Bereicherung der Artenvielfalt! Energieträger der Zukunft?
Wildpflanzenmischungen sind eine Bereicherung der Artenvielfalt. Viele freilebende Tierarten – von Insekten über Bienen bis zum Feldhasen – finden hier Nahrung und Schutz zugleich. Ob Wildpflanzen auch ein praxisrelevanter Energieträger der Zukunft sein können, untersucht die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) seit dem Spätsommer 2013 in einem dreijährigen Forschungsprojekt, das heute im Rahmen eines Ortstermins bei Lingen, Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer vorgestellt wurde.
„Mit unserem Forschungsprojekt verfolgen wir den Ansatz, alternative, praxistaugliche Konzepte für einen nutzungsintegrierten Naturschutz weiter voranzubringen und so Lebensräume für die Bewohner der Feldflur zu erhalten und auszuweiten“, sagte Josef Schröer, stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. Im Kern gehe es darum, Lösungen für ein Miteinander der Nutzungsansprüche zu finden, deren oberstes Ziel der Erhalt der Artenvielfalt sei und die in der landwirtschaftlichen Praxis auf Akzeptanz stoßen. Entscheidend dazu beitragen könne die Anerkennung von Wildpflanzenmischungen als Greening-Maßnahme oder alternativ eine Förderung von Wildpflanzenmischungen zur Energiegewinnung über die Niedersächsischen Agrarumweltprogramme.
Aus Sicht von Landwirtschaftsminister Christian Meyer liegen in dem Forschungsprojekt, das zu rund 70 Prozent vom Land und zu etwa 30 Prozent von der Landesjägerschaft finanziert wird, große Chancen für mehr Natur- und Umweltschutz und den unbedingt notwendigen Erhalt der Artenvielfalt. „Die Forschung zur Verwendung von Wildpflanzenmischungen ist ein tolles Projekt und passt exzellent in unser Nachhaltigkeitskonzept. Nach meiner Ansicht hat die Nutzung von Wildpflanzen für Biogasanlagen viele Vorteile und sorgt für mehr Akzeptanz und positive Ökobilanzen bei der Bioenergiegewinnung. Wir haben uns deshalb für die Anerkennung von Wildpflanzen nicht nur zur Nutzung in Biogasanlagen, sondern auch als Greening-Maßnahme eingesetzt. Mit unserem erfolgreichen Blühstreifenprogramm senden wir ein weiteres starkes Signal für den Erhalt der Artenvielfalt“, sagte der Minister. „Die Erhöhung der Förderung von den für die Bienen und das Wild wichtigen Blühstreifen von 540 auf bis zu 975 Euro pro Hektar wird sehr gut von unseren Landwirten angenommen.“
Profitieren von dem Projekt, das von unabhängigen Forschungsinstituten wissenschaftlich begleitet wird, könnten auch andere Bundesländer, denn die Ergebnisse des Forschungsvorhabens der Landesjägerschaft fließen in das bundesweite Projekt „Netzwerk Lebensraum Feldflur ein, an dem sich die LJN beteiligt und das durch die Deutsche Wildtier Stiftung (DeWiSt), den Deutschen Jagdverband (DJV) und den Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) koordiniert wird. Ziel dieses 24 Partner umfassenden Projektes ist es, die Biogaserzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes zu verknüpfen.
Die Landesjägerschaft nutzte den Besuch von Landwirtschaftsminister Christian Meyer in Lingen auch, um ihm ihre Projekte zur Wildtierrettung bei der Mahd vorzustellen: Angefangen von den klassischen Präventionsmaßnahmen wie dem Einbringen von Vergrämungsmitteln, darunter Knistertüten, Radios, Flatterbändern und ähnliches, über das Absuchen der Flächen mit brauchbaren Jagdhunden bis hin zur Erprobung technischer Hilfsmittel wie einem akustischen Wildwarner. „Diesen Ansatz begrüße ich sehr“, sagte Landwirtschaftsminister Christian Meyer. „Das ist ein guter Weg, um bei der Mahd Verletzungen und Tötungen von Wildtieren zu vermeiden.“ In einem aktuellen Forschungsprojekt wird zudem die Praxistauglichkeit von sogenannten „Multikoptern“ bei der Mahd untersucht. Hierbei wird mittels einer Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, die zu mähende Fläche überflogen. Durch die Temperaturunterschiede zwischen Wildtieren und der Umgebungstemperatur sollen erstere über die Wärmebildkamera ausfindig gemacht und so vor den Erntemaschinen gerettet werden können. Das Projekt finanziert die Landesjägerschaft über Mittel aus der Jagdabgabe des Landes Niedersachsen.