Importverbote für Jagdtrophäen gefährden erfolgreiche Artenschutzprojekte
Seit Jahren stellt die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke (B90/Grüne) bei der Bundesregierung die gleiche schriftliche Anfrage, wie viele Jagdtrophäen eingeführt werden. Für 2018 hat Bundesamt für Naturschutz (BfN) 197 Einfuhrgenehmigungen für Jagdtrophäen von Tieren erteilt, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen. Die deutsche Tierrechtsszene nimmt die Zahlen alljährlich zum Anlass, Beschränkungen und Verbote für die Einfuhr legaler Trophäen aus nachhaltiger und regulierter Jagd zu fordern. Die deutsche Delegation des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) und der Deutsche Jagdverband (DJV) weisen darauf hin, dass solche Forderungen kontraproduktiv für den Erhalt vieler gefährdeter Wildarten sind und die Einfuhr von Jagdtrophäen von Tieren, die dem Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegen, streng reglementiert ist.
Ersetzt Fototourismus nachhaltige Jagd?
Dr. Dietrich Jelden, ehemaliger Leiter der Abteilung Artenschutzvollzug im BfN, sagte gegenüber CIC und DJV zur Genehmigungspraxis der Fachbehörde: "Erfolgt eine Genehmigung, dann ist diese Garant dafür, dass die Bejagung einer bestimmten Wildart im Herkunftsland den CITES-Vereinbarungen entspricht und damit nicht nur völlig legal sondern auch nachhaltig geschieht. Zudem ist die Zahl erteilter Genehmigungen nicht gleichbedeutend der Zahl legal erlegter Tiere: Sie umfasst oftmals mehrere Teile ein und des selben Tieres." CITES steht für "Convention on International Trade in Endangered Species". Auch die Weltnaturschutzunion IUCN verweist ausdrücklich auf den Stellenwert nachhaltig durchgeführter Jagd und stellt klar, dass die Aussage, wonach Trophäenjagd einfach durch Fototourismus ersetzt werden könnte, nicht richtig ist. Fototourismus ist in weiten Teilen der Reiseländer gar nicht darstellbar, da die hierfür nötige Infrastruktur fehlt. Ihre Bereitstellung würde einen hohen finanziellen Einsatz und massive Auswirkungen auf die Umwelt bedeuten - durch den Bau von Straßen, Hotelanlagen und der Zunahme von Müll.
"Nachhaltiger Jagdtourismus, gut gemanagt und kontrolliert, ist außerhalb von Nationalparken die wichtigste Einnahmequelle. Sein ökologischer Fußabdruck ist vergleichsweise gering", sagte Gerald Bigurube, ehemaliger Leiter der tansanischen Nationalparkbehörde TANAPA anlässlich eines CIC-Interviews mit Dr. Rolf Baldus. Für erfolgreichen Fototourismus sind extrem hohe Wildtierdichten notwendig - das führt außerhalb touristischer Ziele unweigerlich zu Konfliktsituationen zwischen Menschen und Wildtier, etwa Löwe oder Elefant. Aktuell erwägt beispielsweise Botswana aus diesem Grund die Aufhebung eines seit 2014 bestehenden Jagdverbotes.
Löwe, Elefant und Nashorn profitieren von Jagd-Einnahmen
In Ländern mit nachhaltigem Jagdmanagement wachsen die Bestände ikonischer Arten wie Löwe, Elefant oder Nashorn oder sind auf hohem Niveau stabil. Wild erhält durch Gastjäger einen Wert für die lokale Bevölkerung. Die Menschen vor Ort sehen in diesen Tieren sonst Konkurrenten um Weideland oder eine Gefahr für ihr Vieh oder das eigene Leben. "Wildbret aus regulierter Jagd stellt für große Teile der afrikanischen Bevölkerung eine hoch geschätzte und oftmals die einzige legale Fleischquelle dar. Das erlegte Wild wird vollumfänglich genutzt und findet sich auch in den Restaurants der Touristen. Ein Steak vom wilden Oryx ist aus ökologischer Sicht um einiges nachhaltiger als ein Rindersteak und trägt gleichzeitig noch zum Schutz der heimischen Wildtiere und seiner Lebensräume bei", stellt Dr. Bethe, DJV-Vizepräsident, fest.
Erst 2017 erteilte das Bundesumweltministerium (BMU) Forderungen von Tierrechtsaktivisten eine klare Absage, wonach aus seiner Sicht pauschale Importbeschränkungen für Jagdtrophäen nicht zu rechtfertigen sind, da so viele gute Artenschutzprojekte gefährdet würden.