ZDF-Doku "Großwildjagd im Ausland": Jagdverbände äußern Kritik
Ein ZDF-Beitrag des Investigativ-Formats "Frontal21" berichtet über deutsche Jäger auf Großwildjagd in Afrika. Um beim Zuschauer für Aufmerksamkeit zu sorgen, nutzt das Format fragwürdige Jagdszenen aus dem Internet. Der Internationale Jagdrat (CIC) in Deutschland und der Deutsche Jagdverband (DJV) stellen fest: Der Beitrag zeichnet ein verzerrtes Bild der Auslandsjagd und ihres Beitrages zum weltweiten Artenschutz.
Die ZDF-Richtlinien sehen unter anderem den „vorbehaltlosen Willen zur Wahrhaftigkeit und zur Sachlichkeit“ vor: Der Beitrag "Deutsche auf Trophäenjagd“ von „Frontal21“ nutzt allerdings Jagdszenen und sogenannte "Erlegerfotos" US-amerikanischer Kunden in Südafrika. Im Anschluss wird zu einer Vor-Ort-Recherche der Redaktion in Namibia übergeleitet. Beim Zuschauer muss der Eindruck entstehen, die Szenen stammten aus Namibia. Im Beitrag wird beispielsweise ohne weiteren Hinweis auf die Hintergründe gezeigt, wie ein US-Amerikaner in einem Gatter einen extra hierfür gezüchteten Löwen tötet. In Namibia hingegen dürfen Gastjäger überhaupt keine Löwen erlegen - die Praxis des Gatterabschusses ist dort überdies verboten.
CIC und DJV haben mit Verantwortlichen aus Regierung und Naturschutz in Namibia gesprochen. Die Fakten zur Sendung:
- Obwohl der Beitrag "Deutsche auf Trophäenjagd" titelt, werden Jäger aus Deutschland überhaupt nicht gezeigt.
- Anders als der Beitrag suggeriert, stammt die gezeigte Löwen-Szene nicht aus Namibia, sondern aus Südafrika. Sie zeigt keinen deutschen Jäger. Es handelt sich um das Töten eines sogenannten "Captive Bred Lion" - eines gezüchteten Löwen - gegen Geld. CIC und DJV verurteilen diese Praxis auf das Schärfste. Es gibt derartige Angebote in Südafrika, in Namibia sind sie verboten.
- "Canned Lion Shooting" - das Töten dieser gezüchteten Löwen in Gattern - wird überwiegend von US-Amerikanern praktiziert, die gänzlich andere jagdethische Vorstellungen als deutsche Jäger haben. Solche Angebote haben für den Ausschluss des südafrikanischen Berufsjägerverbandes (PHASA) aus dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) gesorgt und sind auch auf der Messe "Jagd&Hund" in Dortmund verboten.
- In Namibia gibt es aktuell gar keine Quote für Löwen. Lediglich Problemtiere, die eine Gefahr für die Sicherheit von Menschen und deren Vieh darstellen, dürfen im Auftrag und überwacht durch das Umweltministerium erlegt werden. Gastjäger erhalten hierfür keine Erlaubnis.
- Der Beitrag zweifelt an, dass Einnahmen aus der Jagd die Bevölkerung erreichen - als Beweis wird die Uhungo-Conservancy genannt. Die Uhungo-Conservancy ist nur eine von knapp 90 namibischen gemeindebasierten Hegegemeinschaften. Im Rahmen des Conservancy-Modells erhalten die Gemeinden 100 Prozent der Jagdeinnahmen. Mit diesem Geld werden derzeit nachweislich über 700 kommunale Wildhüter, Entwicklungs- und Naturschutzprojekte finanziert (Chris Weaver, WWF Namibia). Die Probleme in der Uhungo-Conservancy wurden nicht durch die Jagd verursacht, sondern basieren auf Missmanagement der verantwortlichen Gemeindevertreter. Die Behauptung, Elefanten würden "durch verdorbenes Wasser aggressiv", ist schlichtweg absurd.
- Gezeigt wird die Erlegung eines Giraffenbullen. Was nicht gezeigt wird: Dieser ist verletzt, die Erlegung aus Gründen des Tierschutzes ist verpflichtend. Vermutlich durch eine illegale Schlinge von Wilderern ist ein Huf ausgewachsen. Am Rücken klafft zudem eine massive, vereiterte und mit Fliegenmaden besetzte Wunde. Ein Giraffenbulle dieses Alters pflanzt sich nicht mehr fort.
- Anders als im Beitrag suggeriert, sind die Bestände an Giraffen in Namibia nicht gefährdet. In Ländern mit regulierter Jagd sind sie stabil oder sogar zunehmend.
Das namibische Umweltministerium (MET) kritisiert den ZDF-Fernsehbeitrag in einer Videobotschaft. Auch der namibische Berufsjägerverband (NAPHA) bemängelt die Darstellung der Jagd.