheblich zur Wildschadensminderung bei. Nach dem Motte „Im Feld Feuer – im Wald Ruhe“ ruht die Jagd während der Vegetationsperiode in den Kernbereichen der Waldgebiete und wird im Feld und im Traufbereich intensiviert.
2. Landwirtschaft:
2.1 Die Nutzung der Bejagungsschneisen muss betriebs- und standortspezifische erfolgen.
2.2 Wenn möglich, sollten wirtschaftlich kritische Stellen wie beispielsweise natürliche Wasserstellen in die Bejagungsschneisen integriert werden.
2.3 Aus wirtschaftlichen Gründen sind Bejagungsschneisen an die Technik im landwirtschaftlichen Betrieb anzupassen beispielsweise die Breite der Schneisen auf die Breite der Maschinen abzustimmen.
3. Naturschutz:
3.1 Schläge mit Schneisen haben eine tendenziell höhere Anzahl von Flächenbrütern als Schläge ohne Schneisen.
3.2 Bejagungsschneisen stellen für Vögel der Agrarlandschaft als Nahrungsfläche eine Bereicherung dar.
3.3 Bejagungsschneisen bieten positive Ansätze für die Niederwildhege.
Im April 2012 wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft du Verbraucherschutz (BMELV), dem Deutschen Bauernverband (DBV) und dem DJV die Broschüre „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft – Probleme und Maßnahmen“ veröffentlicht. Durch konkrete Erfahrungsberichte und Praxisempfehlungen aller Beteiligten stellt die Broschüre für Landwirte und Jäger einen hilfreichen Leitfaden dar. Die Infobroschüre ist online auf www.jagdverband.de verfügbar.