Weidwerk- Beeindruckende Tradition
Im Studium bekam ich meinen ersten eigenen Hund, einen Dackelmischling. Heute ist er 10 Jahre alt und jeden Tag aufs Neue bereue ich, dass ich ihn nicht seinen Anlagen entsprechend gefördert und gefordert habe. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Kontakt zu Jägern und vor allem Hundeführern gesucht, wollte mich tiefergehend mit dem Thema Jagd und Jagdhundeausbildung befassen. Leider traf ich damals auf jemanden, der „meine Motivation nicht verstand“ und statt mich und meine Motivation kennen zu lernen, erfolgte eine Belerhung. Die Unterhaltung frustrierte und schreckte mich ab.
Wie der Zufall es so will, hatte ich Jahre später das Glück eine großartige Arbeitskollegin zu haben – Jägerin und engagierte Hundeführerin. Wir haben uns viel über die Jagd unterhalten und aus meiner laienhaften Sicht auf die Jagd und meiner Scheu das Thema Jagschein anzugehen, wurde bald sehr viel mehr. Der Umgang mit der Jägersprache und das Verständnis für das Handwerk und die Tradition wurden mir vertraut. Wie viel Wissen, Mühe und gerade in Bezug auf die Jagdhundeausbildung auch Zeit und finanzielle Mittel aufgewendet werden um die Jagd weidgerecht auszuüben und das Wild vor unnötigem Schaden oder Leid zu bewahren beeindruckte mich zutiefst. Mir wurde bewusst, welche wichtigen Aufgaben mit der Ausübung der Jagd einhergehen und auch, wie vielseitig die Jagd ist. In meiner Familie gibt es keine Jäger und bis zu diesem Zeitpunkt war meine Vorstellung der Jagd mehr als laienhaft.
Besonders gefreut habe ich mich daher über die Einladung, meine Kollegin und ihren Mann ins Revier zu begleiten. Dort wurde mit viel gezeigt und erklärt, wir waren an der Kirrung, haben Reparaturen am Hochsitz vorgenommen und haben sogar mit den Hunden gestöbert. Außerdem durfte ich noch mehr Begriffe der Jägersprache lernen, denn die beiden haben für mich keine Ausnahme gemacht oder etwas umgangssprachlich bezeichnet, sondern mir stattdessen die Fachbegriffe der Jagd im alltäglichen Gebrauch erläutert. Meine Sicht hat sich verändert, heute weiß ich um die Bedeutung der Jagd und die Verantwortung, die ein Jäger trägt. Und natürlich nutzen Jäger die Natur - und zwar schonend und nachhaltig. Die Jagd dient eben nicht nur der Gewinnung von Lebensmitteln, es gehört weit mehr zum Weidwerk, vor allem die Regulierung von Wildtierpopulationen und Reduktion von Wildschäden wie beispielsweise Schäden an Nutzpflanzen in der Landwirtschaft oder Wildverbiss in der Forstwirtschaft. Die Vielfalt der Jagd, verbunden mit dem Naturerlebnis im Einklang mit der Natur hat mich geerdet und während Stunden vergingen fühlte es sich für mich an wie Minuten.
Dass wir unseren Tag dann auch noch mit einem jagdlichen Erfolg krönen konnten rundete alles ab.
Diese Erfahrung hat mich darin bestärkt das Jägerhandwerk nun von Grund auf zu lernen, bereits heute gehe ich mit mittlerweile 2 Hunden zum Fährtentraining und habe mir für 2020 fest auf die Fahne geschrieben meinen Jagdschein zu machen und bald werde ich sogar an meiner ersten Drückjagd teilnehmen.
Von Eve Boosen