Wildtierfreundlichere Straßen dank neuem Tierfund-Kataster
Der Deutsche Jagdverband stellt am kommenden Montag anlässlich der Tagung "Lebensraumkorridore für Tier und Mensch" das neu entwickelte Tierfund-Kataster in Berlin vor. Damit lassen sich beispielsweise Wildunfälle innerhalb von wenigen Minuten erfassen - vor Ort über die kostenfreie Smartphone-App (Android und iOS) oder im Internet (www.tierfund-kataster.de). Der aktuelle Standort wird bei der App automatisch erfasst und relevante Daten wie Datum oder Wildart werden abgefragt. Nutzer können ein Foto des Tieres einstellen und helfen damit Experten bei der Artbestimmung. Eine Speicherung der Daten auf dem Smartphone ist auch ohne Internetverbindung möglich. Wissenschaftler der Universität Kiel prüfen die Daten, werten sie systematisch aus und ermitteln Wildunfall-Schwerpunkte. Die Straßenbehörden können die Daten schließlich nutzen, um Konfliktstellen zu entschärfen. Werden Verkehrswege wildtierfreundlicher gestaltet, bedeutet dies ein Plus an Tierschutz sowie weniger Personen- und Sachschäden.
Rund 1.300 Verkehrsteilnehmer haben sich in den vergangenen zwölf Monaten für den Online-Dienst angemeldet und knapp 2.300 Tierfunde gemeldet. Die am häufigsten gefundene Wildart ist Rehwild, dicht gefolgt von Fuchs und Dachs. Insgesamt umfasst das Tierfund-Kataster zwischenzeitlich mehr als 35.000 Datensätze von Unfällen. Rund 228.600 Kollisionen mit Hirsch, Reh und Wildschwein gab es laut DJV-Statistik im vergangenen Jahr. Die Polizei erfasst lediglich 10 Prozent davon, nämlich Unfälle mit Personenschäden. Der Großteil der Wildunfallschwerpunkte bleibt somit bisher unentdeckt.
Die seit Jahrzehnten konstant hohe Zahl von Wildunfällen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Wildtiere immer mehr Barrieren überwinden müssen, um Partner oder Nahrung zu finden. Das Bundesprogramm Wiedervernet-zung soll Korridore über Verkehrswege hinweg für Tiere schaffen. Knapp 100 Konfliktstellen im deutschen Straßennetz müssen umgehend beseitigt werden. Dort kollidieren wichtige Wanderachsen von Wildtieren mit bedeu-tenden Verkehrswegen. Grünbrücken oder Ottertunnel können Abhilfe schaffen. Als Partner des Leuchtturmprojektes Holsteiner Lebensraumkor-ridore hat der DJV in den vergangenen Jahren in der Praxis ermittelt, wie Querungshilfen optimal funktionieren. Am kommenden Montag (27. März 2017) stellen Experten in Berlin auf der Fachtagung "Lebensraumkorridore für Tier und Mensch" vor, wie die Wiedervernetzung von Lebensräumen künftig gestaltet werden muss und welche Fortschritte bisher erreicht werden konnten.