Jungwild bitte nicht anfassen!
Die Natur gleicht derzeit einer großen Kinderstube. Viele Wildtiere bringen jetzt, in der sogenannten Brut- und Setzzeit, ihren Nachwuchs zur Welt. Der Deutsche Jagdverband (DJV) bittet daher alle Naturnutzer und Hundehalter um erhöhte Rücksichtnahme. „Leider kommt es immer öfter vor, dass Wildtierkinder berührt oder gar aus Mitleid mitgenommen werden”, sagt Torsten Reinwald, Pressesprecher des DJV. Diese falsch verstandene Tierliebe macht Wildtiere dann tatsächlich zu Waisen und führt schlimmstenfalls sogar zum Tod. „Haftet menschlicher Geruch am Nachwuchs verstoßen Ricke oder Häsin ihr Junges – und es muss verhungern”, so Reinwald.
Zum Schutz vor natürlichen Fressfeinden werden Rehkitz, Junghase und Co. in den ersten Lebenswochen von ihren Müttern im hohen Gras oder am Waldrand abgelegt und nur zum Säugen aufgesucht. Die Jungen haben noch keinen Eigengeruch und sind dank ihrer Färbung gut getarnt. Droht Gefahr, flüchten sie nicht, sondern ducken sich instinktiv. Ein angeborener Schutzreflex vor Fressfeinden, der Rehkitz oder Junghase dann zum Verhängnis wird, wenn Menschen sie mit bloßen Händen anfassen. Nur ein verletztes oder nachweislich verwaistes Tier ist hilfebedürftig. Im Zweifelsfall sollten Tierfreunde einen ortsansässigen Jäger kontaktieren, der den Zustand des Jungtieres genau einschätzen kann.
Frei laufenden Hunden sind Wildtierkinder in der Brut- und Aufzuchtzeit schutzlos ausgeliefert. Selbst wenn der Hund gut hört, reicht eine Sekunde Unaufmerksamkeit und der Vierbeiner hat ein Rehkitz oder einen Junghasen entdeckt und packt diesen instinktiv. Der DJV appelliert an Hundebesitzer in der Brut- und Setzzeit die Wege nicht zu verlassen und ihre Lieblinge an der Leine zu führen.
Achtung Wiesenmahd!
Ducken und Tarnen kann Jungtieren auch zum Verhängnis werden, wenn Menschen sie anfassen. Oder wenn die Wiesen gemäht werden. Denn das regungslose Verharren schützt vor dem Fuchs, aber nicht vor dem Kreiselmäher. Jäger suchen deshalb im Juni kurz vor der Mahd die Wiesen mit speziell ausgebildeten Jagdhunden ab, die die Wildtierkinder aufspüren und den Jägern anzeigen. Häufig werden sie begleitet von zahlreichen freiwilligen Helfern. Ein DJV-Film gibt Einblick in die frühsommerlichen Kitzrettungsaktionen.