Wolf sorgt für steigende Wildschäden
Ausgangspunkt der Besorgnis war die Höhe der Wildschäden in der Züllsdorfer Feldflur. „Trotz erhöhter Aktivität schaffen es unsere Jäger kaum noch, die Schäden in erträglicher Höhe zu halten.“, schrieb Jagdvorsteher Höhne dem Minister. Zur Erklärung fügte er hinzu, dass sich mit der Etablierung eines Wolfsrudels in der Annaburger Heide insbesondere das Rotwild anders verhält. Die weiblichen Tiere – Kahlwild genannt – bilden Großrudel von 70 bis 120 Stück und sind bereits tagsüber auf den Feldern aktiv. Außerdem wechselt das Wild die aufgesuchten Flächen ständig und unvorhersehbar. Sobald die Jäger feststellen, dass das Großrudel da war, sei es in den meisten Fällen schon zu spät. Und niemand könne erwarten, dass die Jäger täglich rund um die Uhr an allen gefährdeten Flächen anwesend sind.
Ein solches Rudel richtet in nur zwei Stunden einen riesigen Schaden an. Die Jäger haben sich in ihren Jagdpachtverträgen verpflichtet, für Wildschäden aufzukommen. Damals war die Rückkehr der Wölfe aber noch nicht vorherzusehen, die Bedingungen haben sich inzwischen grundlegend geändert. Die laut Gesetz langfristig abzuschließenden Verträge gelten aber weiter, und so kommt es für die Jäger zu starken finanziellen Belastungen. Das Landwirtschaftsministerium wurde um brauchbare Antworten gebeten. Jagdvorsteher Höhne stellte klar, dass die Züllsdorfer mehr erwarten, als die von Euphorie geprägte Wolfskampagne der Vergangenheit. Diese Hoffnung wurde enttäuscht. In seiner Antwort äußerte das Landwirtschaftsministerium zwar symbolisch Verständnis für die Sorgen der Betroffenen vor Ort, darüber hinaus ist dem Schreiben jedoch nichts zu entnehmen, was auch nur im Ansatz problemlösend wirken könnte. Konkret heißt es im Antwortschreiben: „[…] zeigen die Erfahrungen, dass es in den Wolfsgebieten für die Jäger schwieriger werden kann, Beute zu machen. Insoweit erscheint es sinnvoll und zweckmäßig, wenn sich die Jäger mit ihrem Jagdregime auf die Anwesenheit der Wölfe einstellen.“ Mit so einem Hinweis ist den Jägern kein bisschen geholfen. „Dieser Umstand zeigt eindrucksvoll, dass hier einmal mehr Politik gegen die betroffenen Bewohner im ländlichen Raum gemacht wird. Die Leute, die täglich mit dem Wolf umgehen müssen, werden im Regen stehen gelassen.“, so Udo Appenzeller, Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes Brandenburg e.V. (LJVB).
Piela verweist in seinem Schreiben auf den Wolfsmanagementplan sowie die Sitzungen der AG „Wolf und Wild“ sowie „Herdenschutz“. Plenums „[…] Die Arbeitsergebnisse vorgenannter Gremien werden auch einfließen in eine für 2017 vorgesehene Evaluierung des Wolfsmanagementplans“, so Piela. In diese Evaluierung wird sich auch der Jagdverband aktiv einbringen. „Wir werden uns aber nicht mit Versprechungen abspeisen lassen“, sagt Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des LJVB. „Angesichts der rasant steigenden Wolfspopulation und der wachsenden Probleme muss endlich festgelegt werden, wie viele Wölfe Brandenburg ertragen kann und will. Eine unbegrenzte Ausbreitung ist realitätsfern und sorgt im ländlichen Raum für rapide sinkende Toleranz gegenüber dem Großraubtier.“