Jäger erlegen so viele Nutrias wie nie
Knapp 88.200 Nutrias haben die Jäger in Deutschland im Jagdjahr 2019/20 (1. April bis 31. März) erlegt. Das sind 42 Prozent mehr als im Vorjahr und fünfeinhalb mal so viele Tiere wie zehn Jahre zuvor. Die meisten Nutrias sind in Niedersachsen zur Strecke gekommen: knapp 41.400. Diese Zahlen hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht.
Klimawandel begünstigt Ausbreitung der Südamerikanerin
Die Nutria gilt in Europa als invasive, gebietsfremde Art. Sie stammt aus dem subtropischen Südamerika und ist an Gewässer gebunden. Dank Klimawandel hat sie sich in Deutschland innerhalb weniger Jahre stark ausgebreitet. Von 2006 bis 2015 haben sich die Nachweise ihres Vorkommens in Jagdbezirken verdoppelt - auf 16 Prozent bundesweit. Neue Monitoring-Daten liegen 2021 vor. Besonders verbreitet ist die Nutria im westlichen und östlichen Niedersachsen (Ems, Elbe), in Nordrhein-Westfalen, im Westen Baden-Württembergs (Rhein), im Norden Sachsen-Anhalts (Elbe) sowie im Nordwesten und Süden Brandenburgs (Havel, Schwarze Elster, Spreewald, Neiße).
Deichschutz ist ebenso bedroht wie seltene Arten
Die Nutria legt meterlange, unterirdische Höhlensysteme im Uferbereich und in Deichanlagen an und gefährdet damit deren Stabilität, was zu Überschwemmungen von Agrar- und Siedlungsflächen führen kann. Das Abfressen von Wasserpflanzen und Röhrichtbeständen gefährdet Ökosysteme und die darin lebenden Arten. Es verschwinden beispielsweise Bruträume für Fische und Wasservögel. Das Bundesamt für Naturschutz empfiehlt deshalb den systematischen Einsatz von Lebendfangfallen und den Abschuss. Der DJV begrüßt diese Position. Einschränkung der Jagd in Schutzgebieten oder ein Verbot der Jagd mit der Falle hingegen sind schlecht für den Artenschutz.
Der DJV und drei Landesjagdverbände unterstützen ein EU-Life-Projekt zum Management von Nutria und Bisam. Beteiligt ist die Tierärztliche Hochschule Hannover sowie niederländische und belgische Institutionen. Im Fokus: Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten, Verhindern von Überschwemmungen und Minimierung von landwirtschaftlichen Schäden.