Werkunterricht 4.0
Wenn Wolfgang Ritzke aus Goslar mit seinem Material daherkommt, dann sieht das gewaltig nach Arbeit aus. Eine Werkbank, allerhand Werkzeug und jede Menge Holz hat der Jäger und Naturpädagoge dabei und dann geht es auch schon los. Ritzke war in seinem Hauptberuf Lehrer an einer Berufsbildenden Schule und hat sich nach der Pensionierung nur kurz Zeit gelassen, bevor er für die AWO in Goslar eine neue Einrichtung aufbaute. Manch einer denkt bei seinem Anblick zunächst an seinen guten alten Werkunterricht in der Schule, der eine oder andere vielleicht mit gemischten Gefühlen, doch schnell wird klar: das kann auch Spaß machen und…das kann ich ja auch.
Die Arbeit mit Naturmaterialien ist längst zu einem bedeutsamen Teil der Initiative Lernort Natur des Deutschen Jagdverbandes (DJV) geworden und auch andere Verbände haben erkannt: nicht nur die Vermittlung von theoretischem Wissen ist wichtig, sondern vielmehr das praktische Mittun, und trotz – oder gerade wegen? - aller Bildschirmfixiertheit und scheinbaren Passivität der Kinder und Jugendlichen, scheinen sie damit ein gewisses Bedürfnis zu befriedigen. Das zeigt zumindest die Studie Fokus Naturbildung, die im letzten Jahr von Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), information.medien.agrar (i.m.a.) und DJV durchgeführt wurde: Jugendliche wollen nicht nur irgendwas erzählt bekommen. Sie wollen praktisch mitwirken und dabei sein. Werkunterricht reloaded also? Wer hätte das gedacht?
In diesem Jahr präsentiert sich die Initiative Lernort Natur des Deutschen Jagdverbandes auf der Bildungsmesse didacta in Hannover. Vom 20.-24. Februar steht hier alles zur Verfügung, was Pädagogen über die jagdliche Naturpädagogik wissen wollen. Lernort Natur ist Partner der landwirtschaftlichen Gemeinschaftsschau „Landwirtschaft und Ernährung – erleben lernen“, bei der die Verbände aus dem Agrarbereich zeigen, wie Lernen mit Freude am Erleben verbunden werden kann.
Eigentlich ist die Idee doch ganz einfach: wer spielt, der lernt! Und wer mitmacht, der lernt auch. Beides zu verbinden ist möglich. Die Jägerinnen und Jäger halten dafür ein umfangreiches Instrumentarium bereit: Lehrmaterialien, Poster, Spiele, Bücher für alle Altersgruppen, toll ausgestattete Mobile, die überall vorfahren können und vor allem ehrenamtlich Aktive, die der DJV mit einem umfangreichen Weiterbildungsprogramm pädagogisch trainiert.
Jeder von ihnen hat sein Spezialgebiet. Manch einer hat sich pädagogisch noch in anderen Bereichen weitergebildet, ist Heilpraktiker geworden oder spezialisiert sich auf die Arbeit mit behinderten Menschen. Interessant auch die Projekte im Bereich ADHS-Prävention und –Linderung: Lernen im Grünen – das ist nicht nur eine nette Abwechslung, sondern könnte zu einem zukunftsweisenden Konzept werden.
Da wird die Arbeit mit Naturmaterialien, die Wolfgang Ritzke, Yvonne Scheffel-Schulz aus Jaderberg und Anetta Homann aus Cloppenburg auf der didacta demonstrieren plötzlich ganz modern. Jedenfalls werden sie wieder das Interesse der Pädagogen auf sich ziehen, die sich auf Europa´s größter Bildungsmesse über neue Trends informieren möchten, von denen manche so neu gar nicht sind.