Problemwolf in Niedersachsen bei Herzlake getötet
In Niedersachsen ist ein Problemwolf abgeschossen worden. Wie das Umweltministerium mitteilte, wurde das weibliche Tier des Rudels Herzlake in der Nacht zu Donnerstag bei Löningen getötet. Der Kadaver werde routinemäßig geborgen, eine genetische Untersuchung zur Identifizierung eingeleitet.
Im Territorium des Rudels Herzlake wurden seit Ende 2018 etwa 500 Schafe von Wölfen getötet, wie das Ministerium mitteilte. Dabei überwanden Tiere des Rudels mehrfach den Herdenschutz wie Zäune. Daraufhin wurde eine Ausnahmegenehmigung zur Tötung eines Wolfs des Rudels Herzlake erteilt.
Die Zahl der Wölfe in Niedersachsen stieg innerhalb eines Jahres von etwa 230 auf aktuell rund 350. Inzwischen gibt es 35 Rudel und zwei Paare, wie aus dem Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft hervorgeht. Mit offizieller Genehmigung geschossen wurde in Niedersachsen erst ein Wolf, nämlich im Frühjahr 2016. Das Tier war zuvor Menschen zu nahe gekommen. Die Jagd nach dem sogenannten Rodewalder Rüden, der in seinem Revier rund 45 Kilometer nördlich von Hannover Rinder und Ponys riss, blieb bislang erfolglos.
Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Bäumer begrüßte den aktuellen Abschuss: «Wir haben immer gefordert, dass auffällige Wölfe konsequent entnommen werden. Die Forderungen und Bemühungen der CDU-Fraktion zeigen endlich Wirkung.» Es sei gut, dass der Staat gezeigt habe, dass er handlungsfähig ist.
Die Grünen kritisierten den Abschuss als «keinen guten Tag für den Artenschutz in Niedersachsen». Ob die strengen Voraussetzungen für die Tötung eines sogenannten Problemwolfes vorlagen, konnte durch die Geheimniskrämerei des Umweltministeriums nicht vorher gerichtlich überprüft werden, monierte der naturschutzpolitische Sprecher Christian Meyer.
Die Umweltverbände WWF Deutschland und Naturschutzbund (Nabu) werfen der niedersächsischen Landesregierung eine «geheime Wolfshatz» vor. Derzeit wisse niemand, wie viele und welche Wölfe auf den geheimen Abschusslisten stehen, kritisierten die Organisationen am Donnerstag. Auskunft über die betroffenen Landkreise und Tiere werde verweigert. Aus Sicht von WWF und Nabu setzt die Landesregierung die Anforderungen des Umweltinformationsgesetzes und des Artenschutzrechtes nicht pflichtgemäß um.
Das Umweltministerium gibt nach eigenen Angaben keine näheren Informationen, weil in der Vergangenheit bereits in sozialen Medien zu Störaktionen gegen Wolfsentnahmen aufgerufen worden sei. Zudem habe es persönliche Bedrohungen gegeben. Der Nabu hat bereits bei der Europäischen Union Beschwerde gegen die neue Wolfsverordnung des Landes Niedersachsen eingereicht. In der kommenden Woche wird der Umgang mit dem Wolf abermals Thema im Landtag in Hannover sein.